1013 Meter – kein Zentralschweizer Klub kickt höher als der Engelberger SC: Nun soll es für den 4.-Ligisten mit dem neuen Trainer auch sportlich nach oben gehen. Oliver Schmid ist kein Unbekannter im Fussball: Er ist Scout beim Serienmeister BSC Young Boys.
1013 Meter über Meer liegt der Sportplatz Wyden in Engelberg. Damit ist es das höchstgelegene Fussballfeld aller Mitgliedervereine beim Innerschweizerischen Fussballverband (IFV). «Nur im Wallis und wohl im Bündnerland gibt es Klubs, die ihre Spiele noch höher oben austragen», meint Sven Imboden. Er ist Assistenztrainer beim Engelberger SC, spielte lange in der ersten Mannschaft.
Sein Vater Heinz Imboden war einer der Gründer vor 35 Jahren und ist heute Ehrenpräsident. Sein grösster Coup als Präsident war die Verpflichtung von Trainer Daniel Wildisen, der früher Nationalliga-A-Spieler beim FC Luzern und FC La Chaux-de-Fonds war.
Svens Bruder Lars Imboden ist Captain und Abwehrchef beim Klub aus der 4. Liga. Die Spieler des ESC wohnen alle in Engelberg, die meisten heissen Imboden, Matter, Zumbühl und Kaufmann.
Von einem Höhenvorteil auf 1000 Metern will Sven Imboden nichts wissen:
«Ein Vorteil wegen der Höhe? Das ist wahrscheinlich ein Mythos.»
Früher hatten sie einen kleinen Platz, «da setzten wir uns oft dank den sehr kämpferischen Tugenden durch», erzählt der 33-Jährige. Vor zehn Jahren bekam Engelberg einen Kunstrasen. «Seither setzen wir auf ein schnelles Umschaltspiel.»
Die Plastikunterlage, die bald durch einen Kunststoffrasen der neusten Generation ersetzt werden soll, ermöglicht es den Aktiven, die Vorrunde bis zum 24. Oktober zu Ende zu spielen und ab Mitte März wieder zu trainieren. Der Schnee sei dann dank der in Engelberg traditionell längeren Winterpause kaum mehr ein Problem. Zuletzt habe einzig einmal wegen dicken Nebels nicht gespielt werden können.
Sven Imboden: «Jetzt hoffen wir, dass die Mannschaft unter dem neuen Trainer Oliver Schmid technisch noch weitere Fortschritte macht.» Der Einstand ist dem neuen Mann an der Seitenlinie gelungen: In der Meisterschaft wurden Alpnach (4:2) und Sachseln (4:0) bezwungen, im Cup gewann das Team aus dem Klosterdorf gegen Walchwil (8:0).
Seit einem Monat ist Schmid Coach in Engelberg. Der 50-jährige Luzerner ist kein Unbekannter im Fussball: Einst spielte er selbst in der Nationalliga B beim FC Emmenbrücke, später assistierte er Jochen Dries in der selben Liga beim SC Kriens. 2013 wurde er Scout beim FC Luzern unter Sportchef Alex Frei und seit 2017 beobachtet er für den Serienmeister Young Boys überwiegend Talente der Challenge League.
Wie kommt ein Coach mit der Uefa-B-Lizenz zu einem Bergverein wie dem Engelberger SC? Oliver Schmid: «Eigentlich wollte ich gar nicht mehr Trainer sein, doch bin ich mit Engelberg familiär verbunden. Nachdem ich einen Herzinfarkt erlitten hatte, lebte ich zwei Jahre hier oben in einer Einliegerwohnung im Haus meines Onkels. Die Höhe und die gute Luft taten mir gut, auf den Spaziergängen im Dorf lernte ich den einen oder anderen Einheimischen kennen.»
Der Mann aus der Stadt bereut es nicht, die Nachfolge von Reto Zihlmann angetreten zu haben, der den Verein in Richtung Meggen (3. Liga) verliess. «Ob bei Kriens in der Challenge League oder bei Engelberg in der 4. Liga, die Vorbereitung ist für einen Coach die gleiche», erklärt Oliver Schmid.
«Jedoch macht der Trainerjob hier extrem viel Spass, denn die Engelberger sind einfach gute Typen.»
Zudem passen die Organisation, Infrastruktur und das Material.
Allerdings ist der nach wie vor für YB tätige Scout, der Sportchef Christoph Spycher einst aus der Challenge League Nsame und Fassnacht vorschlug, nicht nur zum Plausch im Touristenort. Assistenzcoach Sven Imboden erzählt:
«Kürzlich hat Oli der Mannschaft erklärt, dass er nicht hier sei, um Freunde zu gewinnen, sondern um das Team weiterzubringen.»
Schmid sagt offiziell: «Unser Ziel ist die Finalrunde.» Hinter vorgehaltener Hand soll der neue Coach aber den erstmaligen Aufstieg in die 3. Liga anvisieren. Imboden bestätigt die Ambitionen aus Klubsicht:
«Wenn wir’s dieses Jahr nicht schaffen, wann dann?»
Im Vorjahr hatten sie Aufsteiger Kriens besiegt, vergaben dann aber unglücklich Punkte und verpassten die Promotion mit dem gleichen Zählerstand, weil die Fairplaywertung für den SCK entschied.
Zum Aufstieg in dieser Saison ist noch ein langer Weg, inklusive langer Winterpause. Sven Imboden macht sich diesbezüglich jedoch keine Sorgen: «Wir können über den Winter in der neuen Dreifachhalle trainieren, zudem sind unsere Spieler alles polysportive Typen, die Skifahren, Langlauf machen, Tennis spielen und Biken. Sie sind alle fit – hoch motiviert, wenn sie im Frühling wieder draussen ‹tschutten› können.»
Eine Besonderheit der eigenwilligen Engelberger in den «Länderen» (Urschweiz) ist Oliver Schmid aufgefallen:
«Die Rivalität mit den direkten Nachbarn in Obwalden und Nidwalden ist für mich als Luzerner überraschend gross.»