Economiesuisse
Präsident Karrer nennt künftigen Direktor Hensch eine Idealbesetzung

Jean-Marc Hensch soll Nachfolger von Pascal Gentinetta als neuer Direktor des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse werden. Dass der Verband in einer schwierigen Situation steckt, hat die Kandidatensuche nicht negativ beeinflusst.

Matthias Niklowitz
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Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer und der neue Direktor Jean-Marc Hensch

Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer und der neue Direktor Jean-Marc Hensch

Keystone

«Wir hatten viele Gespräche um die Nachfolge von Pascal Gentinetta geführt», sagt Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer auf Anfrage. Es hätte sich eine Reihe von Personen von sich aus gemeldet. «Natürlich hatte der Verband in letzter Zeit nicht immer eine gute Presse, aber das war aus der Sicht der Kandidaten nicht der Grund, nicht zu kommen - im Gegenteil», sagt Karrer weiter. Für etliche Kandidaten sei gerade die schwierige Situation eine attraktive Herausforderung gewesen.

Economiesuisse habe auch aktiv gesucht. «Dabei gab es einige Absagen von an und für sich interessierten Personen», sagt Karrer. «Diese hatten teilweise erst gerade eine neue Arbeit angetreten, die sie unbedingt weiterführen wollten.» Bei der Auswahl seien berufliche Kriterien wie Erfahrung an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft sowie Persönlichkeitsmerkmale wie ähnlicher Gestaltungswille und Auffassung zu Führungsfragen im Vordergrund gestanden. Karrer war als Mitglied der Findungskommission an der Suche nach einem Nachfolger von Gentinetta beteiligt gewesen, hatte Hensch vor dem Auswahlverfahren nicht gekannt.

Keine Kursänderung

Über die genaue Aufgabenteilung haben sich Karrer und Hensch noch nicht abgesprochen. Beide gelten bezüglich Kommunikation und Führungsstil als ähnlich. «Für mich ist wichtig, dass Jean-Marc Hensch die operative Verantwortung trägt», sagt Karrer. «Wir ergänzen uns in vielen Dingen.» Die Erfahrungen, die Hensch aus der IT-Branche mitbringt, bedeute keine inhaltliche Veränderung am Economiesuisse-Kurs.

Hensch arbeitete nach dem Jurastudium zunächst 17 Jahre in der PR-Branche. Dann war er Direktor im Verband der Schweizer Gasindustrie, bevor der im letzten Jahr zu Swico auf den Geschäftsführerstuhl wechselte. Mit seinem Werdegang als Stadtzürcher Geschäftsführer der FDP, der Erfahrung im PR-Geschäft und bei Verbänden sei Hensch eine Idealbesetzung.

«Jean-Marc Hensch ist ein Top-Mann», schwärmt Andreas Knöpfli, Präsident des Vorstands des IT-Branchenverbandes Swico, «zusammen mit Heinz Karrer bilden die beiden fast schon ein Dream-Team. Denn ein Verband muss anders geführt werden als eine Firma», sagt Knöpfli weiter. Er steht jetzt vor der Aufgabe, die Karrer im Dachverband gelöst hat: Einen neuen Geschäftsführer zu finden, der ebenfalls den richtigen Mix von Erfahrungen an den Schnittstellen von Wirtschaft, Verbänden und Politik mitbringt.

(Fast) immer erreichbar

In der IT-Branche freut man sich. «Er bringt mit seinen Kommunikationsfähigkeiten und dem persönlichen Stil die besten Voraussetzungen mit», sagt Pascal Sieber, Chef des IT-Research- und Beratungsunternehmens Sieber & Partner in Bern. «Er kann sich nicht nur sehr gut ausdrücken, Hensch weiss auch um die Bedeutung der Computer- und Kommunikationstechnologie in der Wirtschaft», sagt Christoph Hugenschmidt, Chefredaktor des IT-Wirtschaftsportals Inside-IT. Ihm kommt mit der Wahl von Hensch zum Economiesuisse-Direktor ein - freier - Mitarbeiter abhanden, der auf dem Portal eine eigene Kolumne hatte.

Und in einem der letzten Beiträge legt Hensch auch gleich offen, wie er kommuniziert: «Es kommt immer wieder vor, dass ich Kolleginnen und Kollegen nachts um halb zwölf oder am Sonntagnachmittag ein Mail schicke.» Wenn am Samstagmorgen aufs Firmenhandy anruft, dann nehme er das Gespräch ohne Bedenken an.
Für den Mainstream von Management-Gurus und Wirtschaftsjournalisten sei er damit als Chef gestorben. «Laut ihnen führt die «Always on»-Mentalität zu Druck auf die Angestellten und wirkt krank machend, führt zu Depressionen oder zu noch Schlimmerem», schreibt er weiter. «Einspruch, Euer Ehren! Es ist für mich unabdingbar, auch zu Randzeiten oder am Wochenende tätig zu sein. Nicht durchs Band, aber regelmässig.» - Hensch selber war am Freitag nicht auf seinem Mobiltelefon erreichbar.