Peking 2022
Erfahrener, gelassener – und besser? Nationaltrainer Patrick Fischers zweites Olympisches Abenteuer

In Pyeongchang blieb die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft unter den Erwartungen. Nun will es Trainer Patrick Fischer in Peking besser machen. Doch was spricht für ihn?

Klaus Zaugg
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Wie weit bringt Trainer Patrick Fischer die Eishockey-Nati in Peking?

Wie weit bringt Trainer Patrick Fischer die Eishockey-Nati in Peking?

Keystone

Die Welt ist eine andere als zur Zeit der letzten Olympischen Spiele 2018 in Südkorea. Doch so sehr sich Peking 2022 von allen bisherigen Spielen auch unterscheiden mag: Für die Eishockeystars sind die Voraussetzungen eher besser als vor vier Jahren. Patrick Fischer über das tägliche Hockeyleben in Peking: «Die Wege sind kurz, die Infrastruktur ist perfekt, wir haben auch eine sehr gute Kabine und wir konnten uns gut einleben.»

Vor vier Jahren war die Hektik mit einem Vorbereitungscamp ausserhalb des olympischen Geländes grösser gewesen. Hier ist die Mannschaft gleich nach der Ankunft ins Olympische Dorf eingerückt. Patrick Fischer sagt, die besonderen Verhältnisse (Leben in der Olympischen Blase) hätten ohnehin wenig Einfluss auf den Alltag: Auch unter normalen Umständen spiele sich das Leben bei einem Titelturnier in einer Parallelwelt zwischen Unterkunft und Stadion ab.

Natürlich wird die Absenz der NHL-Stars allenthalben bedauert. Patrick Fischer: «Aber das ist nun kein Thema mehr.» Mit Roman Josi oder Timo Meier wäre die Schweizer besser. Andererseits: Nun sind 17 Spieler aus dem letzten WM-Team dabei. Das gibt eine gewisse Stabilität. Und den anderen Teams fehlen ja auch die NHL-Titanen.

Patrick Fischer sagt, er sei nun vier Jahre erfahrener und gelassener geworden – und viele Spieler auch. Was durchaus logisch ist: 2018 war Patrick Fischer in seinem dritten Amtsjahr noch keineswegs eine Lichtgestalt unseres Hockeys. Ein Scheitern beim Olympischen Turnier konnte seine Autorität gefährlich untergraben. Inzwischen wissen wir: Das Olympische Versagen von 2018 konnte er korrigieren, bevor die Nationaltrainerfrage gestellt werden konnte: Drei Monate später erreichte Patrick Fischer im Mai 2018 bei der WM in Kopenhagen den Final. Die Schweizer verloren gegen Schweden erst im Penaltyschiessen.

Hofmann, der Goalie und das nötige Glück

Südkorea 2018 soll sich nicht wiederholen. Die Silber-WM hat die Position von Patrick Fischer und das internationale Selbstvertrauen der Spieler gefestigt: Es ist eine Sache, von grossen Zielen zu reden und eine ganz andere, aus eigenem Erleben zu wissen, dass man sie tatsächlich erreichen kann. Der Halbfinal ist hier in Peking ein realistisches Ziel. Die Mannschaft ist nicht talentierter als vor vier Jahren. Aber taktisch besser ausbalanciert, besser eingespielt, besser vorbereitet und im Auftreten sicherer. Erfahrener, gelassener – und auch besser?

Die Schweizer sind läuferisch, technisch und taktisch gut genug, um mit jedem Gegner auf Augenhöhe zu spielen. Die drei entscheidenden Fragen:

Erstens: Ist einer da, der in den Schuhen von Roman Josi oder Timo Meier oder Nino Niederreiter stehen, den Bann brechen, als Leitwolf vorangehen, das entscheidende Tor erzielen kann? Es ist die grosse Chance für Grégory Hofmann. Als Olympischer Held kann er den Ruf korrigieren, für die NHL zu weich zu sein.

Zweitens: Erreicht Leonardo Genoni den WM-Formstand von 2018 oder wird Reto Berra ein Titan wie bei der WM 2013?

Drittens: Hat Patrick Fischer als Bandengeneral das Glück, das ihm 2018 beim Olympischen Turnier und 2019 und 2021 bei der WM gefehlt hat?