Wintersport
Der Engelberger Stefan Matter sagt vor dem Heim-Weltcup: «Telemark ist Lifestyle»

Stefan Matter (35) riss sich im März 2020 an der Telemark-SM auf Melchsee-Frutt beide Kreuzbänder und die Patellasehne im linken Knie. Am Freitag kehrt er an gleicher Stätte auf die Rennpiste zurück.

Interview: René Leupi
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Stefan Matter bestreitet seine letzte Saison.

Stefan Matter bestreitet seine letzte Saison.

Bild: PD/Swiss-Ski (Saas-Fee, 17. November 2022)

Wie fühlen Sie sich kurz vor der Rückkehr in den Telemark-Weltcup?

Stefan Matter: Ich bin angespannt und sehe der Rückkehr in den Rennsport mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich versuche aber, jeglichen Druck von mir abzuwenden, mich einzig auf den Spass am Rennenfahren zu konzentrieren.

Wie schwierig waren die zwei Jahre abseits der Rennpiste?

Sehr, sehr schwierig. Drei Knieoperationen machten die Reha noch schwieriger und die Ungewissheit, ob ich je wieder Rennen bestreiten kann, noch grösser. Es war beruflich und sportlich eine Zeit der Neuorientierung, in der ich eingestehen musste, dass Rennen auf höchstem Level kaum mehr möglich sind.

Sie bestreiten beim Weltcup auf der Frutt einzig die Disziplin Classic. Was erwarten Sie von Ihrem Comeback?

Ich möchte sicher und ohne Sturz ins Ziel kommen. Rang und Zeit spielen keine Rolle. Es zählt einzig der Spass am Telemark und am Rennenfahren.

Ein bescheidenes Ziel für einen neunfachen Weltcup-Sieger und zweifachen Weltmeister.

Für mich stimmt diese Zielsetzung. Es fehlen das Vertrauen, die Performance und teilweise auch die letzte körperliche Fitness. Ich werde wohl den Anschluss an die Weltspitze nicht mehr schaffen. Auch deshalb, weil ich nach einem Jobwechsel trainingsmässig nicht mehr den gleichen Aufwand betreiben kann wie vor der Verletzung.

Aus diesen Gründen treten Sie Ende Saison zurück?

Ich nehme Schritt für Schritt, bestreite erst mal das Classic-Rennen am Freitag. Aber ja, es ist meine letzte Saison.

Was hat sich im Telemark-Rennsport in der Zeit Ihrer Abwesenheit verändert?

So, wie ich das beurteilen kann, hat sich wenig verändert – ausser dass die junge Generation weitgehend den Anschluss an die Spitze geschafft hat. Dennoch: An der Weltspitze sind mit wenigen Ausnahmen noch immer die gleichen Gesichter vertreten.

Sie sind beim Weltcup auf der Frutt nicht nur Rennfahrer, sondern als Vizepräsident auch im OK vertreten. Ist die Doppelbelastung überhaupt tragbar?

Ich habe im Ok keine fixe Funktion, bin mehr in beratender Funktion tätig. Wenn am Rennwochenende etwas nicht rund laufen sollte, bin ich natürlich wie alle anderen OK-Mitglieder auch gefordert.

Was fasziniert Sie am Telemark?

Telemark ist mehr als nur Sport oder Skifahren. Es ist cool, es ist Lifestyle. Telemark ist auch eine Challenge. Dieses Gefühl erlebt man nicht nur im Rennsport, sondern auch als Freizeit-Telemärkler auf der Piste.

Und trotzdem steigt der Nachwuchs eher in den alpinen Disziplinen als im Telemark in den Skirennsport ein.

Das liegt auf der Hand. Alpine Rennen werden im Winter fast täglich im Fernsehen übertragen. Die Spitzencracks werden zu Vorbildern der Jungen. Telemark hingegen ist eine absolute Randsportart, wird nicht in allen Skiclubs angeboten. Die Namen der Weltspitze kennen nur wenige. Zudem ist beim Telemark kein Geld zu verdienen. Nach einer Alpinkarriere besteht aber noch immer die Möglichkeit, in den Telemark-Rennsport einzusteigen und dort eine neue Herausforderung zu suchen.

Werden Sie künftig Ihr Wissen dem Nachwuchs zur Verfügung stellen?

Ich bin offen dafür und habe auch bereits ein Projekt im Hinterkopf, das ich nächste Saison im Nachwuchsbereich realisieren möchte. Ich möchte eine kleine Telemark-Gruppe aufbauen mit dem primären Ziel, dem Nachwuchs Freude an diesem Sport zu vermitteln.

OK gibt grünes Licht für die Rennen auf der Frutt

Nach dem Auftakt im italienischen Carezza disloziert der Weltcup-Tross auf Melchsee-Frutt, wo am Freitag die Disziplin Classic sowie am Samstag und Sonntag je ein Parallel-Sprint auf dem Programm stehen. Seit vergangenen Montag standen täglich 17 Obwaldner Zivilschutzangehörige und etwa zehn Freiwillige im Einsatz. Sie montierten rund 200 B- und C-Netze und halfen bei der Pistenpräparierung, sodass OK-Präsident Tino Tresch am Donnerstagmittag grünes Licht für eine reibungslose Durchführung signalisierte. Aus Zentralschweizer Sicht ist die Stanserin Beatrice Zimmermann immer für einen Podestplatz gut. (le)

Telemark-Weltcup auf Melchsee-Frutt (Piste Cheselen). Freitag. 11.00: Classic Frauen und Männer. – Samstag. 10.00: Parallel-Sprint Frauen und Männer. – 12.00: Finaldurchgang. – Sonntag. 10.00: Parallel-Sprint Frauen und Männer. – 12.00: Finaldurchgang. – Weitere Infos: telemark-laif.ch