Vierter Sieg im vierten Spiel der WM-Qualifikation: Die Schweiz erfüllt gegen Kroatien die Pflicht, tut sich aber lange schwer. Erst die letzten 15 Minuten erlösen die Nati nach einem zähen Abend. Damit reist die Schweiz in einem Monat als Tabellenführer zum ersten Direktduell mit Italien.
War es das tatsächlich schon? Bleibt es bei diesem über weite Strecken ernüchternden Fussballabend im Zürcher Letzigrund? 80 Minuten sind gespielt, 2:0 führt die Schweiz gegen Kroatien. Aber irgendwie mag nichts gelingen. Immer wieder bleiben die Pässe an einem Bein hängen. Das Tempo fehlt. Die Entschlossenheit irgendwie auch. Nein, es ist kein Spiel, das die Herzen der Schweizer Fans erwärmt.
Doch dann fallen die Tore plötzlich doch noch. Aus heiterem Himmel, aber das braucht am Ende niemanden zu kümmern. Ramona Bachmann nach einer herrlichen Drehung (82.), Rachel Rinast mit einem wunderbaren Volley (88.) und wieder Bachmann mittels Penalty (91.) machen aus dem 2:0 innert zehn Minuten ein komfortables 5:0. Und darum stehen die Schweizerinnen auch nach vier Runden weiter an der Tabellenspitze der Gruppe G in dieser WM-Qualifikation.
Nationaltrainer Nils Nielsen bilanziert nach dem Spiel: «Schön, dass wir immer wieder gegen Ende der Spiele Tore schiessen. Daran kann ich mich gewöhnen. Und es ist natürlich ein ganz anderes Gefühl, ob man 5:0 oder 2:0 gewinnt.»
Noch am Freitag gewann die Schweiz gegen Rumänien «nur» 2:0. Wobei die Leistung vor fünf Tagen besser war. Der Unterschied zu heute war, dass die Tore nicht fielen.
«Diese Tore am Schluss, die muss man erst einmal machen», sagt Captain Lia Wälti. «Nach 75 Minuten wäre ich wohl nicht so zufrieden gewesen wie jetzt. Doch gegen Italien wird es von uns mehr brauchen, das ist klar.» Am 26. November steht in Palermo das erste Schlüsselspiel in dieser Gruppe an.
Resultatmässig gelang der Schweiz gegen Kroatien der erhoffte Start. Ana-Maria Crnogorcevic traf bereits nach acht Minuten mit dem ersten nennenswerten Schuss. Zum dritten Mal in Serie war es die Schweizer Rekordtorschützin (65 Tore in 129 Nati-Spielen), die den ersten Schweizer Treffer erzielte. Doch eine Befreiung löste der Treffer nicht aus. Im Gegenteil. Die Schweiz liess Kreativität, Tempo und Genauigkeit vermissen. Daran änderte auch das 2:0 kurz vor Halbzeit durch Maritz und nach erneut schöner Vorarbeit von Fölmli nichts.
Trainer Nielsen verzichtete auf Riola Xhemaili, weil diese bei einer weiteren gelben Karte in Italien gesperrt gewesen wäre. Es war eine verständliche Entscheidung. Aber eben auch eine, die sich auswirkte auf das Schweizer Spiel. Spätestens als sich dann auch noch Maendly verletzte, stimmten die Automatismen nicht mehr. Doch dann kamen die letzten Minuten. Und sorgten dafür, dass trotz viel Knorz auf manchen Gesichtern ein Lächeln zu sehen war.
In knapp einem Monat geht es also in der WM-Qualifikation weiter. Dann folgt in Palermo das erste der beiden Schlüsselspiele gegen Italien. Zunächst aber richtet sich der Blick der Schweizerinnen nach England. Dort werden am Donnerstag die Gruppen der EM-Endrunde ausgelost. Die Schweizerinnen sind im dritten Topf gesetzt. Wie sehen die Wünsche des Nationaltrainers aus? «Ich würde sehr gerne das Eröffnungsspiel gegen England bestreiten», sagt Nielsen.