Blasmusik
«Whit Friday» – beim Wettbewerb nach englischem Vorbild fahren die Bands von Dorf zu Dorf

In der Region Sempachersee wird eine in der Schweiz neue Form von Blasmusik-Contest durchgeführt. Am 3. September messen sich 17 Bands, jeweils an vier verschiedenen Standorten.

Roger Rüegger
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Das Rad wird mit der Lancierung des «Marschpreis Luzern» am 3. September zwar nicht neu erfunden. Aber es wird etwas weiter gedreht. Unter anderem auch mit dem Ziel, einen besonderen Wettbewerb hierzulande bekannt zu machen und bestenfalls ihn als fixen Eintrag im Blasmusik-Kalender zu markieren. Ein interessantes Vorhaben, denn die Verantwortlichen haben nur eine vage Vorstellung, wie viele Leute sich als Publikum bei den jeweiligen Vorträgen der Orchester und Ensembles einfinden werden.

Die Brassband Harmonie Neuenkirch am «Whit Friday» 2017 in der Region Saddleworth.

Die Brassband Harmonie Neuenkirch am «Whit Friday» 2017 in der Region Saddleworth.

Bild: PD

Deren Spielzeiten stehen nämlich nur bedingt fest, weil der Contest gleichzeitig an vier verschiedenen Standorten stattfindet: in den Ortschaften Gunzwil, Knutwil, Neuenkirch und Rain. «Das gab es so in der Schweiz bisher nicht. Zeit, dies zu ändern. Wir überlegten uns, dass mit einem solchen Wettbewerb auch Leute erreicht werden, die sich einfach freuen, endlich wieder ein Volksfest zu erleben, auch wenn sie nicht einen direkten Zugang zur Blasmusik haben», nennt OK-Präsident Marco Imfeld einen von mehreren Gedanken, das sich das OK und die Initianten machten.

In England spielen 100 Bands an 14 Standorten

Die gastgebenden Musikvereine Feldmusik Gunzwil, Brassband Feldmusik Knutwil, Brassband Harmonie Neuenkirch und das Blasorchester Rain stellen ein Rahmenprogramm mit Festwirtschaften und Konzerten zusammen. Bei Regen wird der Wettbewerb je nach Standort in einem Zelt oder einer Halle durchgeführt.

Die Vorfreude auf den kommenden Samstag ist bei Imfeld spürbar, wenn er beschreibt, was zu erwarten ist. «Am Brassband-Wettbewerb ‹Whit Friday›, der in Saddleworth in der Region Manchester stattfindet, nehmen mehr als 100 Bands aus aller Welt an 14 Standorten teil, weshalb sich zwangsläufig interessante Begegnungen ergeben, es ist top.» Wer je an einem solchen Contest gewesen sei, kehre mit guten Erinnerungen zurück, weiss der Mitinitiant, der B-Tuba bei der Brassband Harmonie Neuenkirch spielt und zweimal am «Whit Friday» teilgenommen hat.

Darum, und weil die Blasmusik im Kanton Luzern einen hohen Stellenwert geniesst, haben Frauen und Männer der gastgebenden Musikvereine sowie dem Luzerner Kantonal-Blasmusikverband (LKBV) den Trägerverein MarschPreis.LU gegründet und die Organisation der Schweizer Version vorangetrieben.

Premiere mit 17 Bands aus sechs Kantonen

Zur Premiere haben sich in vier Klassen 17 Brassbands und Blasorchester aus sechs Kantonen angemeldet. Jede Formation hat vier Auftritte, bei denen sie neben einem Einmarsch einen Konzertmarsch nach freier Wahl spielen. «Wir konnten vier hochkarätige Jurymitglieder engagieren. Die wissen vorab nicht, welche Stücke von den Bands gespielt werden. Diese geben erst am Spielort ihre Partituren ab», erklärt Imfeld den musikalischen Ablauf.

Apropos Ablauf. Nach dem Vortrag ist vor dem Vortrag. Wenn der letzte Ton verhallt ist, müssen sich die Musikerinnen und Musiker mit ihren Instrumenten weiter bewegen, weil jedes Gastspiel in einer anderen Gemeinde stattfindet. Jeder Verein begibt sich mit einem Bus an den nächsten Standort. Let’s roll.

Wer wann wo auftreten wird, zeigt sich vor Ort. Denn es gibt nur wenige Auflagen und keinen Zeitplan. «Jeder Band wird eine Startzeit und der erste Standort zugelost. Im Weiteren ist nur die Fahrtrichtung vorgegeben. Daraus ergibt sich aber faktisch der nächste Spielort», führt Imfeld aus. Im Prinzip sei aber jeder Formation freigestellt, wo sie zu ihrem nächsten Auftritt antreten.

«Ab dem zweiten Standort treten die Vereine dann in der Reihenfolge ihres Eintreffens vor Ort ein. Das ist auch wie in England, wo jedoch ab Beginn jene Band zuerst spielt, die sich zuerst an einem Standort einfindet», erklärt Imfeld. Die Brassband-Wettbewerbe haben Tradition. In der Region Saddleworth werden unter dem Titel «Whit Friday Contest» seit 1870 solche Anlässe durchgeführt. Im Kanton Luzern spielen zudem auch Blasorchester. Eine weitere Abweichung gegenüber der englischen Version ist der Zeitpunkt. Auf der Insel findet der Contest in der Woche nach Pfingsten statt. «Das war uns nicht möglich. Wir haben im Kanton Luzern ein dicht gedrängtes Programm. Nach Pfingsten werden in der Schweiz jeweils Musikfest und Musiktage durchgeführt, dann folgen die Ferien, so sind wir auf den September ausgewichen», begründet Imfeld den Termin.

Der Wettbewerb Marschpreis Luzern beginnt am Samstag, 3. September, um 16 Uhr und endet gegen 20 Uhr. Infos: www.marschpreis.lu.