Gestern Abend feierte der Theaterverein Bürglen die Premiere des neuen Stücks. Es war ein doppeltes Jubiläum, nämlich dasjenige in der Komödie und das eigene 35-Jahr-Bühnenjubiläum.
Robi Kuster
Eine silberne Hochzeit wäre eigentlich nichts Besonderes für ein harmonierendes Ehepaar, wie es anscheinend die Familie Maier ist. Ihre beiden Kinder Thomas (Robi Arnold) und Petra (Regina Arnold) sind erwachsen und noch zu Hause, und der Opa (Beppi Imhof) und die Oma (Monika Kempf) mischen im Tagesgeschehen munter mit oder sorgen dann und wann für Unruhe. Die Nachbarin Olga Schnatterer (Manuela Küttel) verkehrt mehr, als den Maiers manchmal lieb ist, im Haus. Der Bürgermeister Anton Deibele (Bruno Imhof) findet heute noch heimlich Gefallen an der Hausherrin und sollte als Bürgermeister zudem Ungewöhnliches im Haus aufdecken. Da muss es ja zu ungewollten Verstrickungen kommen.
Für die Lacher im Stück sorgen einmal mehr Beppi Imhof als Opa Georg Eisele und Monika Kempf als Oma Emma Eisele. Aber auch Robi Arnold als Thomas Maier hat träfe Sprüche bereit. Karl Maier (Gustavo Beltrametti) ist der Pascha im Haus. Er steht zum ersten Mal auf der Bürgler Theaterbühne. Gleiches gilt auch für Fränzi Arnold als Karin Elsener. Sie sorgt anfänglich für Unruhe, weil sie mit dem Velo in das Motorrad von Thomas Maier fährt und weil sie für ihre Freundin Petra herausfinden soll, wann der Hochzeitstag ihrer Eltern war, um die silberne Hochzeit heimlich organisieren zu können. Doch dabei stellen Petra und ihre Freundin Karin, die im Rathaus beschäftigt ist, fest, dass Petras Eltern laut Registereintrag gar nicht verheiratet sind. Als die beiden weiterforschen, müssen sie feststellen, dass im Familienstammbuch zwar eine Eintragung vorgenommen wurde, jedoch sowohl Stempel als auch Unterschrift fehlen. Müssen Petras Eltern tatsächlich noch einmal zum Standesamt, wie Karin vermutet?
Willi Stock hat den Dreiakter «Ein heisses Jubiläum» verfasst, und Regisseur Hubert Arnold hat ihn in den Urner Dialekt gesetzt. «Meiner Meinung nach passt dieses Stück ausgezeichnet zum eigenen 35-Jahr-Bühnenjubiläum des Theatervereins Bürglen», meint er zur getroffenen Wahl. Zudem sei es eine Schweizer Uraufführung. Der Autor war schon vorher bestens bekannt, da man 2014 mit «Z’wildä Käthy» bereits ein Stück aus seiner Feder aufgeführt hatte.
Was aber die Komödie zum gesellschaftlichen Ereignis macht, ist die Tatsache, dass sich der Theaterbesucher über sein eigenes Verhalten Gedanken machen kann. So könnte sich mancher fragen, wie es aussehen würde, wenn jemand nach 25 Jahren erneut um die Hand der eigenen Frau anhalten müsste. Karl Maier erlebt nun diese Situation, und seine Reaktion ist mehr als vielsagend. Auch das ungewöhnliche Verhalten von Oma Olga könnte dazu beitragen, dass man sich überlegt, warum Grosseltern oft auch noch ihren eigenen Wünschen und Vorlieben nachgehen, die vielleicht nicht ins allgemeine Schema passen. Müssen sie diese aber unbedingt geheim halten, wie im Stück, in dem die Oma und der Opa Ungewöhnliches im Versteckten tun?
Wird Martha ihren Mann Karl, der sich in seiner Pascharolle ausserordentlich wohlfühlt, noch einmal das Ja-Wort geben? Wieso geht Oma Emma immer nur mit einem Rucksack in den Wald, und was tut Opa Georg im Kleiderschrank? Diese und weitere Fragen erhalten all jene beantwortet, die eine der Auführungen in Bürglen besuchen.
Der Theaterbesucher kann in Bürglen auch in diesem Jahr einen Theaterabend geniessen, wie dies traditionsgemäss auch bei den Aufführungen früherer Jahre in Bürglen der Fall war.
Die Komödie ist nicht mit Klamauk überladen, die Spielerinnen und Spieler agieren kompetent und mit viel Engagement. Auch das Bühnenbild von Urs Gisler und dessen Crew lehnt sich an frühere Aufführungen an.
Neu ist aber bei den diesjährigen Aufführungen in Bürglen, dass für einmal Rita und Tom Schmid fehlen. Rita Schmid sorgt sich um die Requisiten, und Tom Schmid ist zusammen mit der Präsidentin des Theatervereins, Margrit Gisler, für die Bereiche Werbung und Presse zuständig. Ansonsten erfährt der Besucher durchaus Traditionelles. Man kennt beispielsweise die Spielart eines Beppi Imhof oder diejenige von Bruno Imhof, aber auch die Handschrift von Regisseur Hubert Arnold.
Der Theaterbesucher kann wie immer nach den Aufführungen im Hotel Waldhof, im Gasthaus Adler oder im Restaurant Tell mit den Spielerinnen und Spielern Gedanken zum Theater austauschen und auch fachsimpeln. Ansonsten bietet das Bürgler Theater die übliche und geschätzte Unterhaltung für einen vergnüglichen Abend.
Hinweis
Die Aufführungen finden wie folgt statt: 17., 19., 20., 24., 26., 27. und 31. Januar sowie 2. Februar, jeweils um 20 Uhr; 21. und 28. Januar, jeweils um 14 Uhr. Platzreservationen sind online (www.theater-buerglen.ch) oder telefonisch (076 650 06 07; Montag und Freitag, 17 bis 19 Uhr) möglich. Die Theaterkasse ist jeweils ab 13.15 respektive ab 19.15 Uhr geöffnet.