23 Teams qualifizieren sich für die EM in Frankreich. Trotzdem ist schon vor der 4. Runde die Nervosität bei einem Favoriten gross. Der WM-Dritte Holland darf sich keinen Fehltritt mehr erlauben. Coach Hiddink braucht gegen Lettland einen Heimsieg.
Acht von 53 Teams sind in der EM-Qualifikation noch ohne Verlustpunkt. Zu ihnen gehören Aussenseiter wie Nordirland, Israel, Island, Tschechien oder die Slowakei, die an der WM in Brasilien allesamt abwesend waren. Oder England, Italien und Kroatien, die an der WM in der Vorrunde scheiterten. Dafür sind Weltmeister Deutschland und vor allem der WM-Dritte Holland schlecht gestartet.
Bondscoach Hiddink angezählt
Die Lage von "Oranje" ist in der Gruppe A nach zwei Niederlagen in drei Spielen sogar so sehr angespannt, dass Trainer Guus Hiddink angekündigt hat, dass er von seinem Posten zurücktreten werde, wenn am Sonntag gegen Lettland kein Sieg realisieren würde. Die Generalprobe ist den Holländern schon mal misslungen. Am Mittwoch verloren sie gegen Mexiko 2:3. Nicht von "Voetbal totaal", sondern vom "totalen Chaos" schrieben die Zeitungen. Hiddink hatte Holland 1998 in den WM-Halbfinal geführt, nun droht er bei seiner zweiten Amtszeit als Bondscoach früh zu scheitern.
Vier von fünf Partien hat er als Nachfolger von Louis van Gaal verloren, die Stimmung rund um die "Elftal" ist entsprechend mies. "Wenn die Nummer 3 der WM vier Monate später der Karriere eines der grössten Trainer in unserer Geschichte ein solches Ende bereitet, dann sollte man sich schämen", schrieb der Kommentator der Zeitung "Algemeen Dagblad". Zudem kritisierte Arjen Robben die Leistung der eigenen Abwehr: "Wir haben keine Stabilität. Hinten müssen wir es nochmals anschauen."
Rekordsieg für Deutschland?
Während sie in Holland tatsächlich bereits fürchten, die EM 2016 in Frankreich zu verpassen, wird in Deutschland der schwache Start der DFB-Auswahl (4 Punkte aus 3 Spielen) nicht dramatisiert. Nach einem WM-Titel könne man "nicht auf Knopfdruck umschalten, denn da waren viele Dinge, die auf junge und unerfahrene Spieler eingewirkt haben", erklärte Team-Manager Oliver Bierhoff. Im nächsten Spiel kann Deutschland das Handicap auf die in der Gruppe D führenden Polen und Irland aber (noch) nicht abtragen. Im Heimspiel am Freitag gegen Gibraltar wird es zwar drei Punkte geben, aber diese Punkte holen gegen den UEFA-Neuling wohl auch die anderen Teams der Gruppe.
Weil Gibraltar mit einem Torverhältnis von 0:17 aus drei Spielen nach Nürnberg reist, ist sogar ein Rekord-Ergebnis für Deutschland nicht auszuschliessen. Vor 102 Jahren gab es bei den Olympischen Spielen in Stockholm gegen Russland ein 16:0, vor sechs Jahren wurde San Marino 13:0 besiegt. Der Torhüter von Gibraltar wäre mit weniger als sieben Gegentoren zufrieden. "Dann wären wir besser als Brasilien", so Jordan Perez.
Challandes hofft weiterhin
Ein krasser Aussenseiter wie Gibraltar ist Armenien nicht mehr. Beim elften Anlauf will sich die frühere sowjetische Teil-Republik sogar erstmals für eine Endrunde qualifizieren. Mit dem Schweizer Trainer Bernard Challandes ist der Start in der Gruppe I jedoch nicht gelungen. Gegen Dänemark (1:2) und Serbien (1:1) reichte zweimal eine 1:0-Führung nicht zum Sieg. Challandes machte dafür auch fehlendes Glück geltend: "Gegen Dänemark verloren wir früh unseren Spielmacher Mchitarjan, und gegen Serbien verschossen wir beim Stande von 1:0 einen Penalty."
Der Jurassier, der bisher erst eines von sieben Spielen mit Armenien (4:3 im Test gegen die Vereinigten Arabischen Emirate) gewonnen hat, bleibt dennoch optimistisch. "In unserer Gruppe sind alle Spiele eng. Deshalb haben wir noch unsere Möglichkeiten. Aber jetzt benötigen wir einen Exploit." Am Freitag tritt Armenien in Portugal an. Doch auch der Favorit ist unter Zugzwang, nachdem er das erste Heimspiel der Kampagne gegen Albanien verloren hat.