Unser Redaktor schreibt über interessante Gespräche mit einem Heimwehitaliener und einen Ausflug in die tiefe italienische Provinz.
Regelmässig besuche ich den Vater der Frau meines besten Freundes. Der Pensionär verlässt nur noch selten seine eigenen vier Wände. Wir trinken jeweils italienischen Caffè und reden von und über Italien. Mein Gesprächspartner weiss sehr viel über dieses bezaubernde Land und seine wechselvolle Geschichte.
Italien war bis zum Ende meiner Studentenzeit das Ferienziel Nummer eins. Aus gutem Grund: Da mein Vater bei den SBB arbeitete, bekamen wir als Familie ein Kontingent Freitickets auf dem Netz der italienischen Staatsbahn. Die Strände interessierten mich nie, sondern die in Italien an vielen Orten vorhandenen Überbleibsel aus der Römerzeit.
Dass viele über Italien sprechen, hat bei mir das Feuer für Italien wieder entfacht. Ich machte bereits einen Abstecher nach Bologna, dort ass ich Tagliatelle al ragù. Die den Bolognesern angedichteten Spaghetti bolognese gäbe es am vermeintlichen Herkunftsort gar nicht, liess mich mein Gesprächspartner wiederholt wissen.
Sehr oft erzählte mein Caffè-Gegenüber von einer Stadt mit dem Namen Pennabilli. Ich wollte wissen, wo diese Stadt liegt, und wie ich dorthin komme. Online-Fahrpläne sind nicht mein Ding, in Italien sind sie jedoch ein Segen. Es sind in der Region Rimini sogar Busfahrpläne im Netz greifbar. Solche Fahrpläne auf Papier gab es früher nie.
In Italien gibt es aktuell Tickets für fast alles online. Meiner Fahrt nach Pennabilli in der Provinz Rimini stand nichts mehr im Wege. Leider habe ich es verpasst, einen Blick auf die Pennabilli-Webcam zu werfen. Ich hätte den stockdicken Nebel bemerkt, der dort an meinem Reisetag herrschte.
Die miserablen äusseren Bedingungen verhinderten meinen Besuch auf den Hügel, auf dem die Ruine des Castello di Billi steht. Das Schloss diente einem nahegelegenen Kloster als Steinbruch.
Beim ersten Versuch war meine Reise nach Pennabilli ein halber Erfolg. Aber ich kehre dorthin zurück. Ich weiss, dass ich über die Stadt mit ihren zwei Hügeln von meinem Gesprächspartner noch viel mehr erfahren kann. Er hat mir vom dortigen Mathematik-Museum ja auch noch nichts verraten. So freue ich mich dann auch schon auf den nächsten Caffè.