Die legendäre TV-Show «Wetten, dass...?» erlebt gerade ein Revival. Ob dieses gelingt – und was Gottschalk mit Wagner zu tun hat, erfahren Sie auf den nächsten Zeilen.
«Ich komme wieder», versprach Thomas Gottschalk 2003, als er das Luzerner «Wetten, dass...?»-Publikum in der Swisslife-Arena verabschiedete.
Er hat Wort gehalten. Zwar hat die legendäre Show seither nie mehr in Luzern Halt gemacht. Doch Anfang November flimmerte die Goldlocke immerhin bei mir in die gute Stube. Ich wollte meinen Kindern, für die «Fernsehen» ein altmodisches Fremdwort ist, ein Stück TV-Geschichte näherbringen. Zeigen, wie wir damals samstagabends vor der Röhre sassen und mit klopfendem Herzen die verrückten Wetten erwarteten, über die man am Montagmorgen auf dem Pausenplatz Bescheid wissen musste.
Doch es war der falsche Film. Das 20. Jahrhundert ist Geschichte. Unwiderruflich und aller medialer Wiederbelebungsversuche zum Trotz. Die Traumfabrik aus den Achtzigern funktioniert einfach nicht mehr. Die Jugend von heute fragt sich, weshalb Gottschalk & Co. derart gefeiert werden, wenn diese auf Instagram lächerliche 2500 Follower haben. Kein Wunder musste während der Show gefühlt alle fünf Minuten betont werden, dass hier «wirklich absolute Weltstars» vor der Kamera lächeln.
Immerhin waren die Macher von «Wetten, dass...?» so klug, mit «Lisa und Lena» auch echte Berühmtheiten der Generation Z einzuladen, mit Millionen von Followern. Doch um Superstars live zu sehen, braucht man heute nicht mehr die Kiste einzuschalten. Auf «Insta» kommen sie authentischer rüber – man kann erst noch mit ihnen chatten. Und von verrückten Wetten und akrobatischen Challenges wimmelt es auf Tiktok sowieso rund um die Uhr - da muss man nicht die Hauptsendezeit abwarten.
Über die Frage, ob sich TV-Shows überlebt haben, wird leidenschaftlich gestritten. Ich würde sie aus obigen Gründen mit Ja beantworten. Einen Platz in den Geschichtsbüchern hat «Wetten, dass...?» trotzdem. Wer das späte 20. Jahrhundert verstehen will, muss die Show kennen. Vielleicht wird der verblasste Glanz ja dereinst in einer Netflix-Soap oder in einem Musical (Titelvorschlag: «Top, die Wette gilt») wiederbelebt. Die Musicalisierung macht ja generell vor fast nichts mehr Halt. Die geplante Vergrösserung des Luzerner Theaters, das bekanntlich wagneroper-tauglich werden soll, käme da gerade recht. Was Wagner recht ist, kann Gottschalk nur billig sein.