Schweizer Nati
Sow-Time vielleicht auch bald im Nationaldress

Djibril Sow hat sich bei Frankfurt ein hohes Standing erspielt. In der Nati ist Geduld gefragt, doch der 25-Jährige Zürcher ist neben Xherdan Shaqiri der einzige aktive Schweizer, der einen Europacup-Titel vorweisen kann. Vielleicht hilft dieser nun in der Nations League.

Christian Brägger Jetzt kommentieren
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Etwas müde, aber bestens gelaunt: Djibril Sow im Freitagstraining mit der Nati.

Etwas müde, aber bestens gelaunt: Djibril Sow im Freitagstraining mit der Nati.

Gian Ehrenzeller/KEYSTONE

Noch vier Aufgaben für die Schweizer Nationalspieler bis zur Sommerpause: Tschechien, Portugal zweimal und einmal Spanien – Nations League sei Dank. In Bad Ragaz, wo sich das Team unter Trainer Murat Yakin bis zur Abreise nach Prag vorbereitet, wird Chicago-Profi Xherdan Shaqiri am Montag nach dem MLS-Spiel gegen Toronto erwartet. Mario Gavranovic stösst am Samstag dazu, nachdem er mit Kayserispor soeben erst den Cupfinal gegen Sivasspor verloren hat.

Dafür ist er von Anfang an hier, Djibril Sow. Der zentrale Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt rückte nach dem Europa-League-Triumph vom vergangenen Mittwoch noch immer euphorisiert ein, das Gefühl hat überdauert, was Wunder: So etwas erlebt ein Profi vielleicht einmal im Leben, wenn überhaupt. Und Sow sagt: «Ich habe noch immer unglaubliche Bilder im Kopf und viele Menschen weinen sehen. Es ist im Fussball einfach das Grösste, wenn man den Leuten Freude schenken kann.» Seither hat der 25-jährige Zürcher mit senegalesischen Wurzeln nicht mehr trainiert, auch ein bisschen müde ist er nach all den Feierlichkeiten.

Sow will seinen Nati-Status verändern

Doch nun, mit der ersten Übungseinheit unter Yakin, ist die Lust wieder voll da. Sow lief in der Nationalmannschaft bislang unter dem Radar, galt als leise, zurückhaltend. Er kam meist dann zum Zug, wenn andere fehlten. Der Familienvater sagt, Geduld zahle sich im Fussball immer aus, und so möchte er es Yakin so schwer wie möglich machen, auf ihn zu verzichten. Sow spürt selbst, dass er nun seinen Status ändern möchte, dass die Zeit dafür langsam reif ist, das impliziert auch diese Aussage: «Von den Aktiven bin ich mit Shaqiri der einzige, der einen internationalen Titel hat.»

Derweil muss Sow entscheiden, ob er nun im Sommer den bis 2024 laufenden Vertrag mit Frankfurt vorzeitig verlängert. Falls kein Klub die Ausstiegsklausel für die festgeschriebene Ablöse von 30 Millionen Euro aktiviert. Leipzig soll Interesse haben, Sow sagt:

«Es steht ein heisser Sommer bevor, aber ein Angebot müsste herausragend sein. Die Eintracht ist wunderbar. Ich habe keinen Stress. Ein Wechsel ist auch immer mit Risiken verbunden.»

Es warten grosse Spiele mit Frankfurt

Sowieso: Es ist WM-Jahr und Sow hat sich in Frankfurt eine Position erspielt, die er nicht so schnell hergeben möchte, es warten Champions-League-Gruppenspiele und der Supercup gegen Real oder Liverpool. Im System von Trainer Oliver Glasner ist Sow gesetzt, er galt nach dem schwachen Start der Frankfurter bald als herausragende Figur, taktisch und läuferisch stark, mannschaftsdienlich, kurzum: Sow ist ein Führungsspieler geworden, der die Mitspieler jetzt auch auf dem Platz lautstark antreibt und das Pressing coacht. Sow-Time ist in Frankfurt schon lange, vielleicht ja bald auch im Nationalteam.

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