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Versicherungen bringen sich im Auto-Abo-Markt in Position: Nun mischt auch Zurich mit

Autos mieten statt kaufen ist ein Trend. Das hat der Versicherungskonzern bemerkt und steigt beim Startup Carify ein. Die Konkurrenz hat sich aber auch in Stellung gebracht.

Roman Schenkel
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Auto-Abos dürften in den nächsten Jahren stark wachsen.

Auto-Abos dürften in den nächsten Jahren stark wachsen.

Jean-Christophe Bott / KEYSTONE

Ein neues Auto fahren zu können, ohne es zu leasen und ohne sich um Ausgaben kümmern zu müssen: Das versprechen Auto-Abos. In den letzten zwei Jahren sind diverse neue Anbieter aufgetaucht. Der Markt ist zunehmend umkämpft. Besonders Versicherer interessieren sich dafür. Es bahnt sich eine Art «Stellvertreterkrieg» der Versicherungen an.

Nachdem die Zurich anfang September mit dem Auto-Abo-Anbieter Carify eine strategische Partnerschaft eingegangen ist, steigt der Versicherungskonzern nun auch finanziell ein. Das zeigt eine Meldung des Unternehmens. Wie gross die Beteiligung ist, wird nicht kommuniziert. Neben Toni Piëch, Sohn von Ex-VW-Chef Ferdinand Piëch und der ACE & Company, eine Beteiligungsgesellschaft die unter anderem in SpaceX von Elon Musk, Airbnb oder Uber investiert ist, erhält das Start-up mit Zurich einen weiteren finanzkräftigen Investor.

Stark wachsender Markt

«Der Markt für Auto-Abos ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen», sagt Juan Beer, CEO Zurich Schweiz. Man habe sich mehrere Anbieter angeschaut, das Geschäftsmodell und das Team von Carify passten am besten zu Zurich, sagt er. «Gemeinsam werden wir innovative Mobilitätslösungen für die Kundenbedürfnisse der Zukunft entwickeln.»

Auto-Abos zeichnen sich durch eine vordefinierte Laufzeit und Kilometerpakete aus. Nach Ablauf müssen die Autos zurückgegeben werden, wobei meist eine Verlängerung und seltener auch ein Kauf möglich ist. Während der Laufzeit sind alle Kosten ausser das Tanken inklusive – also Service und Wartung, Fahrzeugsteuern, Reifenwechsel und die Versicherungen. Auto-Abos wird ein riesiges Potenzial zugetraut: Während sie derzeit weniger als 2 Prozent der Neuzulassungen ausmachen, sollen es bis 2030 schon 40 Prozent sein.

Zurich, Mobiliar, Axa

Carify, erst 2019 gegründet von den beiden HSG-Absolventen Sergio Studer und Raffael Fiechter, bezeichnet sich schon jetzt als «grösste Auto-Abo-Plattform der Schweiz». Aus über 500 Autos können die Kunden auswählen und ein Auto zwischen 1 und 24 Monaten mieten. Im Gegensatz zu anderen Auto-Abo-Anbietern erhalten Kundinnen und Kunden bei Carify das Auto von einer lokalen Garage, nicht von Carify selbst.

Als Nummer 1 im Markt bezeichnet sich allerdings Carvolution. Das 2018 gegründete Unternehmen zählt bereits rund 60 Mitarbeitende. Auch beim bernischen Auto-Abo-Anbieter mischt eine Versicherung mit. Seit 2019 ist die Versicherungsgenossenschaft Mobiliar investiert. Sie hat sich an einer Finanzierungsrunde von etwas mehr als 11 Millionen Franken beteiligt und hat dem Start-up ein Jahr später einen Rahmenkredit von 50 Millionen Franken zur Erweiterung der Fahrzeugflotte gewährt. Ebenfalls mit von der Partie ist Francisco Fernandez, der Gründer der Softwarefirma Avaloq, sowie eine Finanzierungsgesellschaft von Ringier. Diese Beziehung widerspiegelt sich in den regelmässigen Werbebeiträgen auf «Blick.ch».

Am Dienstag kündete Carvolution zudem an, dass sie das Produkt «Green Class» von den SBB übernehmen. Unter Green Class haben die SBB Abos für Elektroautos in Kombination mit einem Zugabo angeboten. Carvolution übernimmt Green Class nun per 1. Januar 2022 zu einem ungenannten Preis.

Und schliesslich mischt auch der Versicherungskonzern Axa mit beim Autovermieten. Axa hat schon 2017 zusammen mit Swisscom das Angebot Upto ins Leben gerufen. Der Telekomkonzern stieg allerdings ein Jahr später bereits wieder aus.

Breites Feld von Anbietern

Überraschend, denn der Glaube an das Modell ist gross. Neben den Versicherungen sind auch die Autohändler Emil Frey und Amag, der Anbieter Flatdrive und die Mietwagen-Firmen Hertz und Sixt mit einem eigenen Abo-Modell auf Kundenfang in der Schweiz. Auch die Grossbank BNP Paribas vermietet über den Flottenmanagement-Ableger Arval seit einigen Monaten Autos im Abo an Schweizer Privatkunden.

In wenigen Tagen will zudem der deutsche Anbieter ViveLaCar ein Angebot für die Schweiz lancieren. ViveLaCar betreibt hierzulande bereits das Auto-Abo für BMW und Mini und seit kurzem auch für Renault. Auf der neuen Plattform sollen Autos mehreren Marken angeboten werden.