Aufgrund des Cup-Knüllers gegen die Young Boys herrscht beim FC Iliria seit Wochen Ausnahmezustand. «Jetzt sind wir bereit für den Match. Die Sicherheit steht dabei im Vordergrund», sagt Präsident Rrahim Dakaj.
«Der Traum wurde Realität. Die Freude war unbeschreiblich, als die Kugel mit den Young Boys aus dem Topf gezogen wurde», blickt Rrahim Dakaj auf die Auslosung der zweiten Cuprunde zurück. «Nach ein paar Sekunden dachte ich dann: Oje, was kommt da jetzt alles auf uns zu.»
Er opfert schon seit Jahren einen grossen Teil seiner Freizeit für den FC Iliria. 2008 stiess er als Spieler zum Klub. Danach amtete er zwischendurch gleichzeitig als Spiko-Präsident, Sportchef und Juniorenobmann. «Es ist eigentlich unmöglich, das alles zusammen zu machen», sagt er heute.
Seit 2017 ist der 46-Jährige Präsident des Klubs. Zwei Stunden pro Woche gehen locker drauf für das Amt, sagt er. «Aber ich mache es gerne, der FC Iliria ist für mich ein Stück Heimat.» Seit der Auslosung vor knapp vier Wochen ist der Klub im Ausnahmezustand. Der Aufwand, den das Traumlos YB mit sich brachte, sei riesengross, so Dakaj.
Innert fünf Tagen mussten die Verantwortlichen entscheiden, wo der Cupmatch stattfindet. Iliria trägt seine Heimspiele normalerweise auf dem Mittleren Brühl aus. Doch dort sei ein solcher Grossanlass nicht durchführbar, sagt Dakaj. Das Stadion des FC Solothurn war die naheliegende Option. «Zuerst ging es darum, rasch die Bewilligungen einzuholen», schildert er. «Bei der Stadt, beim FC Solothurn und bei der Polizei. Dafür waren einige Gespräche nötig.»
Im August fand im Stadion der Cupmatch zwischen dem FC Solothurn und dem FC Zürich statt. Rund 600 FCZ-Fans, die ohne Tickets anreisten, sorgten damals für Unmut bei den Verantwortlichen. Da ein Zertifikat verlangt wurde und es gar keine Tageskasse gab, mussten diese draussen bleiben. Es wurde eine Zone östlich des Stadions eingerichtet.
Da es von dort aber keine Sicht aufs Spielfeld gab, wichen die FCZ-Fans auf die Brühlstrasse aus, standen auf der Mauer, hielten sich an den Drahtzäunen fest und verfolgten so das Spiel mit. «Die Sicherheit steht für uns ganz klar im Vordergrund. Wir wollen und dürfen keine Fehler machen», sagt Rrahim Dakaj wohlweislich.
Diverse Absprachen mit den YB-Verantwortlichen stimmen ihn positiv: «Sie haben uns versprochen, dass die Fans mit dem Extrazug und nur solche mit Tickets anreisen.» Die Covid-Zertifikate der Gästefans werden noch vor der Anreise kontrolliert. «So müssen wir beim Eingang nur noch die Tickets kontrollieren», sagt Dakaj. Er erwartet mindestens 1000 YB-Fans. Stand Donnerstag waren insgesamt bereits über 2500 Tickets verkauft. 4500 Zuschauer dürfen rein am Sonntag. «3000 werden es wohl schon sein», freut sich der Klubpräsident.
Der FC Iliria in seiner jetzigen Form existiert erst sein knapp 15 Jahren. Er ging aus der Übernahme des Klubs FC Olympia Gran Sasso hervor. Ilirias Historie ist kurz, aber umso beeindruckender: Aufstieg in die 3. Liga 2009, Aufstieg in die 2. Liga 2014, der Double-Gewinn im 2016 sowie zwei weitere Cupsiege 2019 und 2021.
«Wir können stolz sein»,
sagt Dakaj, «geplant waren diese Erfolge aber nicht. Im Vordergrund standen immer Disziplin und ein korrektes Auftreten. Die Aufstiege und Titel kamen dann automatisch.» Der Solothurner Cup geniesst beim FC Iliria allerdings seit jeher einen besonderen Stellenwert. Es sei in jeder Saison das Ziel, «etwas zu reissen im Cup, um dann irgendwann das ganz grosse Los zu ziehen», sagt Dakaj.
2017 traf der FC Iliria auf den FC Schaffhausen (1:4), im vergangenen Jahr auf Lausanne-Sport (1:6) und nun hat sich der Traum also erfüllt: «Der YB-Match wird das grosse Highlight unserer Klubgeschichte.» In der Theorie sei alles bereit für den Anpfiff am Sonntag um 16 Uhr. Dakaj zeigt sich zuversichtlich, «dass alles reibungslos ablaufen wird. Das gibt ein schönes Fest.»
Tickets werden auch an der Tageskasse noch genügend erhältlich sein – Einlass nur mit gültigem Covid-Zertifikat, vor dem Stadion wird ein Testzentrum eingerichtet. Kann der Präsident den Cup-Knüller denn überhaupt geniessen? «Ich werde überall ein bisschen sein», antwortet er, «einfach dort, wo es mich gerade braucht.»
Und was erwartet er aus sportlicher Sicht? «YB ist in Topform, das hat der Sieg in der Champions-League gegen Manchester United gezeigt. Einen Ehrentreffer zu erzielen, das wäre wunderschön», sagt Rrahim Dakaj.