Primarschule
Infoabend über Bildungskleeblatt

Über 130 Interessierte kamen an die Information an der Schule Würenlos.

Marcel Siegrist
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Würenlos lud zum Informationsabend - und über 130 Interessierte kamen! Die Teilnahme der Gemeinderäte Hans Ulrich Reber, Felix Vogt und Ernst Moser, des Grossrates Walter Markwalder sowie der Präsidentin der Schulpflege Susi Frei zeigen die Wichtigkeit des Themas.

Das Bildungskleeblatt ist derzeit omnipräsent in den Medien und trotzdem herrscht in der breiten Bevölkerung Unsicherheit, was die Schulreform für die Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Schulstandorte und nicht zuletzt Eltern bedeutet. Mirjam Obrist vom Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau führte die Anwesenden kompetent in die 5 Vorlagen, über die wir am 17. Mai abstimmen werden, ein. Auch Landammann Roland Brogli, Vorsteher des Departementes Finanzen und Ressourcen, zeigte Präsenz und stand im Anschluss zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung.

Im Mai 2006 stimmte das Schweizer Volk mit grosser Mehrheit (82%) über den Bildungsrahmenartikel in der Bundesverfassung ab. Diese Vorgabe verlangt, dass die Schulstrukturen harmonisiert werden und Durchlässigkeit garantiert wird. Das heisst, dass einerseits Schüler mit Startschwierigkeiten die Chance erhalten, sich emporzuarbeiten und allenfalls später studieren und andererseits, dass der Kantonsübertritt durch die Angleichung problemlos ermöglicht werden soll. Die Schulreform hat zum Ziel, die Qualität der Ausbildung im Kanton Aargau zu steigern und somit auch die Grundlage für eine wirtschaftliche Prosperität zu schaffen. Insbesondere soll den veränderten Rahmenbedingungen (viele Doppelverdiener, Alleinerziehende, gemischte Ehen, erweitertes Unterrichtsangebot) Rechnung getragen werden.

59% aller Kinder kennen beim Eintritt in die erste Klasse bereits grosse Teile des Lesestoffs des ersten Schuljahres. Auf der anderen Seite braucht ein Viertel aller Kinder einen Umweg via drittes Kindergartenjahr oder Einschulungsklasse. Aufgrund der unterschiedlichen Kindesentwicklung soll der Kindergarten und die zwei ersten Schuljahre verschmolzen werden zu einer altersgemischten Stufe - der Basisstufe. Die Lerninhalte bleibt dabei unverändert, d.h. spielen ist nach wie vor erlaubt. Das Argument, dass der Kindergarten abgeschafft wird, kann also getrost entkräftet werden. Die 4-Jährigen lernen einfach schneller und nach individuellem Tempo von den Grösseren. Letztere können ihre Sozialkompetenz besser entwickeln, indem sie sich verantwortlich zeigen müssen für die Kleineren. Die Betreuung geschieht meist zu zweit, da 150% Lehrpensen vorgesehen sind. Erfahrungen in diversen Gemeinden waren durchwegs positiv, wenn auch die Koordination der zwei Lehrkräfte aufwändiger wird.

Die Volksschule dauert weiterhin 11 Jahre (bisher 2 Jahre Kindergarten, 5 Jahre Primarschule und 4 Jahre Oberstufe), neu ist die Oberstufe jedoch nur noch 3 Jahre lang (4 Jahre Basisstufe, 4 Jahre Primarschule). Die Oberstufe bestand bisher aus Real-, Sekundar- und Bezirkschule. Neu heissen die drei Stufen Sek A (für allgemeine Anforderungen), Sek E (erweiterte Anforderungen) und Sek P (progymnasiale Anforderungen). Dabei kann in den Fächern Mathematik, Englisch und Französisch je nach fachspezifischer Begabung der Unterricht in einem anderen Niveau besucht werden.

Da heute oft beide Elternteile arbeiten müssen oder Alleinerziehende alleine für das Einkommen sorgen müssen, ist die ganztägige Betreuung schlicht zeitgemäss. Von 7 bis 8.15 Uhr, über den Mittag sowie nach der Schule bis 18 Uhr soll auf freiwilliger Basis eine Betreuung (Hausaufgaben erledigen, essen, sinnvolle Freizeitbeschäftigung) organisiert werden, wenn sie nachgefragt wird. Die Kosten sollen dabei sowohl von der Gemeinde als auch (einkommensabhängig) von den Eltern getragen werden. Dieses Angebot ist zurzeit in einem 2 Jahre dauernden, erfolgreich gestarteten Pilotversuch in Würenlos und soll kantonal gestaffelt eingeführt werden.

Die Belastungssituation einer Gemeinde, die anhand der Faktoren Wohnform, Mobilität, Arbeitslosigkeit und Ausländeranteil definiert werden soll, wirkt sich unterschiedlich auf die Unterrichtsgestaltung aus. Sozial benachteiligte Schulen sollen mehr Ressourcen zur Unterstützung (z.B. für Deutsch als Zweitsprache) zugesprochen erhalten.

In der anschliessenden Fragerunde wurden in erster Linie die Auswirkungen auf die Schule Würenlos angesprochen. Susi Frei, Präsidentin der Schulpflege, führte aus, dass die Basisstufe dezentral in den bestehenden Kindergärten platziert werden soll. Die 4 bis 8-Jährigen hätten also einen kürzeren Weg. Neu soll auch die Sek P in Würenlos stattfinden, was auch Änderungen an der Infrastruktur bedingen würde. Auf Kantonsebene werden die jährlich wiederkehrenden Mehrkosten auf ca. CHF 100 Mio. beziffert. Auf Gemeindeebene lässt sich dies erst kalkulieren, wenn die Anforderungen definiert sind. Steuererhöhungen sind jedoch nicht geplant.

Abschliessend kann der Informationsabend als grosser Erfolg gewertet werden. Aus Sicht der Eltern Mit Wirkung wurde das Ziel eines neutralen Informationsabends erreicht . Die Diskussion am anschliessenden Apero wurde rege genutzt. Die Eltern Mit Wirkung Würenlos ruft alle Stimmberechtigen auf, am 17. Mai ihre Verantwortung wahrzunehmen und abzustimmen.