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Die Luftseilbahn vom Fellboden zum Bannalpsee - einst als Transportseilbahn für den Bau des Stausees erstellt - dient heute nicht nur den Wanderfreunden.
Eine Gewitternacht liegt hinter uns. Die Berge im Engelbergertal zeigen sich dank der durchgewaschenen Luft von ihrer besten Seite. Von Wolfenschiessen aus fährt ein Postauto nach Oberrickenbach. Etwas weiter hinten, Richtung Fellboden, präsentieren sich gleich zwei Luftseilbahnen, die an unser Ziel führen. Während das blaue Bähnli das Tal mit der Chrüzhütte verbindet, fährt das rote hinauf zum Bannalpsee. Wir entscheiden uns für das kleinere der beiden Transportmittel, der LSB Luftseilbahn Fellboden-Bannalpsee.
«S ‘rotä Bähnli», wie es von vielen Leuten genannt wird, hat eine interessante Geschichte. Wir treffen Urs Waser, den Geschäftsführer und Betriebsleiter der beiden Bahnen. Der Elektromonteur arbeitet seit 17 Jahren in diesem Betrieb und weiss einiges darüber zu erzählen: «Im Zusammenhang mit dem Bau des Bannalpstausees in den Jahren 1935 bis 1937 wurde eine Transportseilbahn errichtet. 1967 erbaute das Elektrizitätswerk Nidwalden eine Bahn für den Material- und Personentransport. Im Jahr 2005 übernahm dann die Aktiengesellschaft diese Bahn.»
Anfänglich sei sie auf der Kippe gestanden und hätte grosse Verluste eingefahren, erklärt Waser. Jetzt sei vieles besser geworden und man sei gut unterwegs. «Vor zwei Jahren haben wir den Antrieb und die Steuerung ersetzt und sind dank dieser Erneuerung auch leistungsfähiger geworden. Dadurch hat sich die Transportkapazität von 70 auf 90 Personen pro Stunde erhöht.» Zwar stecke die neue SPS (Speicherprogrammierbare Steuerung) noch in den Kinderschuhen und hätte manchmal noch kleinere Störungen, aber sonst sei sie halt schon super und erfülle alle Anforderungen und Vorschriften für einen sicheren und modernen Betrieb.
Das Bähnli ist auch heute noch wichtig für die Landwirtschaft. Im Juni und September werden mehrere Kühe und Kälber hinauf und herunter transportiert. Zu diesem Zweck wird die Personenkabine abgehängt und durch eine «Viehkabine» ersetzt. Die 20 Gitzi und 15 Geissen dürfen in der Personenkabine mitfahren. Auch für die Älpler ist die Bahn von grosser Bedeutung. «Die Bergler werden geschult und dürfen die Bahn mit einem eigenen Schlüssel ausserhalb der Betriebszeiten von der Kabine aus selber bedienen. Das Landwirtschaftsamt hat uns für diesen Service einen kleinen, einmaligen Beitrag an die neue Steuerung gegeben», sagt Urs Waser, der hier in Oberrickenbach aufgewachsen ist und in der Nähe der Bahnen wohnt.
Während des letzten Jahres hat die Region auch in der Tourismusszene ihren Platz gefunden. An Stelle des Militärs, das an den schönsten Herbsttagen das Gebiet als Schiessplatz benutzte, sind heute Familien, Berggänger und Wanderfreunde aus dem In- und Ausland willkommene Gäste. Gute Wanderwege, Kinderattraktionen, Feuerstellen und eine authentische Gastronomie tragen dazu bei, dass die Bannalp mit ihrem kleinen See zum «Geheimtipp» im Kanton geworden ist.
Was wünscht sich der umsichtige Geschäftsführer Urs Waser von seinen Gästen? – «In den letzten Jahren hat sich einiges extrem verändert. Viele Leute sind leider sehr schlecht vorbereitet für die Berge und gehen zu hohe Risiken ein. Da gibt es solche, die trotz Warnung vor einem Gewitter noch am Nachmittag den Walenpfad unter die Füsse nehmen und dann, wenn es problematisch wird, die Bergrettung anfordern müssen», mahnt der erfahrene «Bähnler».
Seiner Meinung nach nehme man ihn in gewissen Situationen zu wenig ernst. «Ich wünsche mir von den Gästen manchmal auch etwas mehr Geduld». Es sei doch schade, wenn man sich sogar in der Freizeit stressen lasse und keine Zeit für die innere Ruhe finde. Natürlich gebe es auch schöne und lustige Erlebnisse in seinem Berufsleben, erzählt Urs Waser mit einem Schmunzeln: «Einmal hat mir eine deutsche Frau telefoniert, um eine Wandergruppe mit 30 Personen für die Talfahrt von der Chrüzhütte anzumelden. Sie fragte, was für Kabinen wir denn hätten. Ich erklärte ihr, dass es eine Pendelbahn mit zwei 15-er Kabinen sei». Darauf habe die Deutsche geantwortet: «Ja, dann können Sie uns gleich beide Kabinen hintereinander anhängen!» Doch nun steigen wir ein und fahren hoch, wo uns der spiegelglatte Stausee erwartet. Bis zu seinem Winterschlaf im Oktober, hat «das rotä Bähnli» noch einiges zu tun, damit Urs Waser am Ende der Saison sagen kann: «Gut gemacht, ich bin mit den Frequenzen zufrieden!»