Luzerns Wohnungen: Modern, urban – aber vielfach leer

Ob Schweighof Kriens, Grossmatte Littau oder Ebisquare Ebikon: Rund um Luzern kommen derzeit Hunderte neue Wohnungen mit zig verschiedenen Grundrissen und Ausstattungen auf den Markt. Doch das Interesse ist verhalten.

Roman Hodel
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In der Überbauung Ebisquare in Ebikon stehen noch rund 35 Prozent der Wohnungen leer.

In der Überbauung Ebisquare in Ebikon stehen noch rund 35 Prozent der Wohnungen leer.

roman.hodel@luzernerzeitung.ch

«Ein innovatives Quartier nimmt Fahrt auf» – so preisen die Promotoren des neuen Krienser Schweighofs ihr Projekt in einem Video an. Man sieht Visualisierungen von durchgestylten Wohnungen, dazwischen fröhliche Jungfamilien oder eine junge Frau beim Beschnuppern von Blumen auf ihrer Terrasse. Seit Ende März/Anfang April sind nun die ersten vier Wohnhäuser bezugsbereit; 93 Wohnungen mit 2 bis 4 Zimmern. Davon sind allerdings erst 38 Prozent vermietet, wie ein Blick auf die Website des Projekts zeigt. Beim Haus Schweighofstrasse 10 ist von den 24 Wohnungen gar nur eine vermietet und eine reserviert.

«Dieser Leerstand beunruhigt die Investoren nicht, denn sie sind vom Produkt überzeugt», sagt Guido Cavelti, Projektkoordinator des Schweighof-Quartiers, und rechnet auch anders: «Bis Ende Jahr werden 340 Wohnungen fertiggebaut sein, und davon haben wir bereits für 100 Wohnungen Mietverträge abgeschlossen und Zusagen erhalten.» Investoren sind unter anderem die Suva, die Luzerner Pensionskasse und die PKG Pensionskasse. Das Areal, auf dem bis vor kurzem noch Kühe grasten, gehörte der Erbengemeinschaft Theiler-Buholzer. Sie wird in einer weiteren Etappe selber ebenfalls Wohnraum realisieren. «Man darf nicht vergessen, dieses Areal wurde bislang landwirtschaftlich oder gewerblich genutzt», sagt Cavelti und fügt an: «Jetzt müssen wir den Leuten zuerst erklären, dass man hier wohnen kann – und wie!»

«Fünf Anmeldungen direkt vor Ort»

Im Gegensatz zu anderen Neubauprojekten sei dieses alles andere als gewöhnlich. «Sämtliche Etappen stammen von namhaften Architekten», sagt Cavelti. Auch gebe es zig verschiedene Wohnungstypen und -grundrisse, je nach Haus unterschiedlich materialisiert. Bald starte der Bau eines Gebäudes speziell für Wohnen im Alter, ein weiteres für studentisches Wohnen sei angedacht. Zum letzten Besichtigungstermin seien innert drei Stunden rund 200 Personen gekommen. Cavelti: «Direkt vor Ort konnten wir fünf Anmeldungen entgegennehmen.»

Trotzdem zögern offenbar viele noch – liegt es an den Mietzinsen? Für 4 Zimmer beispielsweise bezahlt man zwischen 2095 und 2860 Franken brutto. «Unser Ziel war immer das mittlere Preissegment», so Cavelti. Oder liegt es daran, dass in der Region derzeit mehrere grosse Wohnsiedlungen in die Höhe schiessen? «Nein, wir wussten um die Mitbewerber, und im Vergleich verfügen wir über grosszügige Grünräume», sagt Cavelti und meint damit wohl die dicht bebaute «Mikropole Mattenhof» nebenan. «Bei uns muss man dem Nachbarn nicht beim Kaffeetrinken zusehen.»

Service-App soll Mieter nach Littau locken

Wobei: Dichte ist bei allen ein Thema. Beispiel Grossmatte in Luzern-Littau: Der bis zu siebenstöckige Komplex mit begrünten Innenhöfen zählt 164 Wohnungen mit ebenfalls zahlreichen unterschiedlichen Grundrissen, bezugsbereit ab August. Aktuell sind 58 Prozent vermietet. Für 4 Zimmer bezahlt man zwischen 2330 und 2880 Franken brutto. «Mit Blick auf die zahlreichen anderen Projekte im Raum Luzern sind wir mit diesem Wert zufrieden», sagt Marietta Hersche, Sprecherin des Immobilienverwalters Livit. Vor allem die 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen seien begehrt. «Hier sind bis zu 75 Prozent weg.»

Laut Hersche besteht im Raum Luzern ein Verdrängungsmarkt. Deshalb müsse man sich von anderen Projekten abheben, etwa durch Dienstleistungen. Punkten will die Grossmatte mit einer Service-App, womit die Mieter etwa die Fensterreinigung oder den Bügelservice buchen können – kostenpflichtig. Hersche ist überzeugt: «Das Interesse wird sich in Richtung Fertigstellung der Siedlung nochmals intensivieren.»

Rabatte? Gutscheine? Davon will die Bauherrin nichts wissen

Diesen Zeitpunkt hat Ebisquare in Ebikon bereits hinter sich. Seit November stehen 191 Wohnungen bereit. 4 Zimmer kosten zwischen 2150 und 2950 Franken brutto. Der Komplex mit den geknickten Dächern und weinrot gekachelten Fassaden wirkt wie die anderen zwei Siedlungen von den Dimensionen her städtisch, die Architektur ist ebenfalls nicht 0815. Dennoch stehen sieben Monate später noch 35 Prozent der Wohnungen leer. «Es braucht seine Zeit, 191 Wohnungen aufs Mal vermieten zu können – so viele wurden in jüngster Zeit in Ebikon normalerweise innerhalb von zwei Jahren gebaut und auf den Markt geworfen», sagt Christoph Ryter, Geschäftsleiter der Bauherrin Migros-Pensionskasse. Sie hätten deshalb einen gewissen Anfangsleerstand während der ersten zwei Jahre budgetiert. «Im Moment sind wir insgesamt auf Kurs», so Ryter. Kein Thema seien Rabatte oder Geschenke. «Damit würden wir womöglich nur die bisherigen Mieter vergraulen.»