Kolumne
Ferien: Sollen wir uns trauen?

Die Pandemie klingt aus. Er sagt: Planen Sie Ihre Ferien. Sie sagt: Passen Sie auf.

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«Am Mute hängt der Erfolg», soll Theodor Fontane geschrieben haben. Wir hätten das Zitat des deutschen Dichters kennen sollen, als wir Anfang 2021 unsere Sommerferien planten. Eine Villa mit Pool und Aussicht wollten wir; egal wo, Hauptsache erreichbar, ohne Flugzeug. Niemand konnte sagen, ob die Fliegerei kein Problem oder kein Thema sein würde.

Kilian Küttel.

Kilian Küttel.

Bild: Dominik Wunderli

So klickten wir uns durch Häuser in Italien und Frankreich, verglichen Preise und Ausstattungen, diskutierten und stimmten ab, als seien wir in der Politik, bis wir einen Favoriten hatten – und die Bedenken kamen. Wäre es eine gute Idee, einen Vertrag abzuschliessen, ohne zu wissen, ob die Grenzen offen sein würden? Konnte man sich auf eine einfache Stornierung verlassen, wie uns das Internet versprach? Statt diese Fragen zu beantworten, sagten wir die Übung ab – und machten einen Fehler.

Heuer fackelten wir nicht lange und buchten unsere Villa für acht Tage im Sommer. Infinity-Pool, Aussenküche, über 1000 Quadratmeter Ferientraum am Lago Maggiore. Übrigens suchen wir noch zwei Leute. Sollte das jemand aus meinem Bekanntkreis lesen, den ich noch nicht gefragt habe – meldet euch. Sicher sein könnt ihr euch zwar nie, aber wenigstens wisst ihr jetzt, wie Fontane das sieht.


Rahel Hug.

Rahel Hug.

Bild: PD

Kurzfristig und so spontan wie kaum je zuvor. So lässt sich die Ferienplanung meiner Familie seit bald zwei Jahren beschreiben. Sollen wir im nahen Ausland etwas buchen? Lohnt sich das, wenn wir am Ende eh nicht weit verreisen können? Bisher haben wir uns dagegen entschieden. Und am Schluss stets den Inland-Zielen den Vorrang gegeben – um auf Nummer sicher zu gehen. Das hat sich bewährt. Hasliberg, Jura, Bündnerland. Nahe ist eh viel praktischer, und genauso schön. Trotz äusserst knappem Zeitfenster zwischen Buchung und Abreise haben wir immer eine wunderbare Unterkunft gefunden.

Nun, im April stehen die nächsten Ferien bevor. Und ich muss zugeben, nach der längeren Abstinenz packt sie mich doch, die Sehnsucht nach dem Meer. Aber jetzt schon konkrete Pläne schmieden? In meinen Augen viel zu heikel.

Das alles hat weniger mit Mut, sondern vielmehr mit Erwartungen zu tun. Ich möchte mich nicht auf Meeresbrise, frischen Fisch, Gelati und Temperaturen um die 30 Grad freuen, um dann jäh enttäuscht zu werden. Deshalb wähle ich nach wie vor den spontanen Weg und lasse mich gerne überraschen. Und wenn es dann nur eine Fahrt ins Blaue wird mit dem Zelt und dem Gaskocher im Gepäck. Auch das hat seinen Reiz.