Le Mans
Dieses Rennen macht süchtig

Nächstes Wochenende findet in Le Mans das legendäre 24-Stunden-Rennen statt. Mit Marcel Fässler, Neel Jani und Sébastien Buemi fahren drei Schweizer Fahrer um die Podestplätze mit.

Konstantin Furrer
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KEYSTONE

Wenn am nächsten Wochenende auf dem «Circuit de la Sarthe» 180 Rennfahrer um die prestigsträchtige Trophäe am 24-Stunden-Rennen in Le Mans kämpfen, werden auch Schweizer um die Podestplätze mitfahren. Was in der Formel 1 zurzeit nicht denkbar ist, ist in Le Mans Tatsache: Nicht nur ein Schweizer fährt vorne mit, nein, es sind sogar gleich drei. Mit Marcel Fässler, Neel Jani und Sébastien Buemi gehen drei Schweizer an den Start mit reellen Chancen auf den Sieg.

Für Fässler, mit 40 Jahren der deutlich Älteste der drei, ist es bereits die elfte Teilnahme in Le Mans. 2011, 2012 und 2014 sicherte sich der Audi-Werksfahrer den Sieg.Im vergangenen Jahr reichte es immerhin für Platz 3. «Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das Rennen in Le Mans zu gewinnen. Es macht süchtig», sagt der Routinier. Die Chancen, seine Sucht auch in diesem Jahr wieder zu befriedigen, stehen nicht schlecht. Der komplett überarbeitete Audi R18 erwies sich in den ersten zwei Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft in Spa und Silverstone als voller Erfolg. «Wir wussten zu Beginn dieser Saison nicht, wie konkurrenzfähig wir mit dem neuen Auto sind», sagt Fässler. Doch bereits im ersten Rennen in Silverstone fuhr der R18 als Erster über die Ziellinie. Dass das Team nach dem Rennen wegen einer zu dünnen Unterbodenplatte disqualifiziert wurde, sei ärgerlich, sagt Fässler. «Aber das Rennen zeigte, dass wir bei der Überarbeitung des Autos gute Arbeit geleistet haben.» Auch Audi ist zufrieden mit der Arbeit von Fässler. Zu Beginn des Jahres hat das Team den Vertrag mit Fässler um mehrere Jahre verlängert.

Jani sieht sich nicht als Favorit

Profiteur der Disqualifikation war Neel Jani, der seit drei Jahren für Porsche an den Start geht. Sein Team rückte nach Audis Disqualifikation auf den ersten Rang vor und auch im zweiten Rennen in Spa reichte es wieder für eine Platzierung auf dem Podest. Damit startet er in Le Mans als WM-Punkteführer in das Rennen. Von einer Favoritenrolle will der Seeländer aber nichts wissen: «In Silverstone und Spa war auch eine grosse Portion Glück mit dabei.» Auf dem Podest stand Jani in Le Mans noch nie. Obwohl er im letzten Jahr von der Poleposition gestartet war und auch einen Rundenrekord aufgestellt hatte, lag nur der fünfte Gesamtplatz drin. «Bereits in der ersten Runde hatten wir Probleme mit dem Auto. Umso ärgerlicher, weil die anderen Teams von Porsche auf die ersten zwei Plätze fuhren. Es wäre also durchaus etwas dringelegen», sagt Jani, «ich hoffe, dass wir dieses Jahr von technischen Schwierigkeiten verschont bleiben.»

Buemi startete mit Toyota nur mühselig in die neue Langstrecken-Saison. Nach einem Unfall seines Teamkollegen Nakajima in Silverstone und einem Motorschaden in Spa findet sich Toyota in der WM-Punktewertung auf den hinteren Rängen wieder. «Wir könnten auf dem ersten Platz liegen in der Weltmeisterschaft, jetzt sind wir aber fast auf dem letzten. Das ist ärgerlich», sagt Buemi. Trotzdem gibt er sich kämpferisch: «Wichtig ist, dass die Leistung zurück ist. Ich habe lieber ein Auto, das schnell ist, aber anfällig auf Probleme, als ein zuverlässiges, aber langsames Auto. Wir konnten in den letzten Jahren viel wettmachen auf Audi und Porsche. Für Le Mans bin ich zuversichtlich, dass wir auch die technischen Probleme in den Griff bekommen werden.» Für Buemi ist es das fünfte Rennen in Le Mans. Bereits 2013 und 2014 konnte er auf die Podestplätze fahren. Seither hat Toyota an Konkurrenzfähigkeit verloren – ein Rückstand, der auf dieses Jahr wettgemacht werden konnte.

«So ausgeglichen wie in diesem Jahr, war es schon lange nicht mehr», sagt Jani. «Es werden die kleinen Dinge sein, die das Rennen entscheiden werden.» Eine Einschätzung, die Fässler teilt: «Die Saison bisher hat gezeigt, wie eng die Autos zusammenliegen.» Er weiss, wo der Schlüssel zum Erfolg in Le Mans liegt: «Die Standfestigkeit wird entscheidend sein.»