Im Hinterländer Kiesgeschäft war Urs Bernet während Jahren ein grosser Player. Dabei sorgte er aber auch für viel Wirbel. Jüngst trat er von der grossen Bühne ab.
Der Pirol im Luzerner Hinterland: Das ist eine ornithologische Sensation. Aufgrund seines dunkelgelben Federkleides sorgt vor allem der männliche Teil dieser Singvogelart nicht nur bei Experten für Begeisterung. Nein, von der Präsenz des fliegenden Pirols kann in dieser Region natürlich keine Rede sein. Aber zumindest bei der Namensgebung zweier Firmen – domiziliert in Ufhusen – stand der Vogel Pate, nämlich bei der Pirol AG Kiesaggregate sowie der Pirol Management AG.
Das allein wäre ja noch keine Erwähnung wert. Ein Blick ins Handelsregister sorgt jedoch für Erstaunen. Denn seit kurzem steht fest, dass im Verwaltungsrat beider Firmen ein bedeutender Name fehlt, nämlich derjenige von Urs Bernet. Neu sind auch die Namen der beiden Unternehmen. Bis vor kurzem hiess die Pirol AG Kiesaggregate noch Marti AG Kiesaggregate und die Pirol Management AG lief unter der Bezeichnung Bernet Management und Kies AG.
Das Geschäft mit dem Kies ist im Luzerner Hinterland ein sehr bedeutender Wirtschaftszweig. In der Hinterländer Kiesbranche wird entsprechend mit harten Bandagen gekämpft. Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass in diesem Metier das Migros-Motto «Aus der Region, für die Region» in hohem Masse zum Tragen kommt. Will heissen: Kies, der im Gebiet in und um Luzern verbaut wird, sollte aus wirtschaftlichen Gründen nicht von weit her angekarrt werden. Daher haben schweizweit tätige Baukonzerne ein hohes Interesse daran, über das ganze Land verteilt, ihre eigenen Kiesabbauplätze zu kontrollieren. Im Hinterland fungierte Urs Bernet während vieler Jahre als Statthalter der Berner Marti-Gruppe, einer der grössten Baukonzerne des Landes. In dieser Funktion entwickelte Bernet sich zu einer der bekannten Persönlichkeiten. Selbst Top-Sportler, wie die Eishockey-Stars Mark Streit und Roman Josi waren schon auf seiner repräsentativen Liegenschaft «Äntebach» zu Gast. Die Presse berichtete prominent über dieses Treffen.
Wo Licht ist, gibt es aber auch Schatten. Nicht anders ist das bei Urs Bernet. Als Unternehmer hat er sich aufgrund seines bisweilen hemdsärmligen Vorgehens nicht nur Freunde geschaffen. Konkurrenten überzog er mit Einsprachen, die teils erst vor Bundesgericht bereinigt wurden. Das führte bei Mitbewerbern zu jahrelangen Verzögerungen, Unsicherheiten und Umsatzeinbussen.
Aufgrund seines Gebarens ist Urs Bernet auch bei Gerichten und Behörden kein Unbekannter. Im Tauziehen mit der Justiz musste er auch schon bittere Niederlagen einstecken. Sind es solche Schlappen, die dazu führten, dass der Unternehmer aus den eingangs erwähnten Firmen ausschied? Sowohl die Pirol AG als auch Pirol-Management werden von einem VR-Präsidenten aus dem Umfeld der Berner Marti-Gruppe geleitet. Der Abgang von Urs Bernet bringt die Gerüchteküche im Luzerner Hinterland zum Kochen. Über den Grund von Bernets Abgang will dessen Anwalt jedoch nichts sagen. Er schreibt: «Die beiden Gesellschaften und Herr Bernet möchten sich nicht äussern.» Bei den Mitbewerbern herrscht aber zumindest die leise Hoffnung, dass es künftig ruhiger zu und her gehen wird.
Auch wenn Bernet gemäss offiziellen Quellen aus dem Kiesgeschäft ausscheidet, langweilen wird sich der Mann bestimmt nicht. Denn der Hinterländer zählt mittlerweile zu den grössten Rindviehhaltern des Kantons Luzern.
Thomas Heer