Biathlon
Überlegener Sieg: Lena Häckis Jubelschrei zum Saisonende

Die Engelberger Biathletin Lena Häcki (26) erlebt an den Schweizer Meisterschaften ein Wechselbad der Gefühle.

Urs Hanhart
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Lena Häcki verzeichnete im Sprint nur einen Schiessfehler.

Lena Häcki verzeichnete im Sprint nur einen Schiessfehler.

Bild: Federico Modica/Freshfocus (Realp, 3. April 2022)

Mit einem in die Höhe gestreckten Arm und einem unüberhörbaren Jubelschrei überquerte Lena Häcki nach absolviertem Sprint am Sonntag in Realp die Ziellinie. Gesten, die man bei Einzelstartwettkämpfen eigentlich nur selten sieht. Doch die Obwaldnerin hatte allen Grund, sich zu freuen. Sie holte in hoch überlegener Manier, mit nur einem Schiessfehler und überragender Laufbestzeit, den Schweizer-Meister-Titel auf der 7,5 km langen Strecke mit zwei Schiesseinlagen.

Flavia Barmettler vom SC Schwendi-Langis, die zwei Scheiben stehen liess, büsste als Zweitplatzierte 2:26 Minuten auf die entfesselte Goldmedaillengewinnerin ein.

«Im Gegensatz zum Wettkampf vom Samstag fühlte ich mich nun viel besser, sowohl in läuferischer Hinsicht als auch beim Schiessen. Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden. Damit hätte ich sicherlich auch im Weltcup ein gutes Resultat erzielt»,

bilanzierte Häcki nach ihrer eindrücklichen Vorstellung.

Saisonbilanz fällt positiv aus

Im Massenstartrennen, das am Samstag an gleicher Stätte ausgetragen wurde, kam die Engelbergerin überhaupt nicht auf Touren. Sie leistete sich nicht weniger als acht Fehlschüsse und belegte mit 1:38 Minuten Rückstand auf die Bernerin Susi Meinen, die sich nur halb so viele Strafrunden einhandelte, den 2. Platz. Für diese für ihre Verhältnisse bescheidene Vorstellung hatte Häcki eine plausible Erklärung: «Unmittelbar nach dem Weltcup-Final habe ich das Coronavirus eingefangen. Ich konnte zwei Wochen lang kein einziges Training absolvieren und musste eine Woche das Bett hüten. Aber die SM wollte ich mir nicht entgehen lassen. Weil ich im Massenstartrennen läuferisch grosse Mühe bekundete, war ich am Schiessstand zittrig, was sich fatal auswirkte.»

Der Schweizer Teamleaderin gelang also innerhalb von nur 24 Stunden eine erstaunliche Reaktion. «Darüber bin ich erleichtert. Nun ist mir doch noch ein perfekter Saisonabschluss gelungen», meinte sie. Mit dem Verlauf des Winters ist Häcki – abgesehen von kleinen Abstrichen – zufrieden. Ihre Saisonbilanz:

«Der Start im Dezember war sehr gut. Im Januar fing ich mir eine Erkältung ein, dadurch war ich läuferisch vorübergehend nicht mehr so gut im Schuss.»

An den Olympischen Spielen zeigte sie solide Rennen, wobei ein wenig der Ausschlag nach oben fehlte. «Als positiv nehme ich mit, dass ich in Peking keinen einzigen schlechten Wettkampf verzeichnete», sagt Häcki. «Auch mit den Weltcup-Rennen nach Olympia bin ich zufrieden.» Insgesamt holte sie im Weltcup (ohne Staffel) fünf Top-20-Resultate.

Wohlverdiente Ferien in Südafrika

Nur wenige Minuten nach ihrem Titelgewinn in Realp liess sie die Sektkorken knallen. Nicht wegen ihres Erfolgs, sondern weil die C-Kaderathletinnen Seraina König (SC Riehen) und Lorena Wallimann (SC Schwendi-Langis) von ihr und weiteren Kameradinnen verabschiedet wurden. Beide bestritten im Urserntal ihr letztes Biathlonrennen. Gleiches gilt auch für den langjährigen Schweizer Teamleader Benjamin Weger, der in Realp sowohl den Massenstartals auch den Sprint gewann und damit einen gelungenen Abschied von der Wettkampfbühne hinlegte.

Powerfrau Häcki ist von Rücktrittsgedanken noch meilenweit entfernt, wie sie unterstrich:

«Ich geniesse Biathlon nach wie vor sehr. Jedes Training ist eine Herausforderung. Ich bin eine Athletin, die gerne an sich arbeitet, um Fortschritte zu erzielen. Und das möchte ich noch lange tun.»

Zuerst ist bei ihr jedoch Erholung von der langen und kräftezehrenden Saison angesagt. Häcki reist bald nach Südafrika, um dort drei Wochen Ferien zu geniessen. Für sie geht es darum, abzuschalten und neue Kräfte zu tanken.

Nebst Benjamin Weger und Lena Häcki vermochte bei den nationalen Titelkämpfen auch Noé In-Albon vom SC Ibach zu glänzen. Der 18-jährige Schwyzer holte sich in der Männer-Jugendkategorie sowohl im Massenstart als auch im Sprint die Goldmedaille.

Resultate: swiss-ski-kwo.ch