ERSTFELD: Der Notsender der Rega blieb stumm

Neues zum Rega-Unglück auf der Basis Erstfeld im Jahr 2015: Der Pilot flog zu steil an. Der Heli geriet in die Wirbel seines eigenen Rotors. Nach dem harten Aufprall schlug der Notsender nicht Alarm. Die Sensoren waren kaputt.

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Spezielle Sitze dämpften den Aufprall. (Archivbild Bote der Urschweiz)

Spezielle Sitze dämpften den Aufprall. (Archivbild Bote der Urschweiz)

Der Rettungshelikopter «HB-ZRV» der Rettungsflugwacht war am 26. Februar 2015 beim Anflug zur Basis Erstfeld verunglückt. Der Agusta-Helikopter machte eine Bruchlandung, etwa 30 Meter vor dem Landeplatz. An Bord drei Besatzungsmitglieder und ein Mitarbeiter der Rega-Logistik. Die missglückte Landung forderte drei Verletzte, zwei davon schwer.

Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) hat nun den Schlussbericht vorgelegt. Demnach war der Hubschrauber von einem Rettungseinsatz zurückgekehrt. Der Heli flog ohne Patient vom Spital Altdorf die 5,5 Kilometer zurück nach Süden zur Basis Erstfeld. Man wollte bei laufenden Turbinen kurz tanken und dann zu einem Einsatz am Mythen ausrücken.


Laut SUST sei der Pilot bemerkenswert steil angeflogen. Wegen der tiefen Vorwärtsgeschwindigkeit sei der Helikopter «in den Bereich des Wirbelringzustands» geraten, also von seinen eigenen Luftwirbeln erfasst worden. Der Heli sackte schneller ab als üblich. Passiert so etwas nahe am Boden, kann das schwere Folgen haben. Die Maschine prallte mit einer Sinkgeschwindigkeit von etwa sieben Metern pro Sekunde auf die Wiese. Ohne die speziell dämpfenden Sitze hätte es für die Insassen noch schlimmer enden können.

Pilot war erst gerade umgeschult worden

Die Sust spricht von «geringer fliegischer Erfahrung» des damals 43-jährigen Piloten auf der Unglücksmaschine (42 Stunden). Der Pilot war eigentlich sehr erfahren, aber erst wenige Wochen vor dem Zwischenfall umgeschult worden. Kommt hinzu, dass der Agusta-Heli generell empfindlicher auf Wirbel reagiert als andere Modelle in der Rega-Flotte.

An diesem Februar-Tag vor zwei Jahren wehte ein Nordwind. Der Pilot hatte den Wind quasi im Rücken. Unter dem Strich schwebte so der Heli bei der Landung noch langsamer in der Luft. Auf den Windsack neben der Basis war kein grosser Verlass. Dieser lag im Windschatten der Strassenböschung. Die Rega stellte nach dem Unglück den Windsack an einem neuen Standort auf.

Die SUST entdeckte auch, dass der eingebaute Notsender beim Aufprall nicht aktiviert worden war. Am Sender funktionierte keiner der sechs Beschleunigungssensoren. Der Aufprall wurde vom System gar nicht erkannt. Man hatte also Glück im Unglück. Wäre die Bruchlandung in den Bergen passiert, wäre eine Ortung des Hubschraubers schwieriger geworden. gh

Beim Zwischenfall wurden drei der vier Personen an Bord verletzt. (Archivbild Bote der Urschweiz)

Beim Zwischenfall wurden drei der vier Personen an Bord verletzt. (Archivbild Bote der Urschweiz)