Spurwechsel
Warum Österreicher mehr an eine Hierarchie glauben als Schweizer

Warum man sich in Österreich zuweilen als Kaiser fühlt: Geschichten und Erlebnisse rund um die Nordisch-WM in Seefeld.

Ralf Streule
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Auch das Wetter ist bisher kaiserlich.

Auch das Wetter ist bisher kaiserlich.

Keystone

Der Österreicher mag es zackig und militärisch. An der Eröffnungsfeier der Ski-WM feuern in historische Gewänder gekleidete Soldaten Kanonenschüsse ab. «Eine Tiroler Tradition», wie eine Zuschauerin erklärt.

In der Partymeile steht ein Riesenballon mit der (aus der Ferne gesehen fast biblisch wirkenden) Aufschrift «Mein Heer», darunter Soldaten, die sich gerne mit Maschinengewehr für ein Selfie zur Verfügung stellen. Und auf der Bühne werden die Protagonisten und Redner mit viel Gehorsam «Herr Oberbürgermeister» oder «Herr Heeresminister» genannt.

Einer wusste es ja schon lange: Die Österreicher sind hierarchie- und obrigkeitsgläubiger als die Schweizer. Urs Lehmann, Präsident von Swiss Ski, erklärte dies kürzlich im Zusammenhang mit den atmosphärischen Unruhen im Schweizer Alpin-Team, welche Carlo Janka anprangerte.

Saloppe Kurzzusammenfassung: Österreicher sind einfacher zu führen als die Schweizer. Weil Österreich einem Kaiserreich entstammt. Und die Schweiz ein paar aufmüpfigen Zentralschweizern.

Lehmanns historisch-ethnologische Betrachtungen lassen sich weiterdenken. Die berühmte Gastfreundschaft der Österreicher hängt vielleicht damit zusammen. Man dient gerne hier. Stellt man jemandem eine Frage nach dem Weg, heisst es – ja, überaus zackig: «Das hom wa schnell für Sie rausgfunden!» Man fühlt sich als Kaiser.