WM-Qualifikation
Das lange Leiden bis zur Erlösung – wie die Schweizer Frauen-Nati Rumänien 2:0 besiegt

Nach einer ansprechenden Leistung gewinnt die Schweizer Frauen-Nati auch ihr drittes WM-Qualifikationsspiel. Gegen Rumänien kommen die Schweizerinnen im Zürcher Letzigrund Stadion zu einem 2:0-Erfolg. Beide Tore erzielt Ana-Maria Crnogorčević.

Etienne Wuillemin
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Ana Maria Crnogorčević mit dem erlösenden ersten Tor früh in der zweiten Hälfte.

Ana Maria Crnogorčević mit dem erlösenden ersten Tor früh in der zweiten Hälfte.

Andy Mueller / freshfocus

Ana-Maria Crnogorčević ballt die Faust und schreit in den Himmel des Zürcher Letzigrunds. Der Ball liegt im Tor, endlich, es ist eine kleine Erlösung. Crnogorčević hat per Penalty zum 2:0 getroffen, die Nachspielzeit hat bereits begonnen. Es ist die definitive Siegsicherung für die Schweizerinnen. Dritter Sieg im dritten Spiel dieser WM-Qualifikation. Alles gut also?

Für 3803 Fans in Zürich beginnen direkt nach Spielschluss die aufregendsten Minuten. Einige, vor allem jüngere, rennen auf das Feld auf der Jagd nach einem Selfie mit einer Nationalspielerin. Es braucht schon ein paar markige Worte des Stadionspeakers, um die Jäger vom Rückzug zu überzeugen.

Als Dank für die Unterstützung laufen die Schweizerinnen gleich drei Ehrenrunden. Der Jubel auf den Rängen ist gross. Zurecht, denn sie haben einen starken Auftritt der Nati gesehen.

Trainer Nils Nielsen ist mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden.

Trainer Nils Nielsen ist mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden.

Andy Mueller / freshfocus

Trotzdem beginnt die Aufarbeitung des Abends mit einem Makel. Dass am Ende nur zwei Tore gelingen, ist beinahe eine Kunst. Gerade in der zweiten Hälfte folgt eine Möglichkeit der anderen. Insgesamt fünf Mal treffen die Schweizerinnen Pfosten oder Latte. Dazu kommen einige Aktionen, die zwingend hätten mit einem Treffer enden müssen. Ramona Bachmann alleine hätte einen Hattrick erzielen können. So, wie beim letzten Heimspiel gegen Rumänien schon. Doch ihr schien das Pech an den Füssen zu kleben.

Darum gilt vor der nächsten Partie am Dienstag gegen Kroatien, wiederum in Zürich: Nach der dritten Runde liegt die Schweiz zwar weiterhin verlustpunktlos an der Spitze der Gruppe G dieser WM-Qualifikation. Neun Punkte aus drei Spielen weisen allerdings auch die Italienerinnen auf. Am 26. November kommt es in Palermo zum ersten Direktduell – es wird ein wegweisendes Spiel. Gut, dass bis dahin noch etwas Zeit bleibt, um an der Effizienz zu arbeiten.

Hätte einen Hattrick erzielen können: PSG-Spielerin Ramona Bachmann.

Hätte einen Hattrick erzielen können: PSG-Spielerin Ramona Bachmann.

Walter Bieri / KEYSTONE

«Fast alles gut», meldet Doppeltorschützin Crnogorcevic direkt nach dem Spiel. «Wir haben uns am Anfang schwer getan. Und am Toreschiessen müssen wir definitiv noch arbeiten», sagt sie. Nationaltrainer Nils Nielsen sagt, er hätte vor dem Anpfiff ein 2:0 genommen, fügt aber lakonisch an: «Wir hatten wieder einmal mehr Pfostenschüsse als Tore...»

Trotzdem ist ein Portion Nachsicht angezeigt. Spielerisch war es die beste Leistung in dieser WM-Qualifikation. Besser als bei den Siegen gegen Litauen (4:1) und in Moldawien (6:0). Schliesslich war Rumänien auch ein gut organisierter Gegner, der beste Widersacher bisher, und gleichwohl gelang es der Schweiz, von Anfang bis Schluss zu dominieren. Die Dreierkette in der Abwehr funktioniert immer besser. Dazu zeigen die Bemühungen von Nationaltrainer Nils Nielsen, die Offensive zu stärken, ­offensichtlich Wirkung.

Die Qualitäten von Riola Xhemaili

Neben der tadellosen Chefin Lia Wälti gefiel im Mittelfeld insbesondere die 18-jährige Riola Xhemaili. Sie deutete mehrfach an, welch wunderbares Talent in ihr steckt. Geht sie ihren Weg beharrlich so weiter, wird sie eine grosse Karriere machen. Die ersten Monate Erfahrung in der Bundesliga mit Freiburg sind bereits zu sehen. Gleichzeitig ist sie nicht nur technisch hochveranlagt, sondern bringt auch Gift und Galle auf das Feld – auch das sind Qualitäten, die dem Team sehr gut tun. Sie scheint mittlerweile jedenfalls bereit, mehr Verantwortung in diesem Schweizer Team zu übernehmen.

So stand Xhemaili denn auch am Ursprung des ersten Schweizer Treffers. Nicht mit einem feinen Pass oder Schuss, sondern indem sie einem verloren gegangenen Ball nachsetzte. Bachmann leistete dann mit einem tollen Dribbling die direkte Vorarbeit für Crnogorcevic, die den Ball mit dem Kopf über die Linie drückte.

Riola Xhemaili (rechts) lieferte eine starke Leistung ab.

Riola Xhemaili (rechts) lieferte eine starke Leistung ab.

Andy Mueller / freshfocus

Erst zwei Minuten waren da in der zweiten Hälfte gespielt. Es folgten Minuten, in denen die Schweizerinnen ohne Ende wirbelten. So spielfreudig hat man gerade Bachmann länger nicht gesehen. Schade, belohnte sie sich nicht mit einem Tor.

Dass es schliesslich doch noch ein langes Leiden wurde, es wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Doch es folgt ja bald die nächste Chance, es besser zu machen.

WM-Qualifikation. 3. Runde. Schweiz – Rumänien 2:0. Italien – Kroatien 3:0. – Rangliste: 1. Schweiz 3/9 (+11). 2. Italien 3/9 (+11). 3. Rumänien 3/6 (+3). 4. Litauen 2/0. 5. Kroatien 3/0. 6. Moldawien 2/0.

4. Runde am Dienstag mit Schweiz-Kroatien (19:00 in Zürich)

Telegramm

Schweiz-Rumänien 2:0 (0:0)

Letzigrund. – 3803 Zuschauer:innen. – Tore: 48. Crnogorcevic 1:0. 90. Crnogorcevic 2:0 (Penalty).
Schweiz: Thalmann; Maritz, Kiwic, Bühler, Stierli; Wälti (73. Mauron); Bachmann (73. Rinast), Sow, Xhemaili (63. Maendly), Crnogorcevic; Fölmli (91. Humm);
Bemerkungen: Schweiz ohne Aigbogun, Gut und Reuteler (alle verletzt).

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