Startseite
Solothurn
Thal-Gäu
Die OL Regio Olten hätte in Neuendorf gut 500 Läuferinnen und Läufer erwartet. Das Veranstaltungsverbot verunmöglicht dies.
Wer am Wochenende mit Karte und Kompass auf Postensuche gehen will, kann dies im thurgauischen Wäldi tun. Dort bewilligten die Behörden den Wettkampf trotz der Richtlinien zum Corona-Virus. Gut 100 Kilometer weiter westlich hätte die OL Regio Olten am Sonntag im Wald Gäuerban bei Neuendorf die OL-Szene zu ihrem alljährlich stattfindenden Wettkampf erwartet. Obwohl die Kantone am späten Mittwochabend die Richtlinien harmonisierten und neu schweizweit bei Anlässen über 150 Personen eine Rücksprache mit den Behörden vonnöten ist, gilt in diesem Fall: anderer Kanton, andere Auslegung der Richtlinien. Die solothurnischen Behörden untersagten den Anlass des regionalen OL-Klubs, der erfahrungsgemäss gut 500 Läuferinnen und Läufer anzieht.
Das Beispiel aus dem OL-Sport zeigt exemplarisch auf, dass der Umgang mit dem Corona-Virus schweizweit unterschiedlich gehandhabt wird. Die Abweichung ist Ausdruck einer gewissen Verunsicherung rund um die Frage: Welche Massnahmen sind verhältnismässig?
Bei der Freiluftsportart Orientierungslauf kommen die Menschen an Lauftagen gestaffelt in Wettkampfzentrum und absolvieren dann den Lauf individuell. Das «Social Distancing», welches der Bund propagiert hat, ist während des Wettkampfs gegeben. Nicht aber vor und nach dem Wettkampf, wenn die Athleten in der Garderobe duschen und im Anschluss in der Festwirtschaft den Lauf analysieren. Orientierungslauf ist zudem ein Familiensport, bei dem Generationen jeden Alters am gleichen Anlass aufeinandertreffen. Der schweizerische OL-Verband Swiss Orienteering überlässt es den Veranstaltern in Zusammenarbeit mit den kantonalen Stellen, über eine Absage zu entscheiden. In einer Stellungnahme schreibt er: «Wir empfehlen, höchste Hygienestandards einzuhalten.»
Dies gelte vor allem in den heiklen Bereichen wie Festwirtschaft und Sanitäranlagen. Gewissen Klubs ist der Verantwortungsdruck angesichts der aussergewöhnlichen Situation aber zu gross: Der Fricktaler OL-Klub hätte am Wochenende seinen Lauf durchführen können, wie er auf seiner Website erklärt. Die entsprechende Bewilligung des Kantons lag vor, aber die Verantwortlichen verzichteten aus freien Stücken. Am Mittwochabend gab auch die OL Regio Olten die Absage bekannt. Für den regionalen OL-Klub bedeutet dies eine gewichtige Einnahmeeinbusse. Der regionale Wettkampf spült jedes Jahr einen kleinen vierstelligen Betrag in die Vereinskasse und ist somit neben den Mitgliederbeiträgen der wichtigste Budget-Posten. Die Gemeinde Neuendorf kam dem Verein entgegen und verrechnet die Hallen-Kosten nicht. Dafür sei man der Gemeinde dankbar, so der Klub.
Ein Wettkampf bedingt im Orientierungslauf viel Vorarbeit. So erneuerte der Kappeler Franz Wyss die Karte des Waldes, der vom Sturm Burglind besonders betroffen war. In vielen Stunden bereiteten die Organisatoren ausserdem die Bahnen für über 40 Kategorien vor. Daher kündigte die OL Regio Olten an, sie wolle versuchen, den Lauf auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr zu verlegen. Ob dies gelingt, ist ungewiss, da das OL-Jahresprogramm in der Schweiz dicht belegt ist.