Nati-Thesen
Das sind die brennendsten Fragen rund um unsere Nati-Stars

Heisst der Abwehrchef Nico Elvedi? Ist die Nati zu abhängig von Granit Xhaka? Ist Xherdan Shaqiri bald nur noch Joker? Und löst Haris Seferovic das Sturmproblem? Wir beantworten vier Thesen zur Schweizer Nationalmannschaft vor den ersten Länderspielen 2021.

Etienne Wuillemin
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Diese Woche beginnt für die Schweizer Nati die WM-Qualifikation. Zuerst in Bulgarien am Donnerstag, drei Tage später in St.Gallen gegen Litauen. Der Gruppenfavorit heisst Italien. Darum sind zum Start zwei Siege gefordert. Welche Themen beschäftigen die Nati derzeit?

Ist Nico Elvedi der neue Schweizer Abwehrchef?

Absolviert bald sein 200. Bundesliga-Spiel: Nico Elvedi.

Absolviert bald sein 200. Bundesliga-Spiel: Nico Elvedi.

Lars Baron / Pool / EPA

24 Jahre jung ist der Verteidiger von Borussia Mönchengladbach. Und bereits darf er ein ­erstaunliches Jubiläum feiern: die nächste Partie wird sein 200. Auftritt in der Bundesliga. Fürs Nationalteam hat er an grossen Turnieren noch nicht spielen dürfen. Sowohl an der EM 2016 wie auch an der WM 2018 war er stets Ersatz. Das wird sich im kommenden Juni ändern, so viel ist klar. Und die Anzeichen mehren sich, dass ­Elvedi auf lange Jahre hinaus der Chef in der Schweizer Abwehr wird. Die Fragezeichen um seine Nebenleute sind ungleich grösser. Fabian Schär ist noch viele Wochen verletzt, Manuel Akanji ist erst gerade genesen und Ricardo Rodriguez Spielzeit ist im Verein arg begrenzt.

Elvedi sei bereits «eine leise Führungsfigur», sagt Vladimir Petkovic. «Jetzt muss er noch lauter werden.» Und sogleich schiebt der Nationaltrainer ein Kompliment hinterher: «Es ist kein Zufall, dass ihn jeder grosse Klub auf der Liste hat.» Vorerst hat Elvedi seinen Vertrag bei Mönchengladbach um drei Jahre verlängert.

Ist die Nati zu sehr abhängig von Granit Xhaka?

Übernahm von Stephan Lichtsteiner die Captain-Binde: Granit Xhaka.

Übernahm von Stephan Lichtsteiner die Captain-Binde: Granit Xhaka.

Imago Images

Nach dem Rücktritt von Stephan Lichtsteiner hat Xhaka das Captain-Amt übernommen. Er wird dereinst wohl Schweizer Rekordnationalspieler. Vielleicht absolviert er noch im Jahr 2021 sein 100. Länderspiel. Seit er Captain ist, hat Xhaka noch einmal an Präsenz und Ausstrahlung gewonnen. Die Frage ist einzig: Ist es gar zu viel? Petkovic hat die Nati um Xhaka gebaut. Muss manchmal aber konstatieren, dass Xhakas Schatten zu gross ist für die Mitspieler. Steht der Captain nicht auf dem Feld, so ist dies sofort spürbar.

Für die Entwicklung des Teams ist es darum vonnöten, dass die Akteure im Zentrum neben Xhaka wie Freuler, Zakaria oder Sow noch einmal einen Schritt vorwärts machen. Sich getrauen, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen. Sie würden damit auch verhindern, dass sich Xhaka zu viel Last aufbürdet – und von dieser Last zwischendurch erdrückt wird.

Ist Xherdan Shaqiri bald nur noch Nati-Joker?

2020 kehrte Xherdan Shaqiri nach über 16 Monaten Absenz ins Schweizer Nationalteam zurück.

2020 kehrte Xherdan Shaqiri nach über 16 Monaten Absenz ins Schweizer Nationalteam zurück.

Federico Gambarini / dpa

Das wichtigste zuerst: Seit Weihnachten ist Shaqiri gesund. ­Genauso erfreulich: In 13 der 19 Spiele Liverpools seither kam er zum Einsatz. Zwar ist Shaqiri 2021 noch torlos, doch es gab schon schwierigere Zeiten. Auch im Nationalteam hat er im ­Oktober 2020 ein beachtliches Comeback gegeben nach 16 Monaten ohne Länderspiel. Wobei er in den vier Partien jeweils zu Teileinsätzen kam.

Die Frage für Petkovic lautet: Wie viel Risiko will er eingehen? Petkovic setzte zuletzt stets auf ein 3-4-1-2, wobei er für Shaqiri jeweils einen der drei zentralen Mittelfeldspieler opferte. Gegen nominell schwächere Gegner wie Bulgarien oder ­Litauen wird er das auch weiterhin tun. Zu wichtig ist in diesen Spielen Shaqiris Kreativität. In Partien, wo die Schweiz Aussenseiter ist, wie zum Beispiel gegen Italien, ist es aber durchaus denkbar, dass Shaqiri einmal auf der Bank beginnt. Wobei sich Shaqiri selbst schon sehr ­bestimmt als Fixstarter sieht.

Löst Haris Seferovic das Sturmproblem?

Seit 2013 fixer Bestandteil der Schweizer Nati: Haris Seferovic.

Seit 2013 fixer Bestandteil der Schweizer Nati: Haris Seferovic.

Laurent Gillieron / KEYSTONE

Die Formel ist einfach: Grosse Siege gibt’s nur mit grossen ­Stürmern. Wenn man die wiederkehrenden Probleme der Schweiz in den letzten Jahren auf einen Nenner bringen will, dann so: Im Zweifel hapert es an der Chancenauswertung.

Ob Seferovic, Gavranovic oder Embolo – einer der Schweizer Stürmer war zuletzt meist ­einigermassen in Form. Aber selten bis nie zwei gleichzeitig. Ist das nun anders? Zumindest bei Seferovic gibt’s derzeit keine Zweifel. Sechs Tore in den letzten vier Meisterschaftsspielen erzielte er.