Die Bahn will Wenignutzer mit hohen Benzin- und tiefen Ticketpreisen überzeugen. Die Zahl der Passagiere in Bahn, Bus und Tram steigt weiter an und erreicht so hohe Werte wie nie seit Ausbruch der Krise.
Der Liter Benzin kostet an vielen Tankstellen in der Schweiz derzeit über 2 Franken – ein so hoher Wert wurde zuletzt vor 14 Jahren erreicht. Der Preis könnte noch monatelang auf diesem Niveau verharren, schätzen Rohstoffexperten. Doch des einen Freud ist des anderen Leid: Die SBB wollen die Gelegenheit nutzen, um mehr Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr zu bewegen. Dafür werben sie an Tankstellen.
Aufkleber auf Zapfpistolen, die beim Tanken sofort ins Auge fallen, machen etwa unter dem Slogan «Jetzt günstig umsteigen» auf Sparbillette aufmerksam, mit denen beispielsweise eine Reise von Zürich nach Chur ohne Halbtax ab 12.40 Franken zurückgelegt werden kann. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Neuwagen verbraucht zurzeit etwa 6,2 Liter Benzin pro 100 Kilometer. Für die 120 Kilometer lange Strecke müssen selbst mit einem neuen, tendenziell effizienteren Auto demnach über 15 Franken alleine fürs Benzin eingerechnet werden.
Die Werbekampagne auf den Tankstellenschläuchen läuft seit dem 4. April und noch bis am 1. Mai. Daneben werben die SBB bis Mitte Monat aber auch auf Bildschirmen an Tankstellen für ihr Angebot. Die Kampagne läuft an rund 340 Tankstellen in den neun grössten Schweizer Städten und ihren Agglomerationen. Wie viel sie kostet, geben die SBB nicht bekannt.
Man wolle Kundinnen und Kunden, die den öffentlichen Verkehr selten nutzen, aufzeigen, dass Zugfahren eine günstige und nachhaltige Alternative zum Auto sei, sagt SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg. Wie die Kampagne wirke, könne noch nicht gesagt werden. Im Mai will sich die Bahn an die Auswertung machen.
Weil die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr per Anfang April aufgehoben wurde, könnten sich die die Passagierzahlen nun weiter erholen. Bereits im März, als die Maske noch getragen werden musste, zeigten sie bei den SBB nach oben: In Personenkilometern gemessen war die Nachfrage bei der Bahn nur noch 17,9 Prozent tiefer als im März 2019 – der beste Wert seit zwei Jahren.
Auch im städtischen ÖV sind wieder mehr Menschen unterwegs. Das zeigen die Daten der Haltestelle Hardbrücke der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Dort werden automatisch die Passagierzahlen einer Tram- und drei Buslinien erfasst. Diese Werte stiegen in den letzten Wochen ebenfalls stetig an.
Sie liegen im Durchschnitt der letzten Tage mit Stand 12. April derzeit nur noch 8,4 Prozent unter dem besten Wert des Jahres 2020, der Ende Februar kurz vor Ausbruch der Coronakrise erreicht worden war. Das zeigt eine Auswertung der Daten durch CH Media.