Swiss Re prognostiziert der Branche eine Wachstumsphase. Trotzdem liegen die Aktien an der Börse im Rückstand.
Die Aktien der grossen europäischen Versicherungskonzerne notieren teilweise deutlich unter dem Niveau, auf dem sie noch 2019, unmittelbar vor Ausbruch der Pandemie, verkehrt hatten. Den höchsten Abschlag weisen die Titel der französischen Axa auf (–18 Prozent), gefolgt von der Zurich (–16 Prozent), der italienischen Generali (–14 Prozent) und der deutschen Allianz (–9 Prozent).
Das ist nicht das Kursbild, das man nach der Lektüre einer neuen Swiss-Re-Studie erwarten würde. Der Rückversicherer prophezeit seinen Erstversicherungskunden nämlich mindestens zwei sehr gute Jahre. Die globale Nachfrage nach Versicherungsleistungen werden im laufenden und im kommenden Jahr mit 3,3 Prozent respektive 3,9 Prozent deutlich über dem Zehnjahrestrend vor der Pandemie (2,6 Prozent) zu stehen kommen. Grund für dieses starke, inflationsbereinigte Prämienwachstum sei die schnelle Erholung von der aktuellen Krise.
Dabei war der Einbruch der Prämieneinnahmen im schlimmsten Pandemiejahr 2020 mit –1,3 Prozent vergleichsweise massvoll. Zwar hat die Pandemie den Versicherern mithin auch grosse Schäden eingetragen. Doch diese konzentrieren sich fast vollumfänglich auf das Firmenkundengeschäft, wo die Tarife postwendend im zweistelligen Prozentbereich hochschnellten und den stärksten Anstieg seit 20 Jahren zeigen. In anderen Sparten haben die Lockdowns zu einem starken Rückgang des Schadenaufkommens geführt, allen voran im Motorfahrzeuggeschäft.
Und gemäss Swiss Re hat die Pandemie sogar einen Boden für ein langfristig robustes Wachstum geschaffen. Das Risikobewusstsein der Konsumenten der Unternehmen sei weltweit gestiegen, heisst es in der Studie. Dies werde das Wachstum sowohl im Leben- wie auch im Nichtlebengeschäft längerfristig begünstigen.
Vor diesem Hintergrund müsste man bei den Versicherungsaktien eigentlich höhere Kurse erwarten. Doch die Möglichkeit einer längerfristigen Zunahme der Inflationsraten stellt für die Assekuranz ein erhebliches Risiko dar. Ein solches sieht der Rückversicherer unter anderem bei Haftpflichtpolicen und anderen sehr lange laufenden Schaden- und Unfallsparten. Die jetzt gebildeten Rückstellungen für künftige Schäden könnten sich in einem Umfeld steigender Inflation künftig als zu niedrig erweisen. Und steigende Inflationsraten könnten mindestens vorübergehend auch den Anlageerfolg empfindlich beeinträchtigen. Sollte sich die aktuell zunehmende Teuerung aber bloss als vorübergehendes Phänomen herausstellen, wie dies viele Beobachter erwarten, könnte der Aufstieg der Versicherungsaktien wohl weitergehen.