Für seine Verdienste um die französische Sprache hat Victor Saudan, Professor an der Pädagogischen Hochschule, einen Orden der französischen Regierung erhalten. Auch, weil das Kosten von französischem Käse bei ihm auf dem Stundenplan steht.
Martina Odermatt
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Beim Gedanken an den Französischunterricht in der Schulzeit kommen wohl nur wenigen Leuten positive Erinnerungen in den Sinn: Französisch hat in der Deutschschweiz einen schweren Stand. Das möchte Victor Saudan (57) ändern.
Der Professor für Französisch an der Pädagogischen Hochschule Luzern (PH) setzt sich sehr für die Sprache ein – und wurde jüngst gar von der französischen Regierung mit dem Orden der «Palmes Académiques» für seine Verdienste um die französische Sprache und die frankofonen Kulturen ausgezeichnet (Ausgabe vom 30. November).
Frankofonie, das ist die Gesamtheit aller französischsprachigen Staaten, umfasst also neben Frankreich etwa auch Nordamerika, Teile Afrikas, die Schweiz und Belgien.
Als ihm vor ein paar Tagen im alten Zeughaus in Luzern der Orden ans Jackett gesteckt wurde, sei das für ihn ein «sehr inniger Moment» gewesen, wie er sagt. Der Ort der Ordensübergabe hat da wohl auch seinen Teil dazu beigetragen, denn: In diesem Gebäude hatte Saudan 2010 sein Vorstellungsgespräch für die Stelle an der PH. Für Saudan, der übrigens bereits den zweiten Orden in Empfang nehmen durfte – 2005 erhielt er den Orden im Grade eines Ritters – bedeutet die Auszeichnung vor allem eines: Wertschätzung für seine Arbeit.
Als der Professor erfahren hat, dass er diese Auszeichnung erhalten wird, befand er sich gerade in einer schweren Phase. «Ich habe mich gefragt, warum ich das alles überhaupt mache. Und dann kam der Brief, und ich wusste: ‹Deine Arbeit wird wahrgenommen und geschätzt.›»
Wer mit Saudan spricht, kann nachvollziehen, warum der 57-Jährige, der in Solothurn als Kind welscher Eltern aufwuchs, nun im Besitz dieses Ordens ist. Saudan brennt für die französische Sprache, möchte ihre Vielfalt den Leuten wieder näherbringen, Freude vermitteln. Seine aufgeweckte, leidenschaftliche Art überträgt sich fast augenblicklich auf das Gegenüber. Dass er als Professor für Französisch die angehenden Pädagogen in Luzern für die Sprache begeistern kann, glaubt man sofort. Saudan wirkt kreativ, nimmt kein Blatt vor den Mund und kann mitreissen. Doch damit allein gewinnt man noch keine Auszeichnung.
Saudan hat in seinen sieben Jahren an der PH Luzern ein internationales Netzwerk aufgebaut. «Ein solches Netzwerk hat es vorher auf der Stufe der Lehrerausbildung nicht gegeben», sagt Saudan, der regelmässig zwischen Luzern, Paris und dem Elsass hin und her pendelt. Doch auch Saudan hat klein begonnen. Zuerst fand der Austausch zwischen Luzern und Genf statt, dann stiess Avignon dazu. Die Leidenschaft für die Frankofonie verdankt Saudan denn auch einer Kollegin aus Avignon. «Als sie mir davon erzählt hat, war bei mir das Feuer entfacht. Von diesem Moment an war ich mit dem Frankofonie-Virus infiziert.»
Mittlerweile tauscht sich Saudan regelmässig mit Professoren aus Marokko, Frankreich, Kanada oder Kamerun aus, unterrichtet an deren Universitäten und lädt sie für Vorlesungen nach Luzern ein. Es sei wichtig, den Kontakt mit den jeweiligen Personen auch auf der Dozentenebene zu suchen und die «international offices» bei ihrer Arbeit zu unterstützen, sagt Saudan. Das sei viel unkomplizierter und effektiver. Weitere Länder und Regionen sollen bald dazukommen. Saudan denkt da etwa an die Antillen oder die Insel La Réunion.
«Bis anhin hat sich der Französischunterricht oft bloss auf Frankreich fokussiert. Ich will zeigen, dass Französisch viel mehr ist als das.» Und Saudan hofft: Wenn die angehenden Lehrer wieder für das Französisch begeistert werden können, geben sie dieses Gefühl auch ihren Schülern mit. Apropos Schüler: Für diese kreiert Saudan aktuell zusammen mit anderen Professoren im Netzwerk Lehrmittel. Dabei soll natürlich auch die Frankofonie im Zentrum stehen.
Deshalb findet man auf Saudans Stundenplan auch mal eine Verkostung von französischem Käse. Und er macht für seine Studenten jeweils eine Woche im Jahr Geschichte erlebbar, indem er mit ihnen nach Paris fährt und sie anhand von Literaturwerken mit der Stadt an der Seine bekanntmacht. An Ideen mangelt es dem Ordensträger nicht. «Manchmal müssen mich die Studierenden auch ein wenig bremsen», sagt Victor Saudan und schmunzelt.