Coronabedingt verschiebt sich die Planung der Stadt. Dennoch kann der Stadtrat erste Ergebnisse vorlegen.
Was im vergangenen Herbst mit Querelen um ein vergebenes Kulturstipendium begann, mündet nun in einer Professionalisierung der Stadtzuger Kulturorganisation. Der Stadtrat will eine neue Kulturstrategie samt Reglement zur Kulturförderung entwickeln und eine neue Abteilung Kultur schaffen, in welche die bisherigen Mitarbeiterinnen integriert werden sollen.
An seiner Sitzung vom Dienstag, 31. März, hat der Stadtrat nun Iris Weder als Leiterin der neuen Abteilung Kultur gewählt. Weder wird ihre Stelle am 1. Juli mit einem 80-Prozent-Pensum antreten. Per dann nimmt auch die neue Abteilung Kultur offiziell ihre Arbeit auf.
(ls) Iris Weder, die Leiterin der neu geschaffenen Abteilung Kultur, verfügt laut Mitteilung der Stadt Zug über 30 Jahre Erfahrung im Kulturmanagement und in der Kulturvermittlung. Die 56-Jährige ist ausgebildete Tanz- und Bewegungspädagogin und absolvierte eine Theaterausbildung. Ende dieses Jahres wird sie ihr MAS-Studium «Kulturmanagement» abschliessen.
Stadtpräsident Karl Kobelt freut sich über die Wahl: «Iris Weder ist gut vernetzt und ihre breiten Erfahrungen und Ausbildungen in diversen Kultursparten haben den Ausschlag für sie als Abteilungsleiterin gegeben.» Kulturerfahrung hat Weder etwa als Organisatorin von Festivals wie dem Internationalen «FigurenTheaterFestivalBasel» sowie bei Eigenproduktionen gesammelt. Von 2014 bis 2019 leitete sie das Kulturzentrum «ZeughausKultur» Brig und wurde erste Kulturdelegierte der Stadtgemeinde Brig-Glis. Insgesamt sind laut Kobelt 18 Bewerbungen für die Stelle als Abteilungsleitung Kultur eingegangen.
Die neue Kulturstrategie ist laut Stadtpräsident Karl Kobelt in Arbeit, wird nun allerdings durch die Corona-Krise verzögert. Ein erster öffentlicher Workshop, der auf Mai angesetzt gewesen wäre, kann erst im Herbst durchgeführt werden. Das erste Zukunftsforum zur Kulturstrategie ist für Samstag, 12. September, vorgesehen. Ganz zum Erliegen gekommen sei das kulturelle Leben in der Stadt Zug wegen des Coronavirus aber nicht, relativiert Kobelt. «Es gibt erfreulicherweise einige Kulturschaffende, die ihr Schaffen in dieser schwierigen Situation auf andere, digitale Kanäle verlegt haben und die Leute so zu erreichen versuchen. Auch die Fachstelle Kultur ist weiter an der Arbeit, mehrheitlich im Homeoffice.» Entsprechend laufe die Entwicklung der neuen Kulturstrategie weiter, ebenso das Prüfen der Beitragsgesuche.
Bisher hätten sich noch keine Kulturbetriebe oder Kulturschaffende gemeldet, die aufgrund der herausfordernden Situation Unterstützung der Stadt bräuchten, erklärt Karl Kobelt.
«Die Stadt würde Gesuche von Zuger Institutionen und Vereinen betreffend begründeten Ausfällen selbstverständlich prüfen. Die Hilfe käme ergänzend zur Unterstützung von Bund und Kanton zum Tragen.»
Der Prozess zur neuen Kulturstrategie verläuft in vier Phasen. Als Erstes erarbeitet die Projektgruppe eine gemeinsame Vorstellung zu Form und Inhalt des künftigen Kulturkonzepts und bereitet den Mitwirkungsprozess vor. Danach werden in einem Online-Mitwirkungsprozess für die Bevölkerung sowie in einem Zukunftsforum für Kulturakteure mögliche Handlungsfelder für die künftige Kulturpolitik entwickelt. In einer dritten Phase werden die Resultate ausgewertet und ein erster Strategieentwurf aufgegleist, woraufhin in einem zweiten Zukunftsforum konkrete Leitsätze und erste Massnahmen formuliert werden sollen. Danach erfolgt die Ausarbeitung der neuen Kulturstrategie mit konkreten Zielen und Massnahmen.
Mittlerweile ist auch die siebenköpfige Kulturkommission wieder komplett und hat am 2. März eine erste Sitzung in neuer Zusammensetzung abgehalten. Als Folge der fragwürdigen Stipendienvergabe an ein Kommissionsmitglied findet derzeit eine Untersuchung statt. Konkret hat die Geschäftsprüfungskommission (GPK) der Rechnungsprüfungskommission (RPK) den Auftrag erteilt, «im Rahmen der Prüfung der Rechnung 2019 die Konten der Kultur von 2019 und 2018 mit einem externen Prüfungsunternehmen einer Schwerpunktprüfung zu unterziehen», erklärte die Stadt Anfang Jahr. Je nach Erkenntnissen werde die RPK anschliessend die Konten der Kultur der Geschäftsjahre 2015 bis 2017 überprüfen und zuhanden der GPK bis Mai einen Bericht erstellen. Laut Stadtpräsident Karl Kobelt sind die Arbeiten der externen Prüfer noch nicht abgeschlossen. Zurzeit entstehe der Schlussbericht zuhanden der GPK, der wie geplant Anfang Mai vorliegen solle.
Nützliche Informationen im Zusammenhang mit dem Coronavirus finden Kulturinstitutionen hier: www.zugkultur.ch/nktEJw.