Die Elektronik-Tochter von Coop hat zuletzt mehrere Filialen ihres XXL-Formats dichtgemacht. Die Konkurrenz sieht in kleinen Läden ebenfalls ein probates Mittel im Kampf gegen Online-Shops.
Wie können Händler in Einkaufsstrassen und Shoppingcentern gegen die Online-Anbieter bestehen, die Zehntausende Artikel im Sortiment führen? Mit grösseren Läden nicht. Diese Erkenntnis setzt sich im Elektronik-Bereich durch – etwa bei der Coop-Tochter Interdiscount. Sie verabschiedet sich schrittweise von ihren grössten Filialen mit Flächen bis zu 3000 Quadratmetern, die unter dem Namen Interdiscount XXL fungieren.
Das jüngste Opfer ist die Filiale an der Zürcher Sihlstrasse unweit der Bahnhofstrasse, in der vor wenigen Tagen zum letzten Mal Laptops, Fernseher und Fotokameras über die Theke gingen. Dichtgemacht hat Interdiscount in den letzten fünf Jahren auch die XXL-Filialen in Basel und Luzern. Rund 10 XXL- oder «Megastore»-Filialen wurden zudem zu normalen Filialen umgebaut– etwa jene in der St. Galler Shopping-Arena oder im Zürcher Letzipark.
«Unser Filialnetz wird laufend überprüft und an die Kundenbedürfnisse angepasst», begründet Interdiscount-Sprecherin Monika Fasnacht. Die Elektronik-Händlerin fahre eine Mehrkanal-Strategie und setze neben den Läden auch auf den eigenen Online-Shop.
«Der Fokus liegt auf kleineren Filialen, solchen mit grösseren Lagerflächen und an hochfrequentierten zentralen Lagen», sagt Fasnacht. Auch für die Zürcher XXL-Filiale, deren Mietverhältnis per Ende Februar endet, suche Interdiscount alternative Standorte mit hohen Frequenzen.
Ausserdem sind laut Fasnacht zuletzt sehr nah beieinander liegende Filialen zusammengelegt worden. Insgesamt hat Interdiscount aufgrund dieser Ausrichtung innert fünf Jahren 16 Filialen geschlossen und nur vier neu eröffnet und betreibt nun noch gut 170 Filialen.
Die Konkurrenz der Online-Shops wird immer mächtiger. Erst 2018 überholte die zur Migros gehörende Online-Plattform Digitec Galaxus Interdiscount in Sachen Umsatz. Damals kamen beide auf gut eine Milliarde Franken. Zwar konnten sowohl Digitec Galaxus als auch Interdiscount seither zulegen, aber die Schere geht auseinander.
Letztes Jahr schrieb Digitec Galaxus über zwei Milliarden Franken Umsatz. Die Umsatzzahlen von Interdiscount für das Jahr 2021 sind noch nicht veröffentlicht. Im Jahr 2020 waren es laut Zahlen des Marktforschers Gfk inklusive des Online-Ablegers Microspot knapp 1,1 Milliarden Franken. Bekannt ist, dass alle Fachformate von Coop 2021 um 8,6 Prozent zulegten. Der Abstand zu Digitec Galaxus dürfte damit derzeit geschätzt über 800 Millionen Franken Umsatz pro Jahr betragen.
In einer ähnlichen Situation stecken auch andere Elektronik-Anbieter, die vor allem im stationären Handel stark sind. Die ebenfalls zu Coop gehörende Fust-Gruppe konnte den Umsatz zwischen 2010 und 2020 laut Gfk nur um knapp 8 Prozent auf 1,0 Milliarden Franken steigern. Die Migros-Tochter Melectronics schrieb 2020 mit 622 Millionen Franken 40 Millionen Franken weniger Umsatz als 2010.
Coop setzt seine Hoffnungen auf Microspot, das 2021 laut ersten Zahlen gegen 360 Millionen Franken umgesetzt haben dürfte – eine Verdoppelung des Umsatz in fünf Jahren. Seit drei Jahren teilen sich Interdiscount und Microspot ein neues Logistikzentrum in Jegenstorf BE, das die Interdiscount-Filialen genauso beliefert wie die Online-Kundschaft der beiden Formate.
Online ebenfalls Aufholbedarf hat der Elektronik-Riese Media Markt, der hierzulande innert zehn Jahren von 1,0 Milliarden Franken auf knapp 700 Millionen Franken Jahresumsatz nachgab. Lange Zeit behandelte die zum deutschen Handelsriesen Ceconomy gehörende Anbieterin den Kanal eher stiefmütterlich.
Doch auch Media Markt hat einen Umschwung eingeleitet. Im Gespräch mit CH Media sagte der bis vor kurzem amtierende Schweizer Länderchef im Oktober, dass er mit kleineren Filialen in die Innenstädte expandieren will, damit die Kundschaft ihre online bestellten Produkte abholen kann.
Das letzte Experiment mit einer neuen grossen Ladenfläche in der Markthalle in Bern beendete Media Markt 2019 nach nur vier Jahren. Die bestehenden Media-Markt-Filialen sind allerdings noch immer vergleichsweise gross und kommen nicht selten auf einige Tausend Quadratmeter Fläche.
Die ganz grossen Verkaufsstellen dürften aber an Gewicht verlieren. Derzeit verkleinert Media Markt etwa seine Filiale im Zürcher Einkaufszentrum Sihlcity.
Die klassischen Elektronik-Produkte werden weniger Fläche erhalten, dafür soll der Bereich für Handy-Sofortreparaturen, TV-Kalibrierungen oder PC-Vorinstallationen vergrössert werden. Eine neue Bar soll zum Kaffeetesten einladen. Es ist eine Lehre aus dem Siegeszug der Internetshops: Einfach nur ein kleineres Sortiment als online zu bieten, reicht nicht mehr.
Es könnte auch an den Serviceleistungen liegen Die sind nach meiner Erfahrung bei Interdiscount nicht sehr kundenfreunlich. Da kann ich genausogut im Internet einkaufen und auf den Service pfeifen.
Das wundert mich gar nicht! Das Personal, ob Interdiscount, Fust, Melectronics usw. ist sehr schlecht ausgebildet, absolut nicht kompetent und teilweise auch sehr arrogant. Da spart man sich die Mühe und macht sich im Internet schlau und mit ein paar Klicks hat man es gekauft und franko haus geliefert.