Wirtschaftsförderung
Co-Working-Spaces auf der Landschaft: Die neue «Sphäre» im Entlebuch

Innovation, Vernetzung und Co-Working. Mit diesen Pfeilern möchte das Projekt «Sphäre» die Wirtschaft im Entlebuch fördern und Arbeitsplätze auf dem Land erhalten.

Zéline Odermatt
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Jonas Kaufmann, Sandro Zanella, Monika Zihlmann und Philipp Schöpfer im Co-Working-Space in Schüpfheim. (v.l.n.r.)

Jonas Kaufmann, Sandro Zanella, Monika Zihlmann und Philipp Schöpfer im Co-Working-Space in Schüpfheim. (v.l.n.r.)

Bild: Eveline Beerkircher (Schüpfheim, 22. Dezember 2021)

«Die Sphäre ist ein Projekt für die ganze Region», erzählt Monika Zihlmann. Sie ist gemeinsam mit Sandro Zanella, Philipp Schöpfer und Jonas Kaufmann Teil des Kernteams. Das junge Arbeitskollektiv aus dem Entlebuch ist mittendrin im Aufbau ihres neuen Projekts, das die Wirtschaft und Vernetzung in der Region fördern soll.

Ein Teil des Projekts ist die Schaffung von Co-Working-Spaces. «Viele Leute pendeln aus der Region oder ziehen in die Stadt, dem möchten wir entgegenwirken. Durch dezentrale Arbeitsplätze können Arbeitgeber den Arbeitsweg für verteilte Teams verkürzen und vor Ort entsteht Platz für den Austausch untereinander», erzählt Monika Zihlmann. Es gäbe vereinzelt schon Arbeitsplätze, die man im Entlebuch mieten kann, aber die «Sphäre» will die Philosophie der Begegnungszone und den Wissensaustausch in den Vordergrund stellen.

Pilotstandort in Schüpfheim

Das Team der «Sphäre» möchte zudem kleinere und mittlere Unternehmen der Region voranbringen und zusammenführen. Die 31-Jährige sagt: «Wir ergänzen einander. Sandro und ich haben selbst Unternehmen. Jonas ist Kundenberater und Philipp ist in der Berufs- und Weiterbildung tätig. Wir wissen, wie man Projekte auf die Beine stellt, wie Unternehmenskommunikation funktioniert und Firmen vernetzt werden können.»

Momentan stellen sie ihren Businessplan fertig und haben den Pilotstandort mitten in Schüpfheim, im fast 200-jährigen Arreggerhaus, bezogen. Im Haus, das Team-Mitglied Sandro Zanella im letzten März gekauft hat, ist neu auch die Axa-Versicherung und eine Shiatsu-Praxis beheimatet. Die zwei obersten Geschosse werden momentan saniert, damit weitere Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.

Es gibt einen zentralen Empfang für alle Mieter und eine Begegnungszone, die als Treffpunkt und Austauschort fungieren soll. Zwei der Co-Working-Spaces wurden bereits vermietet. «Unsere Vision im Bereich Co-Working ist, dass wir an mehreren Standorten im Entlebuch solche Arbeitsplätze haben werden. Wir sind beispielsweise im Austausch mit dem Businesspark Aentlebuch.» Auch eine Zusammenarbeit mit dem Kanton ist für Zihlmann vorstellbar. Der Kanton möchte mit sogenannten Hubs die Möglichkeit schaffen, dass Mitarbeitende der Verwaltung in den Regionen arbeiten können (wir berichteten).

Stiftung unterstützt die «Sphäre»

Das Projekt wird von der Albert-Koechlin-Stiftung unterstützt, wie diese vor wenigen Wochen bekannt gab. Mit ihrem neuen Förderprogramm «piiik» unterstützt die Stiftung Projekte, die den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken. Von 47 Gesuchen ist die «Sphäre» eines neben 15 weiteren Projekten, die ausgewählt worden sind. Die Projekte erhalten einen einmaligen Unterstützungsbeitrag von 3000 Franken. In einer zweiten Stufe werden einige von ihnen während dreier Jahre mit finanziellen Beiträgen von jährlich maximal 50'000 Franken unterstützt.

«Wir haben uns natürlich sehr über den Beitrag gefreut, weil wir uns noch im Aufbau des Projektes befinden. Es spornt uns an, das Projekt voranzutreiben, und es zeigt, dass auch Stiftungen Bedarf an Wirtschaftsförderung in ländlichen Regionen sehen.» Ihr Vorprojekt, das finanziell auch von der Neuen Regionalpolitik (NRP) unterstützt wird, ist im Januar abgeschlossen. Das Folgeprojekt ist in Konzipierung und wird auch beim Entwicklungsträger Region Luzern West eingereicht. «Wir sind überzeugt, dass es das Projekt braucht, und stecken viel Energie und Zeit in die ‹Sphäre›. Unser langfristiges Ziel ist es, dass wir mit der Umsetzung von Angeboten eigenfinanziert sind», so Zihlmann.

Biosphäre wünscht viel Erfolg

Die «Sphäre» befindet sich mitten in der Unesco Biosphäre Entlebuch. Kommt daher auch der Name? Monika Zihlmann erklärt: «Es ist ein ähnlicher Name, wir verbinden damit das grosse Ganze, die Bubble, die uns umgibt und in der wir uns bewegen und wirken.» Sie seien im engen Austausch mit der Unesco Biosphäre. «Wir informieren uns gegenseitig über Projektfortschritte und schätzen die Erfahrungen, welche die Biosphäre in der Region schon gesammelt hat.»

Der Direktor der Unesco Biosphäre, Theo Schnider, sagt: «Dass man Co-Working näher prüft, finde ich sehr gut. Das entspricht auch dem Zeitgeist und der aktuellen Pandemiesituation. Bei der Wirtschaftsförderung und der Vernetzung der Gemeinden und darüber hinaus ist die Unesco Biosphäre Entlebuch als Gemeindeverband mit dem bereits etablierten, überregionalen und nationalen Netzwerk des Managements sicher näher am Markt und am Puls des Geschehens. Hier können wir das Unternehmen ‹Sphäre› bestimmt kompetent beraten und unterstützen.» Die Gewerbeverbände seien bereits gut organisiert und mit dem kantonalen Gewerbeverband gut vernetzt. «Wie hoch der Nutzen für die Gewerbeverbände ist, wird Angebot und Nachfrage entscheiden», so Schnider.

Theo Schnider, Direktor der Unesco Biosphäre Entlebuch.

Theo Schnider, Direktor der Unesco Biosphäre Entlebuch.

Bild: PD

Mögliche Unterstützungs- und Zusammenarbeitsformen mit der Sphäre würden sie prüfen. Schnider: «Der Name muss hinausgetragen werden, das ist gut. Wichtig ist, dass jeder, der mit einer ähnlichen Bezeichnung arbeitet, sich der Verantwortung bewusst ist. Qualität versteht hier keine Kompromisse. Ich wünsche der ‹Sphäre› viel Erfolg, unsere Türen sind offen. Wir haben alle ein Ziel, das Entlebuch voranzubringen.»

Das Team der «Sphäre» ist sich sicher: Sie wollen eine Lücke schliessen in Bezug auf Innovation und Wirtschaftsförderung und ihr Wissen teilen. Monika Zihlmann fügt an: «Damit die Wertschöpfung in der Region behalten werden kann.»