Quotenstreit: SRG prüft Klage gegen 3+

Die Transparenz währte nur kurz. Die Zuschauerzahlen sind wieder unter Verschluss. Im Streit um die TV-Quoten will die SRG nun sämtliche Optionen ausloten. Es geht um Millionenbeträge.

SaW Redaktion
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Reingezappt: Wie zuverlässig ist das neue Messsystem von Mediapulse? Foto: Key

Reingezappt: Wie zuverlässig ist das neue Messsystem von Mediapulse? Foto: Key

Schweiz am Wochenende

Die Posse um die TV-Quoten ging diese Woche in eine weitere Runde. Gerade einmal wenige Stunden waren die lange erwarteten Schweizer Einschaltquoten am Mittwoch öffentlich. Dann liess der Sender 3+ die Publikation erneut verbieten. Noch immer beharrt Dominik Kaiser, Chef von 3+, darauf, dass die Zahlen der neuen Messmethode falsch sind.
Nun verlieren andere TV-Macher offenbar die Geduld mit dem Privatsender. Gemäss Informationen der «Schweiz am Sonntag» erwägt die Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ernsthaft eine Klage gegen 3+. Auf Anfrage erklärt Mediensprecher Daniel Steiner, dass die SRG zwar «zurzeit keine Klage eingereicht» habe. Zuerst wolle man die weitere Entwicklung abwarten. Aber er fügt an: «Nach Abschluss werden wir sämtliche Optionen prüfen.»
Die mit der Messung der TV-Quote beauftragte Mediapulse AG hat bereits reagiert. Laut der «Handelszeitung» macht die Marktforschungsfirma einen monatlichen Schaden von 800 000 Franken geltend und fordert deshalb einen entsprechenden Betrag von 3+ als Sicherheitsleistung.
Dahinter vermutet Dominik Kaiser aber reine Taktik und rechtfertigt den erneuten Quoten-Stopp: Das neue Messsystem der Mediapulse funktioniere nur fehlerhaft und beruhe auf einer falschen Datenbasis, sagt er. «Die Frage ist wohl eher, wie hoch unsere Schadenersatzforderungen sind.» Sorgen über mögliche hohe Gerichtskosten macht sich der Schweizer Medienpionier nicht: Der 3+/4+-Sendegruppe gehe es hervorragend. «Wir können es uns leisten, für ein für alle Marktteilnehmer korrektes, faires neues Messsystem einzutreten.»
Im Quotenstreit geht es um Millionenbeträge. Über die genaue Summe will Publisuisse, die grösste Vermarkterin elektronischer Medien in der Schweiz, keine Angaben machen. Sprecherin Romi Hofer bestätigt aber, dass das Verbot einen negativen Einfluss auf die Werbeeinnahmen hat. Und die Schäden werde immer grösser, «je länger das Verbot aufrechterhalten wird.»
Seinem Ärger Luft machte diese Woche bereits der Direktor des Schweizer Werbeauftraggeberverbands. Roland Ehrler wetterte via NZZ: «Es ist nicht haltbar, dass ein kleiner Sender eine ganze Branche lahmlegt.» Die Werbebranche ist auf korrekte Zahlen angewiesen. Sie muss wissen, wie viele Zuschauer sie auf welchem Sender erreicht.
Seit Anfang Jahr werden keine Einschaltquoten mehr veröffentlicht, weil das neue Messsystem Mängel aufweisen soll. Zu den Verlierern der neuen Methode würden die deutschen Privatsender wie RTL, RTL 2 und Pro7 mit ihren Schweizer Werbefenstern zählen, aber auch der Privatsender 3+.
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