Oberbuchsiten
Die Gäuer Spielleute setzen das Leben der Frauenrechtlerin Maria Felchlin in Szene

Ab 20. August führen die Gäuer Spielleute das Stück «Frölein Dokter Felchlin – 50 Jahre Frauenstimmrecht» in Oberbuchsiten auf. Auch diesmal dient die Schälismühle zum Teil als Kulisse.

Lavinia Scioli
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Die Gäuer Spielleute während einer Probe zu ihrem Stück «Frölein Dokter Felchlin», das am 20. August Premiere feiert.

Die Gäuer Spielleute während einer Probe zu ihrem Stück «Frölein Dokter Felchlin», das am 20. August Premiere feiert.

Patrick Lüthy

Sonnenstrahlen dringen auf die Bühne vor der Schälismühle in Oberbuchsiten. Das Bühnenbild wird bereits vom Schatten während der letzten Abendprobe umhüllt. Die Mitglieder der Gäuer Spielleute nehmen Platz, um letzte Anweisungen ihres Regisseurs, Christoph Schwager, entgegenzunehmen. So nimmt er noch kleine Korrekturen am Bühnenbild und an den Lichteinstellungen vor.

Ab kommenden Freitag, 20. August, führen die Gäuer Spielleute das Freilichttheater «Frölein Dokter Felchlin – 50 Jahre Frauenstimmrecht» vor der Schälismühle in Oberbuchsiten auf. Das Stück erzählt die Lebensgeschichte der ersten Ärztin des Kantons Solothurn, Doktor Maria Felchlin, die sich ausserdem für die Rechte der Frauen einsetzte. Anhand ihrer Biografie zeigt das Theaterstück den Wandel der öffentlichen Meinung zwischen der Ablehnung des Frauenstimmrechts 1959 und der Annahme 1971.

Eine Art Faltbuch dient als Bühnenbild

Schwager erhielt vor fast zwei Jahren von den Gäuer Spielleuten den Auftrag, als Autor und Regisseur ein Stück zum Jubiläum des Frauenstimmrechts zu kreieren. Bei seiner Recherche begegnete er der Biografie von «Frölein Dokter Felchlin», wie sie von ihren Patientinnen und Patienten genannt wurde. Es folgte die Verschriftlichung einer Idee und schliesslich eines Konzeptes. Während des Schreibprozesses habe er immer wieder Geschichten und Ideen fallen lassen müssen, da «der Schreibprozess auch immer ein Prozess des Loslassens ist», so Schwager.

Das Bühnenbild stammt von Anja Spiegel. Es zeigt einen Leporello, eine Art Faltbuch, das das Theaterstück in unterschiedliche Stationen von Felch­lins Leben unterteilt. So kann eine Szene nach der anderen aus ihrem Leben aufgeschlagen werden. Betrachtet man es vollständig, wird die ganze Lebensgeschichte sichtbar. Auch die Fassade der Schälismühle ist Teil des Bühnenbilds.

Schwager erklärt:

«Es ist ein richtiges Frauenstück – Frauenpower pur.»

Das widerspiegelt sich auch im Chor, dessen Musik Christoph Mauerhofer komponierte und unter der Leitung von Michaela Gurten steht: Mit 18 Frauenstimmen repräsentiert der Chor Befürworterinnen und Gegnerinnen des Frauenstimmrechts. Denn wie sich im Theaterstück zeigt, waren lange nicht alle Frauen Befürworterinnen des Frauenstimmrechts.

Im Chor treten Befürworterinnen und Gegnerinnen des Frauenstimmrechts auf.

Im Chor treten Befürworterinnen und Gegnerinnen des Frauenstimmrechts auf.

Patrick Lüthy

Einzelcastings und 40 Probeeinheiten

Pauline Grob war Maria Felch­lins erste und einzige Praxisgehilfin. Ihre Beziehung zueinander beschreibt Schwager als speziell: «Sie war sehr eng, aber mit einer klaren Hierarchie.» Dies, obwohl sich die beiden Frauen im Alters- und Pflegeheim Weingarten in Olten ein Zimmer geteilt haben. Als das erste Aufeinandertreffen von Felchlin und Grob auf der Bühne geschieht, unterbricht der Regisseur kurz, um eine kleine Blickänderung vorzunehmen.

Sandra Chenaux verkörpert Maria Felchlin zwischen 30 und 59 Jahre. Frölein Dokter Felchlin nähme sie als starke Persönlichkeit, als eine Vorreiterin, wahr. Carina Bührer hingegen spielt Maria Felchlin in den Lebensjahren 72 bis 83. Beim Theaterspielen könne sie sich in ein anderes Leben hineinversetzen, sagt sie. So auch Felchlins.

Castings und Proben zu Zeiten einer Pandemie erforderten von Schwager eine Umstellung der Organisation: Für die Rollenverteilung musste die Gruppe zum Beispiel auf Einzelcastings ausweichen. Bei der Personnage, der Figurengestaltung, verzichtete man auf die szenenweise Durchführung. Stattdessen reduzierten sich die Gruppen auf vier Leute, was zu rund 40 Probeeinheiten führte.

«Es ist ein schöner Rückblick auf eine vergangene Zeit, auf eine spielerische Art und Weise, und man lernt gleichzeitig die Biografie von Maria Felchlin kennen»,

bilanziert Schwager mit Blick auf die Bühne.

Hinweis: «Frölein Dokter Felchlin», 20. August bis 11. September, 20.15 Uhr, Schälismühle, Oberbuchsiten. Zusatzvorstellungen am 25. und 31. August sowie 7. September. Tickets unter: https://eventfrog.ch/de/p/theater-buehne/theater/froelein-dokter-felchlin-50-jahre-frauenstimmrecht-6802252320387625787.html