Obwalden/Nidwalden
Isabelle Jung übernimmt als Alzheimer-Beraterin

Bereits zehn Jahre ist Theres Ettlin kompetente Beraterin bei Alzheimer Obwalden/Nidwalden. Im Juni gibt sie die Funktion ab.

Marion Wannemacher
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Die eine geht, die andere ist seit Januar im Amt: Theres Ettlin (links) war zehn Jahre lang das Gesicht der Beratung bei Alzheimer OW/NW. Isabelle Jung tritt in ihre Fussstapfen.

Die eine geht, die andere ist seit Januar im Amt: Theres Ettlin (links) war zehn Jahre lang das Gesicht der Beratung bei Alzheimer OW/NW. Isabelle Jung tritt in ihre Fussstapfen.

Bild Marion Wannemacher (Kerns, 3. Mai 2022)

Sie hat in diesem Jahr ihr Dienstjubiläum. Vor zehn Jahren begann Theres Ettlin in der Beratung bei Alzheimer Obwalden/Nidwalden. «Sie ist wirklich das Gesicht der Beratung», sagt Regula Gerig, Geschäftsleiterin bei Alzheimer Obwalden/Nidwalden, über sie. Theres Ettlin arbeitet noch bis Juni in der Beratung. Verabschiedet wird die Kernserin an der Generalversammlung am 12. Mai in Emmetten nicht, sie bleibt im Vorstand. «Man hat ihr angemerkt, wie ihr die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen am Herzen liegen», betont Regula Gerig. Für diese habe sie mit einem Löwenherzen gekämpft.

Beratung ohne Feierabend

Und das oft auch ausserhalb der Beratungszeiten. Vor allem eins kann die Kernserin: gut zuhören. «Man muss die Menschen ernst nehmen, Zeit für sie zu haben ist ganz wichtig. Und dann fallen die zwei bis drei Sätze, die auf den Punkt bringen, wie es jemandem wirklich geht», sagt sie.

Vom Beginn bis heute hat Theres Ettlin einen Wandel in der Beratung festgestellt. «Heute kommen mehr Betroffene mit, früher liessen die Angehörige sie häufig zu Hause.» Sie begrüsst diesen Schritt zur besseren und gleichberechtigteren Kommunikation. Die Beratungen sind anspruchsvoller und komplexer geworden.

Von Anfang an bezog sie die Institutionen mit ein. Im Lauf der Zeit kam einiges an Angeboten dazu. Die Vernetzung mit Spitex, Pro Senectute, SRK oder Pflegeabteilungen der Seniorenheime kommt ihr zugute. Theres Ettlin ist in der Lage, im Notfall eine Betreuung aufzugleisen, wenn der gesunde Partner ausfällt oder etwa ein Ferienbett für den Betroffenen zu organisieren.

In all der Zeit hat sie viele Menschen kennen gelernt, die ihr ans Herz gewachsen sind. Für die Zeit ohne Beratung nehme sie sich zunächst vor, einfach mal nichts zu tun. «Ich freue mich darauf, für Familie und Grosskinder mehr Zeit zu haben.»

Die eine geht, die andere kommt. Seit Januar arbeitet Isabelle Jung aus Kerns in der Beratung. Die 47-Jährige stammt aus Hochdorf im Kanton Luzern und arbeitete in verschiedenen Spitälern und Abteilungen als Pflegefachfrau HF, Ausbildnerin und Stationsleiterin. Isabelle Jung ist psychologische Beraterin und Coach IBP und wird bei Alzheimer Ob- und Nidwalden auch Öffentlichkeitsarbeit übernehmen und sich in der Kursleitung engagieren.

Sie arbeitet im Kantonsspital Obwalden und mag den Umgang mit älteren Leuten. Mit dem Thema Demenz hat sie auch persönliche Erfahrung in der engeren Familie und im Freundeskreis. Schon nach vier Monaten kann sie sagen: «Die Arbeit ist total spannend und vielfältig, ich schätze es, Zeit zu haben für die Menschen.» Geschäftsleiterin Regula Gerig hebt ihre Offenheit und Erfahrung hervor. Von ihrer Verbindung zum Akutspital und zu Ärzten erhofft sie sich einen guten Input für die Weiterentwicklung der Beratungsstelle.

In Obwalden lebt Isabelle Jung mit ihrem Ehemann und dem 12-jährigen Sohn bereits seit einigen Jahren. Die Wahlheimat ist ihr von früher Kindheit an ans Herz gewachsen. «Wir haben hier im Winter immer wieder Skitouren gemacht», erzählt sie. Heute fährt sie mit ihrer eigenen Familie in der Frutt Ski und geht in den Bergen biken.

Sowohl Theres Ettlin als auch Isabelle Jung haben im ersten Quartal dieses Jahres bei den Beratungen einen sprunghaften Anstieg festgestellt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es statt 11 nun 20 neue Klienten, statt 33 heuer 51 Fälle. Die Zahl der Beratungen stieg von 91 auf 126. Geschäftsleiterin Gerig vermutet dahinter einen gewissen Coronastau. Auch glaubt sie, dass durch die Aktionswoche Demenz im vergangenen November die Anlaufstelle Demenz Beratung bekannter geworden sei. Die gestiegene Anzahl der Beratungen könne zudem auf das neue Angebot der zugehenden Beratung zurückzuführen sein. «Wir fragen proaktiv vier bis fünf Mal pro Jahr nach und dadurch ergeben sich mehr Beratungen», weiss sie.

Experten prognostizieren hohe Zunahme an Demenzerkrankungen

Landesweit rechnen Experten bis 2050 mit 315'400 Demenzbetroffenen, heute sind es 146'500. Diese Zunahme werde sich laut Gerig dann auch im Verhältnis in Ob- und Nidwalden widerspiegeln.

Die Jahresversammlung von Alzheimer Obwalden/Nidwalden am 12. Mai, 19.30 Uhr im Hotel Seeblick in Emmetten ist öffentlich.