Die Schweizer Sporthilfe zeichnet die Einsiedler Biathletin Amy Baserga als Nachwuchssportlerin 2021 aus.
Sportlich nochmals aufzutrumpfen, lag nicht drin. In den letzten vier Wochen war Amy Baserga krank: Magen-/Darminfekt, Corona und aktuell eine Mittelohrenentzündung mit Taubheit auf einem Ohr. Auf die Schweizer Meisterschaften in Realp am Wochenende musste die Aufsteigerin verzichten. Trotzdem fuhr sie ins Urserental. Der Grund: Die Aushängeschilder Selina Gasparin (38) und Benjamin Weger (32) bestritten ihre letzten Rennen. Sie waren in den vergangenen 15 Jahren die beiden grossen Figuren und Wegbereiter im Schweizer Biathlonsport.
In dieser Saison hat gerade Baserga bewiesen, wieso auf ihr grosse Hoffnungen ruhen, die Lücke zu schliessen. Die 21-jährige Schwyzerin wurde Juniorenweltmeisterin bei den Titelkämpfen in Lenzerheide – im Sprint sowie in der Verfolgung. Sie lief die Weltcup-Rennen und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Peking. Dort verbuchte sie in der Mixed-Staffel einen Diplomrang (8.). Am vergangenen Freitag in Horgen wurde sie mit dem Nachwuchspreis 2021 der Stiftung Schweizer Sporthilfe ausgezeichnet – als erste Exponentin der Sparte Biathlon. Dies sei ein «völlig unerwartetes Highlight und eine Riesenehre für mich», sagt sie. Sie sieht den Preis als Ansporn, ihrer Sportart zu weiteren Vorzeigeergebnissen zu verhelfen.
Diese Erfolge sorgten in Kombination mit weiteren Schweizer Spitzenplatzierungen für eine beachtliche Medienpräsenz. Amy Baserga registrierte, dass «Biathlon in der Öffentlichkeit angekommen ist». Nicht nur im Biathlon-Mekka Lenz/Lantsch, sondern auch in ihrer Sommer-Wohngemeinde Einsiedeln. In der Langlauf- und Skispringer-Hochburg am Fuss der schwyzerischen Voralpen stellte sie erstaunt und erfreut fest:
«Bekannte und Unbekannte aus dem Dorf kommen auf mich zu und reden davon, wie sie Biathlon als spannende Sportart entdeckt haben und wegen mir verfolgen.»
Zu solchen Begebenheiten sagt die ehrgeizige junge Frau: «Jetzt bin ich langsam dort, wo ich schon immer hinwollte: bei den Besten.» Für Baserga ist der schnelle Aufstieg eine Motivation. Die Weltcup-Premiere in ihrer zweiten Heimat Lenzerheide im kommenden Winter reizt sie. Als grosses Fernziel nennt sie Olympia 2026 in Turin. «Dann», so ihre Ankündigung, «will ich um die Medaillen laufen.»
Wegen der gesundheitlichen Rückschläge gönnt sich Baserga nun die nötige Regenerationszeit. Leicht fällt ihr dies nicht. Die Hoffnung, diesen Frühling nochmals auf den Schnee zurückzukehren, hat sie noch nicht aufgegeben.
«Jede Stunde Schneetraining am Saisonende bringt viel»,
sagt sie. Erst danach will sie sich Ferien gönnen: mit Freund Robin Janser, einem Enduro-Biker.
Bereits freut sich Baserga auf den Sommer: auf den Trainingsbeginn im Mai, das Krafttraining, die Einheiten im Schiessstand, zu Fuss, mit dem Velo und mit den Rollski. Sie weiss, wie wichtig ein kontinuierlicher Aufbau ist – oder vielmehr wäre. Bis jetzt verpasste sie dies jedes Mal aufgrund von Verletzungen. Im letzten Sommer fiel sie vier Monate aus wegen einer rausgesprungenen Kniescheibe, nachfolgender Bänderschmerzen im Knie und einer Gehirnerschütterung. Umso erstaunlicher ist, was Amy Baserga in diesem Winter erreichte.