Fastfood
Schweizer Firma wollte schon vor 15 Jahren Pommes frites aus dem Automaten liefern

Eine chinesische Firma meldet den Durchbruch bei Pommes-frites-Automaten. Bereits vor 15 Jahren galt eine Schweizer Firma als Vorreiter. Sie endete aber unrühmlich.

Matthias Niklowitz
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Eine Portion Pommes Frites

Eine Portion Pommes Frites

AZ

Vielleicht wird man das hierzulande noch unbekannte chinesische Unternehmen Beyondte Electronics dereinst im gleichen Atemzug nennen wie McDonald’s oder Burger King. Denn das Unternehmen hat den Pommes-frites-Verkaufsautomaten erfunden, wie die Nachrichtenagentur SDA am Montag berichtete.

Das Unternehmen hat seinen Sitz im Xirong-Industriegebiet in Baoan, in der chinesischen Provinz Shenzhen.

Laut Richard Jiang, dem Vertriebsmanager von Beyondte, begann die Entwicklung des Systems 2008. Sie nahm fünf Jahre in Anspruch und kostete Millionen von Dollars. Die Maschine kann die Pommes sowohl in Pflanzenöl als auch Rinderfett frittieren und mit drei verschiedenen Saucen servieren. Eine Maschine kann inzwischen an der Chaussee de Gand-Steenweg bei Brüssel getestet werden.

Jetzt sucht das Unternehmen nach einem Grossinvestor, um seine globale Strategie umzusetzen.

Aus der Romandie

So weit war das Lausanner Unternehmen Tege bereits vor 19 Jahren. Der ursprünglich aus einer Bergbahn hervorgegangene und später in eine Immobiliengesellschaft umgewandelte Aktienmantel wurde 1994 vom ehemaligen Ostschweizer Investmentbanker Patrick Bigger gekauft. Der umtriebige Ex-Banker organisierte einige Patente aus den USA und begann anschliessend mit der Entwicklung von Prototypen.

Einige Probleme wurden erst dann erkannt: So verursachte das Frittieröl einen durchdringenden Geruch, der das Aufstellen von Automaten in Gebäuden verunmöglichte. Nach der Beseitigung solcher und weiterer Kinderkrankheiten sollten die ersten Maschinen ab 1998 in der Schweiz aufgestellt werden. Bis Ende 1998 plante man mit 900 Maschinen.

Neu war nicht nur die Maschine, sondern auch das Geschäftsmodell. Eine Firma aus Grossbritannien sollte sich um die Herstellung der Automaten kümmern. Nestlé sollte das Pulver herstellen und Interessenten die Automaten mieten können. Tege wollte sich, ähnlich wie McDonald’s in vielen Ländern ausserhalb der USA, auf das Marketing und die Weiterentwicklung konzentrieren.

Die Analysten des Wertpapierhauses Schroder’s hielten 1998 einen Kurs von 400 Franken, damals das Vierfache des Aktienkurses, für möglich. Eine Pleite sei ausgeschlossen. Auf dem Höhepunkt hatte Tege einen Börsenwert von einer halben Milliarde Franken. Die Anfangsverluste läpperten sich auf 60 Millionen Franken. Richtigen Umsatz machte Tege nie. Es folgen zwei Kapitalschnitte.

Warnende Stimmen

Dennoch – das Thema blieb «heiss». Denn im Jahr 2000 hatte sich auch das Genfer Unternehmen Fritson gemeldet: Ein Durchbruch stehe kurz bevor: Fritson versprach, Pommes frites ohne Öl herzustellen, und stellte für 2001 einen Umsatz von 20 Millionen Franken in Aussicht. Bereits 2004 versprach man den Anlegern, die 100-Millionen-Franken-Umsatzgrenze zu knacken. Auch dieses Abenteuer scheiterte.

Warnende Stimmen gab es bei beiden Abenteuern. «Die seit über einem Jahr laufende Testphase hat sich als Flop erwiesen», hatte der damalige Zweifel-Geschäftsführer Alfred Stucki im Jahr 2000 gegenüber der «HandelsZeitung» erklärt. Es gebe zu wenige attraktive Standorte.

Vielleicht gelingt Beyondte jetzt der Durchbruch. Das Unternehmen hat schliesslich schon viel Erfahrung. Allerdings nur mit Eincheckautomaten für Flughäfen.

Der Tege-Aktienmantel wanderte übrigens weiter. Für die Handy-Kette Mobilezone war es 2001 der Schlüssel zur Börse. Immerhin: Mobilezone gedeiht.