French Open
Roger Federer gewinnt ein Geisterspiel, bei dem es zu einem Spuck-Eklat kommt – und steht in den Achtelfinals

Roger Federer besiegt den Deutschen Dominik Koepfer (ATP 59) mit 7:6 (7:5), 6:7 (3:7), 7:6 (7:4), 7:5 und steht damit in den Achtelfinals der French Open. Dort trifft er auf den Italiener Matteo Berrettini (ATP 9).

Simon Häring
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Nach hartem Kampf steht Roger Federer in den Achtelfinals der French Open.

Nach hartem Kampf steht Roger Federer in den Achtelfinals der French Open.

Thibault Camus / AP

Da ist kein tosender Applaus, kein Raunen, das durchs Stadion geht, wenn er einen Stoppball spielt. Und vor allem: keine «Roger, Roger»-Rufe der Franzosen, die ihn verehren wie einen Einheimischen. Da ist: fast nichts. Nur die Aus-Rufe der Linienrichter, die Durchsagen des Schiedsrichters, das Klicken der Kameras, das Klatschen aus der Box, die Selbstgespräche des Gegners. Es ist die Szenerie, in der Roger Federer in dieser Nacht auf Dominik Koepfer trifft. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Geschuldet der Ausgangssperre, die in Frankreich ab 21.00 Uhr in Kraft tritt.

Leere Ränge auf den Rängen des Court Philippe Chatrier.

Leere Ränge auf den Rängen des Court Philippe Chatrier.

Thibault Camus / AP

Es ist ein Spiel der Premieren. Zum ersten Mal spielt Roger Federer vor leeren Rängen. Zum ersten Mal gegen den Deutschen Dominik Koepfer (ATP 59). Zum ersten Mal im 424. Spiel bei einem Grand-Slam-Turnier gehen die ersten drei Sätze in ein Tiebreak. Im ersten setzt sich Federer 7:4 durch. Das zweite Tiebreak verliert er mit 3:7. Er war zuvor zwei Mal mit Break vorne gelegen. Im dritten Satz liegt Federer mit einem Break hinten.

Es drängt sich unweigerlich die Frage ins Bewusstsein: Ist das Federers trauriger Abgang aus Paris? Ohne Zuschauer? Gegen einen Aussenseiter?

Doch Federer gelingt das Rebreak. Er gewinnt das Tiebreak des dritten Satzes mit 7:4. Und er startet auch mit einem Break zum 2:1 in den vierten Durchgang. Dabei kommt es zu einem Eklat: Koepfer geht nach dem Break auf die andere Seite des Netzes, um den Abdruck zu überprüfen - und spuckt drauf. Wären Zuschauer da gewesen, er wäre längst ausgepfiffen worden. Schon zuvor hatte der Schiedsrichter ihn ermahnt, nicht auf den Boden zu spucken. Die Folge: eine Punktstrafe. Federer startet mit 15:0 in sein Aufschlaggame – und gibt dennoch seinen Aufschlag ab.

Die Entscheidung fällt, als Federer das Break zum 6:5 gelingt. Danach serviert er souverän aus. Nach 3:35 Stunden und um 00:44 Uhr Ortszeit steht der Baselbieter in den Achtelfinals der French Open: 7:6, 6:7, 7:6, 7:5.

Der Deutsche Dominik Koepfer macht Federer das Leben schwer.

Der Deutsche Dominik Koepfer macht Federer das Leben schwer.

Thibault Camus / AP

Nächster Härtetest: Matteo Berrettini

Federers nächster Gegner ist Matteo Berrettini (25, ATP 9). Der Italiener stand 2019 im Halbfinal der US Open, drei seiner bisher vier ATP-Titel gewann er aber auf Sand, den ersten 2018 in Gstaad. In Roland Garros steht Berrettini indes zum ersten Mal in den Achtelfinals. Auf Sand trafen Federer und Berrettini noch nie aufeinander. In den beiden bisherigen Duellen – 2019 in Wimbledon auf Rasen und bei den ATP Finals auf einem Hartbelag – setzte sich Roger Federer jeweils ohne Satzverlust durch.

Matteo Berrettini steht erstmals in den Achhtelfinals der French Open.

Matteo Berrettini steht erstmals in den Achhtelfinals der French Open.

Alessandra Tarantino / AP

Spiele wie jenes gegen Koepfer sind nicht der Grund, weshalb Federer nach zwei Operationen am Knie auf den Tennisplatz zurückgekehrt ist. Er träumt davon, sich noch einmal mit den Besten zu messen – mit Novak Djokovic, mit Rafael Nadal. Und wer weiss: Vielleicht noch einmal eines dieser grossen Turniere zu gewinnen – nicht in Paris, das hat er für sich schon als illusorisch bezeichnet. Aber auf Rasen, in Wimbledon, wo er acht Mal den Titel holte. Der Ort, über den er sagt: «Dort hat für mich alles angefangen.» Und dort wird für ihn vielleicht alles einmal enden.

Paris. Dominik Köpfer. Dieses Spiel zu später Stunde. Die leeren Ränge. Das alles ist in seiner Geschichte bald nur noch eine Randnotiz.