Auch wenn Xhaka die Pfiffe der eigenen Fans schmerzen: Es geht jetzt um seine Zukunft

Wie weiter nach dem Ausraster von Granit Xhaka gegen die Fans von Arsenal London? Eine schnelle Entschuldigung wäre angebracht. Der Kommentar.

Etienne Wuillemin
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Etienne Wuillemin.

Etienne Wuillemin.

Granit Xhaka ist ein wunder­barer Fussballer. Und ein toller Mensch dazu. Er lacht gerne und viel. Egal, wo und wann man Xhaka trifft – er ist immer für einen Scherz zu haben. Manchmal trägt der 27-Jährige bisweilen noch den Schalk eines Jungspunds in sich. Und trotzdem ist er für sein Alter ziemlich reif – auf und neben dem Platz. Es hilft, sich genau das in Erinnerung zu rufen, wenn man nun die Bilder vom Sonntag betrachtet und versucht, sich ein Urteil zu bilden. Ein Urteil über den Fussballer Xhaka, dessen Gesicht rasende Wut verrät. Über den ­Menschen Xhaka, der zutiefst getroffen vom Rasen schreitet.

Es gibt wenig Schlimmeres für einen Sportler, als von den eigenen Fans ausgepfiffen zu werden. Manch einer reagiert geschockt und still, vielleicht mit Tränen. Ein anderer dagegen emotional, aufbrausend und impulsiv. So wie Xhaka. Ist der Schock des Moments einmal vorbei, kommt häufig ziemlich schnell die Frage: Darf ein Sportler so ausflippen?

Darauf eine Antwort zu finden, ist nicht ganz einfach. In solch einer Situation Emotionen zu zeigen, ist vor allem menschlich. In der schlimmsten ­Stunde beherrscht zu bleiben, ist eine schwierige Kunst. Das war bei Haris Seferovic, Alex Frei oder Marco Streller nicht anders, als sie bei Länder­spielen vom Schweizer Pub­likum ausgepfiffen wurden.

Bei Xhaka aber kommt erschwerend dazu, dass er erst vor wenigen Wochen zum Captain von Arsenal ernannt wurde. Und von einem Captain wird zu Recht erwartet, dass er sich in schwierigen Situationen reflektiert und selbstkritisch gibt. Das hat er ohne Zweifel nicht getan.

Die Stimmen in London, die Xhaka kritisch beäugen, sind nicht neu. Er selbst sagte stets: «Kein Problem, damit kann ich umgehen.» Der Sonntag zeigte, dass von den ständigen Nörgeleien wohl doch mehr hängen geblieben ist, als ihm lieb war. Seinen emotionalen Ausbruch kann Xhaka nicht rückgängig machen. Umso mehr kommt es nun darauf an, wie er reagiert. Wenn seine sportliche Zukunft weiter bei Arsenal liegen soll, egal ob als Captain oder nicht, muss er auf Fans und Kritiker zugehen und sich entschuldigen. Ziemlich schnell. Auch wenn es schwerfällt.