Die Schweizer spielen in der WM-Quali erneut 0:0 – nur ist dieser Punkt gegen die Nordiren zu wenig. Seferovic verschiesst einen Penalty.
Vom Verteidigen zum Angreifen, vom Verhindern zum Kreieren, vom Dürfen zum Müssen. So in etwa lässt sich die veränderte Ausgangslage vor dem Spiel gegen die Nordiren im Vergleich zum Auftritt gegen die Italiener beschreiben – und dass diese WM-Qualifikationspartie in Belfast damit mental ungleich schwieriger ist. Dazu noch der mit 15660 Zuschauern fast ausverkaufte Windsor Park, der eine unglaubliche Magie versprüht mit den lauten nordirischen Fans, der sogenannten «Green and White Army».
Um es gleich zu sagen: Auch wenn die Schweizer in der zweiten Halbzeit engagierter sind, gelingt die erforderliche Umstellung innert drei Tagen nicht. Sie können nie verbergen, dass eben doch zu viele etablierte Kräfte fehlen. Sie schaffen es nicht ein einziges Mal, gegen die biederen Nordiren auch nur eine einzige reelle Torchance herauszuspielen. Weshalb einzig der Foulpenalty bleibt, mit dem Seferovic in der 33. Minute lamentabel scheitert. Jedenfalls verspielt sich die Schweiz mit dem nächsten 0:0 eine gute Ausgangslage in der WM-Qualifikation, es ist der erste Tolggen im Reinheft unter Nationaltrainer Yakin und auch für ihn zu wenig. Weil Italien gegen Litauen 5:0 gewinnt, ist es nach Verlustpunkten wieder gleichauf mit der Schweiz, aber in der Pole Position für den Gruppensieg.
Im Vergleich zum Italien-Spiel ersetzt Yakin gegen die Nordiren die Mittelfeldreihe vor «Scheibenwischer» Frei komplett, setzt auf Fassnacht, Freuler, Zakaria und Vargas. Während im 4-1-4-1 in der Defensive alles gleich bleibt, und ganz vorne wieder Seferovic stürmt. Die nordirischen Akteure, in der Mehrheit engagiert bei zweit- bis drittklassigen Teams auf der Insel, beginnen, wie man das erwartet. Energiegeladen, auf Konter setzend.
Einer von diesen passiert in der neunten Minute, Akanji ist unachtsam, Lavery enteilt Elvedi und zieht allein auf Sommer los, zielt aber am Tor vorbei. Die Schweizer haben tatsächlich Mühe, ins kampfbetonte Geschehen einzugreifen, oft sind sie mit Zuspielen in ihren zaghaften Angriffen zu ungenau, auch fehlt die Abstimmung zwischen Frei, Akanji und Elvedi.
Zwar kommt das Heimteam zu keinen echten Chancen, aber die Schweizer spielen schlecht, die Offensive sieht kein Land. Von möglichen Überzahlsituationen ist schon gar nichts zu sehen, das propagierte Selbstvertrauen ebenfalls nicht. Für die Mannschaft von Yakin spricht einzig, dass sie die erste halbe Stunde trotz 73 Prozent Ballbesitz schadlos übersteht.
Doch dann erhält die Schweiz bei einem nicht gerade vielversprechenden Angriff völlig unerwartet einen Penalty, weil Vargas niedergerissen wird; die Grosschance kommt einem so vor, wie wenn die Jungfrau zum Kinde kommt. Und was passiert? Der schwache Seferovic schiesst schwach und scheitert an Peacock-Farrell – es ist aus dem Spiel heraus der vierte Elfmeter in Serie, den die Schweizer nicht versenken können. Immerhin sind sie nun da, gehen konzentrierter ans Werk gegen eine technisch limitierte Mannschaft.
Für die zweite Halbzeit braucht es Lösungen, Yakin ist gefordert. Nach der Pause verändert sich das Bild nicht gross, die Schweiz hat meistens den Ball, ist aber nie zwingend. Yakin bringt bald einmal Zuber und Steffen für Frei und Fassnacht, passt das System an, um mehr Druck zu erzeugen. Allein, es gelingt nicht, weil die Nordiren und ihre Fans mit allem dagegenhalten, was sie haben. So kommt es abermals zu einem 0:0, nur ist das Gefühl nicht mehr dasselbe wie gegen Italien. Akanji sagt, was alle denken: «Wir haben immer noch kein Spiel verloren. Aber so etwas wie heute darf uns sicher nicht mehr passieren.» Das nächste Spiel im Oktober ist: gegen Nordirland.
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