FCZ
«Mit dem FCZ kommt die Sonne»

Gestern ist die Mannschaft des FC Zürich aus ihrem Trainingslager im Engadin zurückgekehrt. Noch in Celerina hat Trainer Bernard Challandes seinem Spieler Silvan Aegerter erklärt, weshalb derzeit so hart trainiert wird und bisher nur Gajic kommt.

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Aegerter und Challandes

Aegerter und Challandes

Aargauer Zeitung

Aufzeichnung: Markus Brütsch

Bernard Challandes, nach der letzten Saison haben wir den Meisterkübel in den Händen gehabt. Welche neuen Ziele stecken wir uns jetzt?
Bernard Challandes: Silvan, du sprichst schon fast wie die Journalisten! Auch die Medien stellen immer die Frage nach dem Saisonziel. Als Trainer habe ich aber aus meiner ersten Saison beim FCZ die Lehren gezogen. Präsident Canepa und Sportchef Bickel haben damals vor der Saison gesagt, dass wir den Titel verteidigen und den Cup holen wollen sowie die Qualifikation für die Champions League schaffen sollten. Was ist passiert? Am Ende waren wir nicht Meister, nicht Cupsieger und nicht in der Champions League. Und die Leute sagten: Das war eine schlechte Saison.

Dauerläufer Aegerter

Bernard Challandes weiss, was er an Silvan Aegerter hat: «Er ist unverzichtbar.»Mit grosser Zuverlässigkeit hat der zentrale Aufbauer seinen Beitrag zum Meistertitel des FCZ geleistet. Wenn im Letzigrund Kilometergeld bezahlt würde, Aegerter wäre der Bestverdiener. Der 29-Jährige ist aber nicht nur ein Kämpfer, sondern auch ein feiner Fussballer mit Übersicht. Fünf Tore und sieben Assists lassen sich sehen für einen, dessen Defensivarbeit hinter Hassli, Abdi und Alphonse von grosser Bedeutung ist. Der Makel in Aegerters Karriere: Noch immer wartet er auf sein erstes Länderspiel. Vielleicht gelingt es dem mit Thun Champions-League-erfahrenen Solothurner in der Königsklasse - falls der FCZ dabei ist -, sich für Ottmar Hitzfelds Aufgebot zu empfehlen. (br)

Was war Ihre Lehre daraus?
Challandes: Ich habe vor der letzten Saison Klartext gesprochen. Ich habe gesagt, dass ich nicht mehr erkläre, was wir in der Super League und im Cup erreichen wollen, sondern nur noch von Leistungszielen spreche. Und wir haben dann ja tatsächlich auch gute Leistungen abgeliefert. Aber vielleicht müssen wir jetzt noch bessere erbringen.

Wo sehen Sie denn vor allem Steigerungspotenzial?
Challandes: Wir müssen noch besser mit dem Ball umgehen, noch entschlossener sein in der Umschaltphase von defensiv auf offensiv, aber auch noch mehr Serenität und Aggressivität entwickeln.

So schaffen wir es vielleicht in die Champions League.
Challandes: Wenn wir noch einen Schritt nach vorne machen, dann haben wir zuerst einmal die Chance, den Titel zu verteidigen. Die Champions League kann für uns nur ein Traum sein. Wir wollen aber alles dafür geben.

Wir sind nun für eine Woche hier in Celerina im Trainingslager gewesen. Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf?
Bernard Challandes: Ja, wir haben hier alles gehabt, was wir brauchten. Es ist ruhig, das Hotel ist super, es hat einen Spa und damit die Möglichkeit gegeben, uns gut zu erholen. Der Sportplatz ist okay, der Rasen auch; wir konnten Velo fahren und die Sonne ist nach der schlechten Vorwoche, als noch bis tief hinunter Schnee gefallen ist, auch gekommen. Mit dem FCZ kommt die Sonne!

