Die Nachbarschaftshilfe läuft bereits auf Hochtouren. Doch auch die Luzerner Spitäler, Heime und Gemeinden sind auf Freiwillige angewiesen. Der Kanton Luzern bringt nun Helfer und Institutionen zusammen.
Ein Zahnarzt, der im Spital mithilft, eine Praxisassistentin, die sich im Pflegeheim engagiert, oder ein Car-Chauffeur, der Mahlzeiten ausliefert? Im Kampf gegen das Corona-Virus sind ungewöhnliche Einsätze gefragt. Der Führungsstab des Kantons Luzern ruft Freiwillige dazu auf, sich zu melden. Sie können online ein Formular ausfüllen. Nach rascher Prüfung vermittelt der Kanton die Freiwilligen an jene Institution weiter, welche gerade einen bestimmten Bedarf hat.
Laut Andreas Schmid, Bereichsleiter für die Koordination von Freiwilligen im kantonalen Führungsstab, unterscheidet sich dieses Angebot klar von den Nachbarschaftshilfen: «Wir sind erster Ansprechpartner für die Organisationen. Also Spitäler, Heime, Fahrdienste oder Gemeinden. Und wir sind kantonal zuständig, während die Nachbarschaftshilfen lokal begrenzt sind.»
Noch bevor Schmids zehnköpfiges Team die Aktion gestartet hat, seien bereits zahlreiche Anfragen von Freiwilligen eingetroffen. Zum Beispiel von 50 Luzerner Medizinstudenten, die derzeit in Zürich studieren. Es gebe zudem einige Zahnärzte, welche ihren Praxisbetrieb ganz oder teilweise eingestellt haben und in einem Spital arbeiten wollen. «Sie haben ja eine medizinische Ausbildung», so Schmid. Auch übriges medizinisches Personal, welches bis anhin nicht in Spitälern gearbeitet habe, könne sich melden.
Auch das Luzerner Kantonsspital sucht nach Freiwilligen. Eine Konkurrenz sei das aber nicht, betont Schmid. Es sei richtig und wichtig, dass die Spitäler ihr eigenes Netzwerk nutzen; dabei würden oft auch Spezialisten gesucht. Der kantonale Führungsstab koordiniere darüber hinaus auch mit den anderen Luzerner Spitälern, der Hirslandenklinik St. Anna und dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum. Wie das Luzerner Kantonsspital mitteilt, sind innert weniger Tage über 1000 Anmeldungen eingegangen. Die Spitalverantwortlichen seien «überwältigt über diese grosse Hilfsbereitschaft».
Gefragt sind im Moment laut Schmid indes Fahrer, die zum Beispiel beim Mahlzeitendienst mithelfen, und Personen, welche die Spitexdienste entlasten. Eine willkommene Aushilfe seien zudem pensionierte Hausärzte, die zu Hause telefonisch Auskunft geben können.
Der kantonale Führungsstab ist in jedem Fall nur für die Koordination zuständig. Die jeweilige Institution entscheidet, wer wofür eingesetzt wird. Das gilt auch für die Höhe von Entschädigungen wie zum Beispiel Kilometer-Spesen. Die freiwilligen Helfer und Helferinnen sind bei ihrem Arbeitgeber über die obligatorische Unfallversicherung versichert oder verfügen über eine Unfalldeckung bei ihrer Krankenkasse. Krankheitsereignisse sind in der obligatorischen Krankenpflege-Versicherung gedeckt. Haftpflichtschäden sind über die kantonale Haftpflichtversicherung gedeckt.
Wie das Luzerner Kantonsspital ist auch der kantonale Führungsstab glücklich darüber, dass sich so viele Freiwillige melden. Das Personal in Schmids Team kommt aus der kantonalen Verwaltung und vom Zivilschutz. Schmid selbst ist nicht nur in dieser Notlage Stabschef Vinzenz Graf unterstellt, sondern auch im kantonalen Feuerwehrinspektorat. Das Team ist also eingespielt. Bei Bedarf werden weitere Personen aus der kantonalen Verwaltung hinzugezogen. Schmid:
«Wir sind so aufgestellt, dass wir auch für mehrere Wochen und Monate funktionieren werden.»
Das Funktionieren in einer Zeit, in der sich dauernd etwas ändert, ist eine Herausforderung. Das sagt auch Jim Wolanin, Präsident des kantonalen Spitexverbands. Entsprechend unterschiedlich seien die Bedürfnisse der einzelnen Spitexorganisationen. «Bei manchen bewegt sich die Arbeitslast im saisonalen Schnitt, andere berichten, dass die Arbeit zunimmt.» Umso wichtiger sei es, über genügend Personal zu verfügen. «Hier spüren wir eine grosse Solidarität. Das ist toll. Um jeden weiteren Rekrutierungskanal ist die Spitex auf jeden Fall dankbar.»