Kolumne «Landauf, landab»
«Grendpflicht»

Unser Kolumnist ist kein eingefleischter Fasnächtler. Er befürchtet gar coronaähnliche Spitaleintrittszahlen während der rüüdigen Luzerner Fasnachtstage. Und flüchtet deshalb mit seinem eigenen Grend auf die Skipiste.

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Ich quetsche mich bestimmt nicht durch euer lärmiges Gedränge, macht euch mal keine Sorgen in der Stadt. Die Fasnacht soll ja gemäss offiziellem Komitee primär für die Luzernerinnen sein. Jetzt werden hurtig noch Wagen gezimmert, Schnapswänteli gefüllt und – Ehrensache – wie jedes Jahr ein neuer Grend gebastelt. Wie gesagt: ohne mich.

Ich bin kulturell in der Landfasnacht in den Achtzigern mit Sälimaskenball, Tanzmusik und Mehlsuppe stecken geblieben. Wer fasnächtlete, blieb im Dorf, die Guuggenmusig spielte wunderbar falsch mit verbeulten Occasionen. Heute haben Landguugge ein Repertoire wie Berufsorchester und fahren mit Fünf-Sterne-Cars mehr Bühnen an als Helene Fischer auf ihrer Tour. So durchorganisiert, erinnert das sehr an die Seuche: Der Tambourmajor befiehlt wie Alain Berset «Grendpflicht» und «Disziplin», der Chauffeur mahnt in Daniel-Koch-Manier zur Hygiene, «Board-WC spülen», und jemand fehlt wegen Nebenwirkungen einer Shötli-Impfung.

Auch die Spitaleinweisungen trotz oder wegen Fasnacht werden wahrscheinlich Coronahöhen erreichen. Nur Massnahmegegner gibt’s keine. Unvorstellbar, dass eine Guuggerin trötzelig zum Chef trompetet «Grenddispens», vom Gartenzaun wer lallend posaunt «ich seich da grad eigeverantworlich» und die Pauke bespannt ist mit «Diktatur».

Glücklicherweise dauert’s nicht wie Corona zwei Jahre und man kann diesem Fasnachtsvirus entfliehen. Mit den Ski ins Bernbiet zum Beispiel. Vielleicht sehen wir uns am Schmutzigen Donnerstag im Hasliberg. Ohne Maske bin ich auch leicht zu erkennen: Ich trage seit einundsechzig Jahren den gleichen Grend.

Hinweis: Am Freitag schreiben Gast­kolumnistinnen und Gastkolumnisten sowie Redaktorinnen und Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.