Leichtathletik
«Dann zeige ich es ihnen einfach so» – Hürdenläuferin Anna Archidiacono geht an die EM

Trotz Verletzungen am Rücken, einem Ermüdungsbruch am rechten Fuss und fehlender Unterstützung des Leichtathletikverbandes hat es die Däniker Hürdenläuferin Anna Archidiacono vom BTV Aarau an die U20-EM geschafft.

Andrea Meili
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Hürdenläuferin Anna Archidiacono startet an der U20-Europameisterschaft im schwedischen Boras.Bild: zvg

Hürdenläuferin Anna Archidiacono startet an der U20-Europameisterschaft im schwedischen Boras.Bild: zvg

In 14,06 Sekunden hat Anna Archidiacono 100 Meter und zehn Hürden bezwungen und damit die Limite für die U20-EM im schwedischen Boras (18. bis 21. Juli) unterboten.

Was vor einem Jahr noch ein fernes Ziel war, ist nun Wirklichkeit geworden. Dabei sah es vor ein paar Monaten gar nicht danach aus, als ob die 19-jährige Athletin vom BTV Aarau in Schweden an den Start würde gehen können. Zwei langwierige Verletzungen hatten das Nachwuchstalent aus dem solothurnischen Däniken zurückgeworfen.

Erst vor kurzem ist Archidiacono auf die Bahn zurückgekehrt und konnte wieder schmerzfrei Hürdenläufe absolvieren. Begonnen hatte ihr Verletzungspech im März 2018. Ein Arzt stellte damals einen Ermüdungsbruch im rechten Fuss fest – erstaunlich, weil ihr Sprungbein eigentlich das linke ist. Die kleinen Risse im Knochen wurden zwar noch rechtzeitig entdeckt, doch die 19-Jährige durfte in der Folge keine Hürdenläufe mehr absolvieren.

«Ich bin sehr dankbar»

Ans Aufgeben dachte Archidiacono allerdings keinesfalls, und so trainierte sie alternativ an Kraft und Kondition. Erst im Juli des vergangenen Jahres kehrte sie auf die Bahn zurück und verpasste so die U20-WM. Ein Highlight gab es für Archidiacono und die Juniorinnen des BTV Aarau dann trotzdem noch: Im September 2018 reisten sie an den Europacup in Portugal. «Es war wirklich mega cool, dass wir alle zusammen an diesem tollen Wettkampf teilnehmen konnten und dann auch noch den zweiten Rang geschafft haben», erinnert sich Archidiacono zurück.

«Ich bin dankbar und schätze es sehr, dass ich nach Schweden darf, vor allem nach diesem schwierigen Jahr.»

Ein kurzer Lichtblick in einem schwierigen Jahr. Kurz vor Jahresende wurde sie von Rückenschmerzen geplagt – die Hallensaison endete, bevor sie richtig begonnen hatte. Umso erstaunlicher, dass die Dänikerin in Mannheim die EM-Limite unterbot und sich damit für Boras qualifizierte. «Ich bin dankbar und schätze es sehr, dass ich nach Schweden darf, vor allem nach diesem schwierigen Jahr», sagt Archidiacono.

Verband glaubte offenbar nicht an Archidiacono

Auch der Aargauer Leichtathletikverband hat wohl nicht mit der raschen Rückkehr gerechnet. Da Archidiacono in der vergangenen Saison nur wenige Wettkämpfe absolvierte, wurde sie nicht für das EM-Team nominiert. «Es ist schade, dass der Aargauer Verband nicht an mich geglaubt hat, doch ich habe mir dann gesagt: ‹Ist doch egal, dann zeige ich es ihnen einfach so!›» Und das hat die Dänikerin getan. Vom Nationalkader bekam sie die Unterstützung, denn nur wem zugetraut wurde, die Limite zu unterbieten, durfte nach Mannheim mitreisen.

In die Zukunft blickt die 19-Jährige trotz allem Pech positiv. An der EM möchte sie ihre Bestleistung von Mannheim noch einmal unterbieten: «Dann wäre ich zufrieden.» Aufgrund der Rückenbeschwerden ist es Archidiacono nicht mehr möglich, auch noch Weitsprung zu machen, obwohl ihr diese Disziplin ebenfalls gut gefällt. Den Fokus legt sie nun voll auf den Hürdenlauf. «Ich habe noch Respekt davor, mir wieder einen Ermüdungsbruch zuzuziehen, mit Physiotherapie und guter Regeneration versuche ich aber, dem vorzubeugen.»

Wenn das gelingt, bezwingt Archidiacono auch die Hürden bis zum nächsten grossen Ziel: die Weltmeisterschaft.