Am Sonntagabend rollen wieder erste Züge

Wenn die Arbeiten im Felssturzgebiet planmässig voranschreiten, kann in der Nacht auf Montag die Gotthard-Linie eingleisig wieder befahren werden. Als Grund des Abbruchs nennen die Geologen den Regen.

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Ein Helikopter der Heli Gotthard fliegt über die Unfallstelle. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)

Ein Helikopter der Heli Gotthard fliegt über die Unfallstelle. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)

Beim Felsabbruch lösten sich am Mittwochnachmittag rund 150 Kubikmeter Material nahe der Stelle, wo bereits im Juni ein Felssturz niedergegangen war und die Gotthardlinie für vier Wochen ausser Betrieb gesetzt hatte. Der grösste Brocken, rund 70 bis 80 Kubikmeter gross, liegt direkt auf den Geleisen. Die Stützmauer wurde geschwächt.

SBB-Geologe Marc Hauser vermutet, dass der am Mittwoch abgebrochene Fels durch die grossen Regenmengen der letzten Zeit unterspült worden ist. Dadurch erodierte der Schuttkegel und dem Fels. Die Steinmassen wurde dadurch gelockert und destabilisiert.

Diese Stelle gehöre zu den gefährlichsten an der Gotthardstrecke, sagte Hauser am Donnerstag an einer Medienkonferenz. Ein Risiko bestehe dort immer, doch habe er nicht erwartet, dass es nur wenige Monate nach dem letzten Ereignis wieder zu einem spontanen Abbruch komme.

Die Gotthard-Eisenbahnlinie ist seit Sonntagnachmittag für den Güterverkehr wieder offen. (Bild: Keystone)
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Arbeiter kontrollieren am Sonntagnachmittag die Geleise. (Bild: Keystone)
Geologen beobachten den Hang. (Bild: Keystone)
Ein grosser Felsblock liegt auf dem Gleis der Gotthardbahnlinie. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)
Arbeiter bei der Abbruchstelle. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)
Ein Helikopter der Heli Gotthard fliegt über die Unfallstelle. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)
Ein Helikopter der Heli Gotthard fliegt über die Unfallstelle. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)
Ein grosser Felsblock liegt auf dem Gleis der Gotthardbahnlinie. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)
Oberhalb der Abbruchstelle waren Felssicherungsarbeiten im Gang. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)
Die Sicherheitssysteme konnte Schlimmes verhindern. (Bild: Urs Hanhart/Neue UZ)
Spezialisten untersuchen das Felssturzgebiet am 15. Novemer. (Bild: Keystone)
Viel Geröll blieb in den Fangnetzen hängen. (Bild: Keystone)
Bereits das dritte Mal in rund einem Jahr sind Gesteinsbrocken an derselben Stelle ins Tal gedonnert. (Bild: Keystone)
Ein Steinschlag hat am 14. November bei Gurtnellen die Gotthard-Eisenbahnstrecke unterbrochen. (Bild: Keystone)

Die Gotthard-Eisenbahnlinie ist seit Sonntagnachmittag für den Güterverkehr wieder offen. (Bild: Keystone)

Neue Alarmanlage funktioniert

An der Medienkonferenz betonte die SBB, dass die Überwachung des instabilen Geländes funktioniert habe. Die nach dem Abbruch vom Juni neu installierte Anlage habe den Alarm ausgelöst, die Züge seien dadurch rechtzeitig gestoppt worden und niemand sei zu Schaden gekommen.

Mit den Räumungsarbeiten im Abbruchgebiet wurde bereits am Donnerstag begonnen. Laut Albert Müller, Leiter Naturrisiken SBB, hofft man, bis am Freitagabend neue Netze aufzuziehen und den Bereich der Geleise zu sichern. Dann könnten ab Samstag die Geleise geräumt und die Fahrleitungen instandgestellt werden.

Voraussichtlich bis am Sonntagabend wäre das bergseitige Geleis laut Müller dann wieder intakt. In der Nacht auf Montag würde die Strecke für Güterzüge, ab Montagmorgen für den Personenverkehr freigegeben.

Kein Termin für Öffnung des zweiten Geleises

Allerdings bleibt die Kapazität am Gotthard reduziert, weil das talseitige Geleis noch nicht freigegeben wird. Dies, weil es für die Instandstellungsarbeiten an der Stützmauern belegt ist. Wie lange diese Arbeiten dauern, ist zurzeit nicht bekannt.

Wer in den Süden reist, muss derzeit eine um rund eine Stunde längere Reisezeit einrechnen. Passagieren aus dem Grossraum Basel, Olten, Aarau und Bern, die nach Italien reisen möchten, empfiehlt die SBB die Lötschberg-Simplon-Strecke. Für Reisende aus der Region Zürich-Luzern stehen in Flüelen und Göschenen UR 16 Ersatzbusse im Einsatz.

Güterzüge werden via Lötschberg-Simplon umgeleitet. Um möglichst viele Züge verkehren zu lassen, wurden die Kapazitäten in Domodossola erhöht und Bauarbeiten auf der Simplonstrecke verschoben

sda/rem/zim