Beckenried
Mountainbike-Boom erhöht Druck auf Landbesitzer und Politik

Podiumsvertreter aus Schweizer Wanderwegen, Landwirtschaft, Tourismus und Mountainbike suchen den Konsens.

Ruedi Wechsler
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Eine etwas gar ausgiebige Ouvertüre der Panfonia-Formation Beckenried empfing 140 Gäste im Alten Schützenhaus. Die harmonischen Klänge adaptierten sich nicht vollumfänglich auf die fünf Podiumsteilnehmer. Themen wie Biken, Wandern und Landwirtschaft bieten einiges an Konfliktpotenzial und polarisieren. Organisiert war der Anlass von der Mitte Nidwalden, moderiert vom Luzerner Thomas Odermatt.

Von links: Simon Stadler, Nationalrat Uri und Vertreter Schweizer Wanderwege; Karin Gaiser, Vertreterin Tourismus; Othmar Filliger, Volkswirtschaftsdirektor Nidwalden; Thomas Vetterli, Vertreter Mountainbike; Sepp Odermatt, Präsident Bauernverband Nidwalden und Moderator Thomas Odermatt.

Von links: Simon Stadler, Nationalrat Uri und Vertreter Schweizer Wanderwege; Karin Gaiser, Vertreterin Tourismus; Othmar Filliger, Volkswirtschaftsdirektor Nidwalden; Thomas Vetterli, Vertreter Mountainbike; Sepp Odermatt, Präsident Bauernverband Nidwalden und Moderator Thomas Odermatt.

Bild: Ruedi Wechsler (Beckenried, 10. Februar 2022)

Letzten Herbst reichte die Interessengemeinschaft Biken und Wanderwege Wolfenschiessen eine Petition ein. Sie fordert eine zusammenhängende Infrastruktur für den Mountainbike-Sport im Kanton Nidwalden. In seiner Pressemitteilung von Ende Januar unterstützt der Regierungsrat diese Forderung und beauftragt die Kantonale Fachstelle für Wandern und Biken, ein Mountainbike-Konzept zu starten. Das notwendige Personal muss allerdings erst noch rekrutiert werden. Dabei gilt es, die Bedürfnisse, Forderungen und Ängste zu berücksichtigen.

Gesetz soll bis Ende Jahr ausgearbeitet sein

Volkswirtschaftsdirektor Othmar Filliger möchte bis Ende 2022 das Gesamtkonzept mit den verschiedenen Gruppierungen (Gemeinden, Tourismus, Wanderwegen, Mountainbikern, Eigentümern und Waldbesitzern) präsentieren und anschliessend das Gesetz entsprechend anpassen. Ein kantonaler Bike-Weg-Plan mit klarer Linienführung soll dann für Klarheit sorgen. «Eine frühzeitige Koordination ist zentral, und nur so können Konflikte der verschiedenen Anspruchsgruppen vermieden werden», so Filliger. Thomas Vetterli, Vertreter Mountainbike, sagt: «Alle Umweltverbände, Grundeigentümer sowie die Bikerinnen und Biker verfolgen die gleichen Ziele.»

Ein kantonaler Bike-Weg-Plan mit klarer Linienführung soll im Kanton Nidwalden für Klarheit sorgen.

Ein kantonaler Bike-Weg-Plan mit klarer Linienführung soll im Kanton Nidwalden für Klarheit sorgen.

Bild: Gian Ehrenzeller / KEYSTONE

Karin Gaiser vom Tourismus fordert vehement ein Bike-Konzept – so schnell wie möglich. Sie äussert sich glücklich, dass der Stein nach langwierigem Vorgeplänkel nun langsam ins Rollen kommt, und sagt: «Durch das Fehlen der gesetzlichen Grundlage stehen die Grundeigentümer im Schilf, und das schürt Unsicherheiten.» Den Präsidenten des Bauernverbands Nidwalden Sepp Odermatt beschäftigen gewisse Ängste und Bedenken beim Ausbau der Infrastruktur, er ergänzt: «Da gibt es schon noch offene Fragen betreffend Haftung bei Unfällen. Und wer repariert die Wanderwege bei Schäden, die durch das Biken entstehen? Die Landwirtschaft unterstützt aber das Projekt, und wir sehen dies auch als Chance für unseren Berufszweig.»

Das Littering habe sich in den letzten Jahren markant reduziert, und es gebe mit Wanderern immer wieder gute Gespräche. Thomas Vetterli kann die Landeigentümer beruhigen und erwähnt: «Wenn mal ein offizielles, ausgeschildertes und signalisiertes Netz besteht, kann unterwegs kommuniziert werden. Heute ist das unmöglich und jeder bewegt sich irgendwo in der Natur.» In Wolfenschiessen beteiligen sich gegen 30 Zweirad-Freaks am Unterhalt der Wanderwege, ergänzt Vetterli. Das bestätigt auch Nationalrat Simon Stadler und Vertreter der Schweizer Wanderwege aus dem Kanton Uri: «Auch bei uns gibt es vermehrt Helfer aus dem Bike-Sport, die die Freunde der Wanderwege unterstützen. Das höchste Gebot ist die gegenseitige Rücksichtnahme von Bikern und Wanderern.»

Engagement der Regierung vermisst

Besucher Andreas Christen aus Büren stört sich daran, dass ein eigentliches FDP-Thema von der Mitte Nidwalden für die Wahlkampfpräsentation benützt wird. «Ich finde es schade, dass sich die Regierung das Ganze zu einfach vorstellt. Ich habe heute Abend mehr erwartet und vermisse seitens der Regierung den Willen, den Mehraufwand auf sich zu nehmen. Man sollte einheimische Biker, die national unterwegs sind, auch mit ins Boot holen», so der begeisterte Biker. Angst begleitet ihn, dass das künftige Bike-Netz zu restriktiv werden könnte. Neue Fronten würden sich mit den E-Bike-Fahrern öffnen. «Diese fahren wohl den Berg hoch, aber viele von ihnen sind auf der Abfahrt überfordert», ergänzt Christen.