STANS: Finde das Konfetti im Museum

Der deutsche Künstler Matthias Schamp überraschte den Kunsttreff 13 mit einer Konfettikanone. Mit nur einem Konfetti hat er dann die ganze Sammlung lanciert.

Romano Cuonz
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Matthias Schamp (links) mit seiner Konfettikanone und Stefan Zollinger. (Bild: Romano Cuonz/NZ, Stans, 14. Juni 2017)

Matthias Schamp (links) mit seiner Konfettikanone und Stefan Zollinger. (Bild: Romano Cuonz/NZ, Stans, 14. Juni 2017)

Romano Cuonz

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«Der alte Käsekeller im Nidwaldner Museum eignet sich bestens dazu, Ausstellungen zu konzipieren, die von anderen Veranstaltungen im Haus abgetrennt sind», findet Museumsleiter Stefan Zollinger. Dort habe denn auch im letzten Jahr der Kunsttreff 13 für interessante Ausstellungen gesorgt. Zollinger zum Konzept: «Unser Kredo ist es, Events zu initiieren, die den Besuchern Spass machen.» Selbst ohne Kunst sei der Keller ein starker Raum, ein Ort eben, wo Künstler etwas ausprobieren könnten ohne jede Furcht vor einem Versagen. Genau dies tat nun Matthias Schamp aus Bochum. Eingeladen hat ihn Zollinger, der ihn als Ateliergast noch in der Stadtmühle Willisau kennen lernte. Titel der Ausstellung: «Genius-Loci-Attraktor». Das mag noch reichlich akademisch tönen. Indessen: Was sich dahinter verbirgt, ist ebenso einfach wie amüsant.

Viel Kanonenlärm um ein Konfetti

Matthias Schamp geht mit seinen Arbeiten oft auf lokale Begebenheiten ein und interpretiert diese mit viel Ironie und Witz. Auch stellt er mit der Kunst seine eigene Ernsthaftigkeit immer wieder auf die Probe. Seine Arbeiten sind leicht verständlich und doch subversiv in Bezug auf die Umgebung und gegenüber der Institution Kunst. Im Stanser Winkelriedhauskeller nun schiesst er fast sprichwörtlich «mit einer Kanone auf Spatzen».

Schamp selber kommentiert seine Idee: «In diesen prächtigen Raum mit Kreuzgewölbe und unregelmässig geformten Bodenplatten wollte ich keinesfalls Werke stellen.» Um ihn wirken zu lassen, habe er lediglich eine Konfettikanone auf einen Sockel montiert. Zur Ausstellungseröffnung zündet er unter ohrenbetäubendem Lärm eine Ladung. Jedoch: Die Kanone ist so umgebaut, dass sie nur ein einziges Konfetti in den leeren Raum schiesst. Ein winziges farbiges Plättchen, das der Besucher gleich zuerst einmal auf dem Boden suchen muss.

Damit ist ein gleich doppeltes Suchspiel initiiert. Wenn der Besucher das farbige Ding durch bereitgestellte Lupen genauer betrachtet, enthält es einen winzigen Ausschnitt aus einem der vielen im Museum ausgestellten Kunstwerke. Er wird nun aufgefordert, durch die Sammlung zu gehen. Sich auf die Suche nach dem Werk zu machen. «Eigentlich geht es ja nicht in erster Linie darum, die Stelle zu finden», meint Schamp, «vielmehr um eine neue Entdeckung des ganzen Museums.» Weil man sich jetzt die Bilder ganz anders und viel gründlicher anschaue, verändere sich die Wahrnehmung. Und Schamp, der solche Sachen über alles liebt, treibt sein Spiel noch weiter. Wer das Bild, aus dem das Konfetti stammt, im Museum entdeckt, darf zur Belohnung aus einer Schale ein Bonbon nehmen. Die Hülle aber, in die es eingewickelt ist, enthält auf ihrer Rückseite ein Zertifikat mit der Aufschrift: «Dieses Zertifikat bestätigt, dass sich der Besucher (Name einzutragen) erfolgreich als Bildfinder im Nidwaldner Museum betätigt hat!» Kunst für einmal erfrischend witzig und inspirierend zugleich.

Hinweis: Nidwaldner Museum, Stans. Genius-Loci-Attraktor von Matthias Schamp, 13. Juni bis 3. September.www.kunsttreff13.ch