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Indoorklettern, Bouldern und Trampolinspringen auf Melchsee-Frutt? Samuel Röthlin hat die passenden Pläne. Einen entsprechenden Raum gibt es auch – jetzt fehlt nur noch das Geld für die Umsetzung.
«Ich verbringe einen grossen Teil meiner Freizeit mit Gleichaltrigen im Kernser Sportparadies Melchsee-Frutt mit Skifahren, Touren und Angeln», erzählt der 18-jährige Kernser Gymnasiast Samuel Röthlin. Schon früh habe er beschlossen, sich in seiner Maturaarbeit mit dem Tourismusort auseinanderzusetzen. «Eine Mitarbeiterin der Sportbahnen machte mich darauf aufmerksam, dass das Obergeschoss der früheren Luftseilbahn-Bergstation seit acht Jahren leer steht und lediglich als Materiallager genutzt wird», sagt Röthlin. Weil er dies sehr bedauert habe, sei der Arbeitstitel für seine Maturaarbeit bald festgestanden: «Umnutzung der alten Bergstation auf Melchsee-Frutt».
Um das Schlechtwetterangebot für Jugendliche und Familien zu erweitern, beschloss er, der Geschäftsleitung der Sportbahnen eine ebenso mutige wie interessante Frage zu stellen: «Warum wandeln wir die wenig sinnvoll genutzten Räume nicht in eine öffentliche von den Sportbahnen betriebene Multisporthalle um?» Mit der Idee, das Potenzial der alten Halle auszuschöpfen, stiess er bei der Geschäftsleitung auf offene Ohren. Nun wartete auf den jungen Kernser grosse Arbeit.
Vorerst galt es, die Ausgangslage zu analysieren. Samuel Röthlin wollte wissen, welche Interessen und Wünsche die Gäste hatten. «An meiner Umfrage haben sich 106 Personen beteiligt, auffallend war der hohe Anteil der Jugendlichen von 7 bis 21 Jahren», freut sich der Gymnasiast. Teils habe er die Leute bei der Talstation befragt, teils per Onlinelink. Fast ein Viertel der Befragten hätte angegeben, dass sie oft mehrere Tage auf Melchsee-Frutt zubringen würden. «Weil das Wetter Glückssache ist, erwarten gerade sie ein umfangreiches Angebot», stellt der Maturand fest. In der entscheidenden Frage liess er die Teilnehmer aus sechs möglichen Angeboten Favoriten auswählen. Die «Top 3» schälten sich sehr schnell heraus.
Bei den Kleinsten stiess ein möglicher Trampolinpark auf grosses Interesse. Auch das Bouldern – das Wort bedeutet «Felsblock»und beinhaltet das Klettern ohne Seil und Gurt an Wänden bis zu einer Höhe, aus der risikolose Absprünge noch möglich sind – vereinte viele Stimmen auf sich. Junge Erwachsene wünschten sich eine eigentliche Indoorkletterwand.
«Als ich die Wünsche der Jungen kannte, war ich endgültig überzeugt, dass die alte Bergstation in eine Multisporthalle umgewandelt werden sollte», stellt Röthlin fest. Darauf begann der Maturand mit einer nachgerade minutiösen Planung. Weil auf alten Plänen – noch in Papierform – vieles nicht eingetragen war, musste er auch Messungen vor Ort durchführen. Im Kernser Büro Architektur 3 konnte er sehr genaue Pläne zeichnen. Das Ergebnis seiner Arbeit ist erstaunlich und dank Computervisualisierung auch für Laien leicht verständlich. «Das Highlight bildet eine über 13 Meter hohe Kletterwand mit 15 Routen in allen Schwierigkeitsgraden», schildert er. Entstehen solle sie im Schacht, wo einst die Drahtseile verankert waren. «Den Boden des Obergeschosses würde ich verglasen, damit man die Kletterer aus der Vogelperspektive beobachten kann», malt sich Samuel Röthlin sein Vorhaben aus. Im Weiteren plant er zwei verschiedene, nach Schwierigkeit getrennte Boulderbereiche. Eine Kinderkletterwand mit leichten Routen soll 45 Quadratmeter umfassen. Darüber hinaus möchte er in «seiner» Halle zwei Hochleistungstrampoline aufstellen, die Kinder wie Erwachsene nutzen können.
«Die Kosten für Material und Realisierung meiner Idee habe ich auf rund 200000 Franken beziffert», sagt Röthlin. Nun sei es an den Sportbahnen, die Vorschläge zu prüfen. «Man ist an meiner Arbeit interessiert, dies beweist allein die Tatsache, dass sich die Geschäftsleitung meine Präsentation angehört und mir eine Saisonkarte geschenkt hat», freut sich Röthlin. Übrigens: Er könne sich gut vorstellen, später einmal ein Architekturstudium ins Auge zu fassen.
(cuo) Für Beat von Deschwanden (Leiter Betrieb und Technik der Sportbahnen Melchsee-Frutt) ist die Arbeit von Samuel Röthlin in mehrfacher Hinsicht interessant. Er hält fest: «Zum einen unterstützen wir gerne Jugendliche bei der Ausbildung und zum andern greift Samuel da ein Anliegen auf, das auch mir sehr am Herzen liegt. Bei einem Rundgang durch die Bergstation der früheren Vierergondelbahn habe ich sofort gemerkt, dass Samuel weiss, was er will. Seine Ortskenntnis und auch die Sichtweise auf die Bedürfnisse seiner Altersgruppe kamen ihm dabei zugute. Wir konnten ihn mit den alten Papierplänen und unserem Wissen unterstützen. Mit seiner Abschlussarbeit hat er einen weiteren Anstoss für die Realisierung des Ausbaus gegeben. Hoffentlich finden sich auf Melchsee-Frutt Sponsoren, die die Pläne unterstützen.»