Das Minus im Briefpostverkehr versucht die Schweizer Post mit verschiedenen Werbeaktionen auszugleichen.
Neulich an einem frühen Nachmittag in der Schalterhalle der Post Laubenhof in Zug. Es ist wenig los. Die Wartezeit ist deshalb moderat – aber lange genug für die Spendensammler der Heks (Hilfsorganisation der Evangelischen Kirchen der Schweiz), um die Wartenden zum Spenden zu animieren.
Das Vokabular der Umgarnung ihrer Gesprächspartner haben die jungen Heks-Vertreter bei der Vorbereitung auf solche Einsätze auswendig gelernt. Es ist ihnen gemeinsam, dass alle die eigene Organisation als die Beste von allen bezeichnen. Ihr Argumentarium ist dann auch erwart- und austauschbar.
Markus Flückiger, er ist Sprecher der Schweizer Post, bestätigt die Standaktion und sagt: «Es handelte sich um eine geplante Promotionsaktion für Heks in der Filiale Laubenhof in Zug. Die Aktion fand am 14. Januar 2020 statt.» Den Zweck der Aktion umschreibt Flückiger so: «Zweck der Promotion war, Mitglieder für die Non-Profit-Organisation Heks zu gewinnen.»
Die Idee, auf diesem Kanal zu Spenden zu kommen ist gemäss dem Postsprecher keine Premiere: «Solche Aktionen haben bereits in einigen Filialen der Post stattgefunden, auch in der Filiale Laubenhof in Zug.» So ist eine Standaktion eines Fitnessstudios verbrieft. Eigene Beobachtungen zeigen, dass solche Aktionen nicht bei allen Kunden gut ankommen.
Auf die Frage, wie oft eine solche Aktion innerhalb einer Woche erlaubt sei, antwortet Flückiger: «Im vergangenen Jahr haben rund 30 Aktionen dieser Promotionsart im Laubenhof in Zug stattgefunden.» Er verweist in dieser Angelegenheit zudem auf das Infoportal: www.post.ch/publiposte.
Auf der vorerwähnten Seite findet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, um in einer Poststelle Werbung aller Art zu platzieren. Die Abgabe von kleinen Geschenken am Schalter, ein Hingucker am Bildschirm, ein Flyer zum Mitnehmen oder aber ein Stand. Diesen preist die Post so an: «Vier Quadratmeter für Ihren Auftritt.» Das bedeutet, dass der Stand zwei Meter breit und zwei Meter tief sein darf. Die Höhe ist nicht limitiert.
In der Broschüre ist zudem noch als Argument erwähnt, dass täglich bis zu 450000 Personen schweizweit die Postschalter frequentieren. Ebenso ist auf einer Schweizer Karte ersichtlich, wo sich der Werbeeinsatz am meisten lohnen könnte. Die Poststelle Zug im Laubenhof ist das Paradepferd im Kanton. Gemäss der Postliste schauen rund 1200 Personen pro Tag bei dieser Poststelle vorbei. Die Kosten für diesen Service betragen 400 Franken für die Poststelle im Laubenhof in Zug und in Unterägeri sind 300 Franken zu berappen. Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer.
Ob die Aktion bei Postkunden gut ankommt, ist unklar. Fakt ist, dass bei solchen Aktionen im Drehkreuz des öffentlichen Verkehrs die Laufkundschaft ab und an ungehalten reagiert. Einige nehmen gar einen Umweg in Kauf.
Bedingt durch die Nähe zum Bahnhof Zug kommt so fast jedes Redaktionsmitglied mit den Spendensammlern der Heks, der vier Pfoten, Amnesty International, WWF, Greenpeace und zahlreichen anderen immer wieder einmal in Berührung. Dass die meisten Personen, welche den Bahnhof Zug frequentieren, tendenziell in Eile sind, ignorieren die Spendensammler. Die Auftritte der «Spendenjäger» sind im Bahnhof Zug auf zwei pro Woche beschränkt. In der Postbroschüre, welche diese Art des Marketings erlaubt, ist von einer Beschränkung innerhalb einer gewissen Zeitspanne nichts explizit erwähnt.