Der Fussballklub hat einen Ausstand von fünf Monaten bei der Miete für sein Stadion. Nun gerät auch die Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park ins Schlingern.
Das Jubiläum naht. Im kommenden März wird der St. Jakob-Park 20-jährig. Der FC Basel wurde darin zwölfmal Schweizer Meister und feierte internationale Erfolge. Für die Euro 2008 erhöhten die Architekten Herzog & de Meuron die Zuschauerzahl auf 39000 Plätze. Doch je näher das Jubiläum rückt, desto trüber werden die Aussichten.
An der Generalversammlung der Stadiongenossenschaft vom Montag offenbarten sich die Konflikte: Der FC Basel als Generalmieter des Stadions zahlt seit fünf Monaten keine Miete mehr. In der Kasse fehlen bereits 1,6 Millionen Franken, monatlich werden es 315000 Franken mehr.
Die ersten drei Monate hat die Genossenschaft die Miete coronabedingt gestundet. Seither fehle wohl das Geld, um zu zahlen, glauben Genossenschafter. Der FC Basel stellt sich auf Anfrage auf den Standpunkt, er habe nach der Stundung zweimal gefragt, wie es nun weitergehe, und darauf keine Antwort erhalten. Sprecher Simon Walter sagt: «Dies steht in keinem Zusammenhang mit der Liquidität des Klubs.»
Die Einstellung der Zahlung ist nicht nur eine weitere abenteuerliche Volte in der jüngsten Geschichte des Fussballvereins. Sie markiert vielmehr auch einen neuen Tiefpunkt im Verhältnis des Vereins mit der Stadiongenossenschaft. Dieses war zwar schon unter der Ägide Heusler nicht ungetrübt, doch als Partner, die auf Gedeih und Verderben aufeinander angewiesen sind, entstand ein produktives Miteinander.
Dank der wiederholten Teilnahme an der Champions League konnte der FCB zudem die Jahresmiete von 3,8 Millionen Franken aufbringen und auch vereinbarungsgemäss eine weitere Million in einen Erneuerungfonds einzahlen.
In der neuen Ära Burgener kam es schon bald zu einem Eklat, als der Verein ohne grössere Rücksprache mit der Genossenschaft eine Beteiligung am Stadion und einen Rückbau der Zusatztribüne mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Franken in den Raum stellte. Die Blase platzte ohne weiteren Effekt. Es blieb dann aber auch der Champions-League-Bonus aus, es versandete der regelmässige Austausch, nun fehlen die regulären Mieteinnahmen. Die Kommunikation beschränkt sich auf eingeschriebene Briefe.
Der Streit mit dem Hauptmieter eskaliert ausgerechnet in einer Zeit, in der sich die Genossenschaft neu auszurichten gedenkt. An der Generalversammlung verabschiedeten sich Markus Lehmann, der sieben Jahre lang das Präsidium führte, wie auch Marcel Thommen, der als Finanzchef und Buchhalter mit dafür sorgte, dass für die anstehenden Sanierungsarbeiten Reserven von 6,2 Millionen Franken aufgebaut werden konnten.
Abgelöst wurde Lehmann vom selbstständigen Berater Andreas Kressler, dem ehemaligen Leiter von Immobilien Basel. Neu im Gremium ist zudem die Steuerexpertin Nadia Tarolli Schmidt, was zu einer pikanten Konstellation führt: Tarolli Schmidt arbeitet in der Anwaltskanzlei Vischer wie der weiterhin amtierende Vorstand Ueli Vischer, der wiederum in seiner Zeit als Regierungsrat Vorgesetzter von Kressler war. Unverdächtig ist Eric Nussbaumer, der als ehemaliges Mitglied des FC Nationalrat künftig Baselland im Vorstand vertritt.
Kressler ist als designierter Präsident mit zwei Projekten angetreten: der Auslagerung der Immobilienverwaltung und mit neuen Statuten. Für die Vergabe des Auftrags hat es gemäss Auskunft an der Generalversammlung zwar eine Ausschreibung gegeben, doch den Zuschlag erhielt mit der Firma Bächtiger Liwoba von Mathieu Jaus ein sehr Nahestehender: Jaus war als Vertreter des FCB bis zuletzt ebenfalls im Vorstand.
Wir suchen das Gespräch nach allen Seiten.
(Quelle: Andreas Kressler, Präsident Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park)
Jaus vertrat allerdings schon längere Zeit nicht mehr die Interessen der Vereinsführung, zu der er Distanz genommen hat. Einen Nachfolger sollte er auch nicht haben, da die vorgesehene Statutenrevision unter anderem den Passus strich, dass im Vorstand eine Person des Vereins Einsitz haben soll. Nur: An der hitzig geführten Generalversammlung fiel die Statutenänderung durch und verfehlte die notwendige Zweidrittelmehrheit. Die Folge: Der FCB hat weiterhin Anrecht auf einen Sitz im Vorstand.
Was an der Versammlung folgte, spiegelt die aktuelle Misere wider: Die Vereinsführung, die den Tag über schon den wütenden Abschied von U 21-Trainer Alexander Frei zu verkraften hatte, war an der Versammlung nicht prominent vertreten. So musste der Vereinscontroller René Heiniger sich selbst dem Publikum vor- und sich zur Wahl stellen – und fiel prompt durch.
Dabei hätte Heiniger als Kenner der FCB-Zahlen dem Vorstand immerhin präzise erklären können, ob der Verein die Miete nicht zahlen kann oder ob er sie bloss nicht zahlen will.