Meisterteam noch intakt – Der FC Zürich und die Favoritenrolle

Trainer Bernard Challandes würde den Begriff «Champions League» wohl am liebsten aus dem Sprachschatz seiner Mannschaft sowie aus deren Umfeld streichen. Natürlich möchte auch der Romand liebend gerne diese europäische Bühne besteigen, doch er weiss auch, dass dieses Thema im Vorfeld der Qualifikation gar manchen verrückt machen kann. Was zwangsläufig einen Mangel an Konzentration im Kerngeschäft Super League nach sich ziehen würde.

Gleichwohl ist nicht wegzudiskutieren, dass der ganze FCZ davon träumt, nach GC, Basel und Thun die Schweiz in der Königsklasse zu vertreten. Insbesondere die Spieler, von denen bisher keiner - selbst um Abdi bleibt es ruhig - Anstalten macht, den Stadtklub in den nächsten Wochen zu verlassen. Im Moment sieht es so aus, als würde der FCZ am 14. Juli im Heimspiel gegen YB mit der Meistermannschaft - ergänzt durch Milan Gajic von Luzern - in die Saison starten. Und weil er dies als eingespieltes Ensemble tut, ist keine Mannschaft in Sicht, die dem FCZ das Wasser reichen kann. Mehr als eine Momentaufnahme Anfang Juli ist dies allerdings nicht. (br)

MZ-TIPP FÜR DIE SAISON 2009/2010:

RANG 1

Aber wir waren ja nicht hier, um die Sonne zu geniessen, sondern um hart zu arbeiten.
Challandes: Genau! Während drei, vier Monaten werden wir jeden dritten Tag ein Spiel haben. Dies bedeutet, dass wir in in jener Zeit im physischen Bereich nicht mehr viel machen können. Das heisst aber auch, dass wir nun alles in diesen wenigen Wochen vor dem Saisonstart erledigen müssen: Mehr laufen, mehr arbeiten. Das ist nicht immer super für euch. Aber als Profis wisst ihr, dass ihr fit sein müsst, eine Superkondition braucht. Die Belastung wird sehr gross sein. Deshalb sind wir nach Celerina gekommen.

Sie haben in diesem Sommer bisher nicht viele Transfers getätigt; mit Gajic ist ein einziger Spieler verpflichtet worden. Was sind die Gründe? Ist man ein wenig vorsichtig geworden, weil vor zwei Jahren mehr oder weniger die ganze Mannschaft ausgewechselt worden ist?
Challandes: Wir sind sehr zufrieden mit dieser Mannschaft, sie hat gut gespielt. Dieses Kader hat Potenzial. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir noch besser werden können. Unser primäres Ziel ist es daher gewesen, diese Mannschaft zusammenzuhalten. Wir sind uns aber bewusst, dass uns vielleicht noch der eine oder andere Spieler verlassen wird. Wie vor zwei Jahren, als Cesar, von Bergen und Raffael das Meisterteam verliessen. Darauf müssen wir vorbereitet sein, und dann müssen wir auch reagieren. Wir sind aber nicht die AC Milan oder Chelsea und können, quasi auf Vorrat, dreissig Spieler unter Vertrag haben. Das würde zu viel kosten und wäre ein falscher Konkurrenzkampf. Auch ein FCZ mit Ambitionen muss vorsichtig sein.

Dann betrachten Sie es als einen Vorteil, dass wir im Gegensatz zu Basel oder YB kaum neue Spieler haben, die erst noch integriert werden müssen? Dass wir möglicherweise in der Lage sind, gleich von Beginn weg eine gute Leistung zu zeigen?
Challandes: Ja, das kann sicher ein Vorteil sein. Aber manchmal haben neue Spieler auch mehr Hunger. Eine Gefahr kann sein, dass das Meisterkader nicht mehr genügend erfolgshungrig ist. Deshalb muss ich gut aufpassen und als Trainer vielleicht auch mal etwas lauter sprechen.

Sie befürchten, dass der Konkurrenzkampf fehlt?
Challandes: Zwei, drei neue Spieler könnten den Konkurrenzkampf beleben. Es gibt eine sehr schwierige, aber interessante Meisterschaft. Alle Klubs unternehmen etwas, um stärker zu werden. Dies sieht man in Luzern und St. Gallen. Auch Sion will nicht mehr eine Saison wie die letzte erleben.