Mit Andy Schmid steht der künftige Handball-Nati-Coach bereits in den Startlöchern. Zur EM nach Deutschland soll die Schweiz aber noch Michael Suter führen. Er verrät, weshalb er sich nicht zur lahmen Ente verwandeln wird.
Vor zwei Wochen drängte für einmal der Handball auf die Frontseiten der Sportberichterstattung. Dem Handballverband, der hierzulande um Aufmerksamkeit buhlen muss, war mit der Beförderung von Andy Schmid zum Nationalcoach ein Geniestreich geglückt. Der 39-jährige Spielmacher wurde zweimal deutscher Meister, fünfmal in Serie zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gewählt. Kurz: Er ist der beste Handballer der Schweizer Geschichte. Eine Ikone mit internationaler Strahlkraft.
Doch die Entscheidung birgt gewisse Risiken für Spannungen. Michael Suter, der das Amt des Nati-Trainers seit 2016 innehat, wird seine Arbeit noch weitere 16 Monate fortführen. Sein designierter Nachfolger bis zu diesem Zeitpunkt wohl noch Teil der Equipe bleiben. Die Konstellation wird die Beziehung zwischen Suter und Schmid auf die Probe stellen. Und da wäre noch die Befürchtung, dass der scheidende Übungsleiter zu einer «Lame Duck» avancieren könnte.
Der 48-jährige Nati-Trainer ist sich der Risiken durchaus bewusst, gibt gegenüber dieser Zeitung auch zu, sich intensiv mit der Angelegenheit der «lahmen Ente» auseinanderzusetzen: «Das ist ein grosses Thema. Unsere Situation ist jedoch ein wenig anders. Seit Längerem hat sich abgezeichnet, dass wir in diese Richtung gehen. Andy Schmid und ich arbeiten nun seit sieben Jahren zusammen. Wir tun das über weite Strecken erfolgreich, mit einer guten Kommunikation. Nun lassen wir uns dadurch nicht aus der Ruhe bringen», so Suter im Rahmen einer Pressekonferenz.
Die Ausgangslage sei die gleiche wie davor. Am Ziel der erfolgreichen EM-Qualifikation habe sich nichts verändert. Auch Captain Nikola Portner pflichtet dem Trainer bei. «Wir haben die Diskussion intern geführt. Unser Verhalten gegenüber Andy wird sich nicht verändern.»
Der Fokus soll nun der unmittelbaren Zukunft gelten. Am Donnerstag bestreitet die Handball-Nati in Schaffhausen gegen Ungarn ihre nächste EM-Quali-Partie, am Sonntag folgt das zweite Aufeinandertreffen in Tatabanya gegen den gleichen Gegner. Nach zwei gespielten Partien führen die beiden Teams ihre Gruppe mit dem Punktemaximum von vier Zählern an.
Die Ungarn glänzten an der WM 2021 in Ägypten mit dem fünften Rang. Die Rollen sind klar verteilt. Läuft alles nach Papierform, können die Schweizer ihr Punktekonto am Ende der Woche nicht aufbessern. Um an einem Coup zu schnuppern, müssen einige Akteure auf der Platte über sich hinauswachsen. «Wir werden auf einen sehr robusten Rivalen treffen. Dennoch glauben wir an unsere Chancen», blickt Portner voraus.
Der Torhüter befindet sich derzeit in einer beneidenswerten Form. Seine Magdeburger entschieden den Bundesliga-Spitzenkampf gegen die Füchse aus Berlin klar für sich. Der Schweizer brillierte mit elf Paraden, wurde zum «Man of the Match» ausgezeichnet. Sollte der Rückhalt nicht ausreichen und die Schweiz zweimal unterliegen, wäre das keine Tragödie. Die Nati hätte im April gegen die deutlich schwächeren Georgier und Litauer alles in den eigenen Händen. Möglicherweise reicht in der Vierergruppe auch ein 3. Rang. Die Qualifikation ist Formsache, «lahme Enten» hin oder her.